Sende dein Licht und deine Wahrheit (Psalm 42/43)

In Amerika und immer mehr auch bei uns ziehen die Kinder, maskiert als Geister, am Abend des 31. Oktober von Tür zu Tür. Sie klingeln und fragen: „Trick or treat?“ – „Einen Streich oder Süssigkeiten?“ Halloween nennt sich dieser Brauch. Er hat keltische und christliche Wurzeln. „All hallows eve“ – davon ist das Wort Halloween abgeleitet, bezeichnet den Vorabend von Allerheiligen. Nach keltischem Verständnis handelt es sich um die Nacht vor dem 11. Neumond, also das keltische Neujahrsfest Samhain.

Dass wir Erwachsenen Freude am herbstlichen Schmuck mit orangen Kürbissen und die Kinder am Süssigkeiten sammeln und Streiche spielen haben, kann ich verstehen. Aber wenn ich mit einem Menschen zusammensitze, den das Leben arg geschüttelt hat, und ich dann die Frage „Streich oder Süssigkeiten?“ höre, dann habe ich Mühe mit diesem Brauch.

Unser Leben hat es so an sich, dass es uns nicht fragt, was wir gerne hätten. Die Dinge geschehen einfach. Und wer von uns hat nicht die Erfahrung gemacht, dass ein Unglück meistens nicht allein kommt. Wie tönt also „Trick or treat?“ für einen verzweifelten Menschen.

Psalm 42 und 43 waren ursprünglich ein einziger Psalm. Darum schauen wir die beiden Psalmen auch zusammen an. Da ist von Menschen in der Verzweiflung die Rede: „Ich bin ganz verzweifelt, darum denke ich an dich!“ (Ps 42.7a) Und das ist der Grundton von Psalm 42 und 43: Gerade wer verzweifelt ist, soll die Hoffnung auf Gott nicht aufgeben: „Auf Gott will ich hoffen! Am Ende kann ich ihn preisen, ihn, der mir hilft, meinen Gott.“ (Ps 42.6b)

Genau das brauchen wir auch, was sich der Psalmbeter in seiner Verzweiflung für sein Leben wünscht: „Sende dein Licht und deine Wahrheit, sie sollen mich leiten.“ (Ps 43.3a)

Datum: 01.11.2006
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich

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