Vor Gott darfst du bitter klagen

Ist das eigentlich Sünde wenn ich klage?“ So begann vor einiger Zeit eine Person das Gespräch. Sie hatte vieles erlebt, das ihr Sorgen bereitete. Am Arbeitsplatz ging einiges schief auch in den persönlichen Beziehungen klappte es nicht wie es sollte, dazu kamen auch noch gesundheitliche Probleme. Ist es da nicht nur allzu gut zu verstehen wenn ein Mensch klagt?

Sicher ist klagen nicht Sünde, sondern wichtige Seelenhygiene. Wir lesen in der Bibel von vielen Menschen, die klagen und vor allem vor Gott klagen. Es gibt sogar ein ganzes Buch in der Bibel, das „Die Klagelieder des Jeremia“ heisst. Der Prophet klagt Gott über viele Kapitel seine Sorgen. Auch im Buch Hiob klagt der leidgeprüfte Hiob vor Gott sein ganzes Elend.

Nicht zu vergessen sind die Psalmen in denen Menschen ihre Not klagen. So betet ein Mensch: „Wie lange noch, Herr, vergisst du mich ganz? Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir?“ In einer Übertragung von Johannes Hansen heisst dieser Psalm:


„Vor Gott darfst du bitter klagen und dunkle Sorge beim Namen nennen,
stumme Schwermut hinausschreien, düstere Zweifel in Worte fassen,
verborgene Schuld an den Tag bringen.

Dein Gott ist dir nahe in deiner Not. Weiss um die Last deiner Tage,
sieht in die Tiefe deiner Seele, kennt die Verwirrung deiner Gedanken,
lässt dich nicht los in deiner Angst.

Auch du darfst das Lied lernen:
Mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.
Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut.“

Der Beter dieses Psalmes beschreitet in seinem Gebet einen wichtigen Weg. Von der Klage seiner Not zur Erkenntnis, dass Gott ihm nahe ist, bis hin zum Lob. Man spürt förmlich, wie es dem Beter am Schluss wohl ist. Er macht das, wozu Gott im Psalm 50,15 auffordert: „Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich und du wirst mich ehren.“

Datum: 22.09.2006
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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