In der Ruhe liegt die Kraft

Ein Dreiklang der Frömmigkeit ertönt am Anfang von Psalm 105. Von drei Dingen ist die Rede, dem Danken, Gott anrufen, und dem Verkündigen. Im Original: Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen; Verkündigt sein Tun unter den Völkern! (Psalm 105,1)

Dem Herrn danken, dass heißt also nicht sich im stillen Kämmerlein freuen und einmal kurz lächeln, sondern wirklich aktiv hingehen, anschauen, der Freude Raum geben und von ganzem Herzen Danke sagen, ganz im Bewußtsein, vor wem ich stehe. - Den Namen des Herrn anrufen wiederum spricht von der anderen Seite des Herzens, dem Bitten, und auch hier der eindeutige Rat:

Nicht ominös ins Blaue hoffen oder womöglich noch Hilfe holen an der falschen Stelle, sondern Gott selbst anrufen, der der einzige ist, der helfen kann im Himmel und auf Erden. - Sein Tun verkündigen unter den Völkern, damit andere hören von unserem Gott, damit sie anfangen zu staunen, zu fragen, zu suchen, zu finden, und einstimmen können in die Bildung dieses Dreiklanges aus Danken, Bitten und Verkündigung.

Soweit die unter Christen sattsam bekannte Theorie. In der Praxis fallen mir immer wieder einmal Leute auf, die eins davon sehr betonen. Also die Leute, die ständig ein Dankgebet auf den Lippen tragen, für alles und jeden, egal worum es geht. Oder die, die Gott unaufhörlich ergriffen vor Gott auf den Knien liegen und nicht müde werden, für andere und anderes einzutreten. Oder die Leute, die immerzu, an jeder Ecke anderen erzählen, was der Herr getan hat in ihrem Leben...

Ich geb es zu: Mir wird meistens mulmig, wenn ich so einen Zeitgenossen vor der Nase habe. Denn meistens schlägt mein schlechtes Gewissen durch: Dankst du genug? Vertraust du Gott wirklich alle Anliegen an? Bist du ein Zeugnis für andere?
Doch der Dichter von Psalm 105 will mich mit seinen drei Aufforderungen nicht in Unruhe versetzen.

Der Psalm im weiteren legt das nahe: Hier wird die Geschichte Israels beschrieben, wie Gott sie erwählt hat aus der Menge, befreit aus der Sklaverei, erlöst von den Ägyptern, geführt in der Wüste, versorgt in der Dürre, beschützt vor den Feinden und schließlich in das Gelobte Land gebracht.

Ein Volk von Nomaden zur Ruhe geführt. Und diese Ruhe ist es, die Gott auch mit uns heute haben will, Ruhe für unsere Seele. "In der Ruhe liegt die Kraft" sagt der Volksmund. Und das gilt auch für die drei frommen Disziplinen aus Psalm 105: Danken, Bitten und Verkünden.

Datum: 11.03.2003
Autor: Kai Rinsland
Quelle: ERF Deutschland

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