Grundbuch des Christentums

Bundespräsident Gauck lobt Bibelgesellschaft

In Hebräisch oder neu übersetzt für das Smartphone: Die Bibel bleibt Orientierung im Wandel der Zeit. Das wurde bei der Feier zum 200-jährigen Bestehen der Deutschen Bibelgesellschaft betont. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte deren Arbeit.
Joachim Gauck

Bundespräsident Joachim Gauck hat das Wirken der vor 200 Jahren gegründeten Deutschen Bibelgesellschaft als Erfolgsgeschichte gewürdigt. Die Organisation habe wesentlich zur Verbreitung des «Grundbuchs des Christentums» beigetragen, schreibt Gauck in einem Grusswort, das am Sonntag bei einem Jubiläumsgottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche verlesen wurde. Allerdings müsse jede Generation die Bibel neu für sich entdecken, betonte der Bundespräsident.

Politik brauche Fundament der Bibel

Der Bischof der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, nannte die Weitergabe der Heiligen Schrift einen bleibenden Auftrag. Ökumenische Arbeit könne mit und an der Bibel gelernt werden. Tabea Dölker vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erinnerte daran, dass die Initiative zur Gründung der Bibelgesellschaft weder von einer Synode noch von einem anderen kirchlichen Leitungsorgan ausgegangen sei, sondern von einer Einzelperson.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, sagte, die Bibelgesellschaft habe dazu beigetragen, dass die Heilige Schrift weltweit das Buch mit der grössten Auflage und den meisten Übersetzungen geworden sei. Stuttgart sei zur «Bibelhauptstadt» geworden. Der stellvertretende baden-württembergische Ministerpräsidenten Nils Schmid (SPD) zeigte sich überzeugt, dass man auch in der Politik das Fundament der Bibel brauche.

Psalm 23 gebetet

Die Bibel kann nach Überzeugung des früheren Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Friedrich, in heutigen kriegerischen Konflikten Orientierung geben. «Nirgendwo in der Bibel entdecke ich ein Wort Gottes, das uns zu einem Krieg ermächtigen und ihn rechtfertigen würde», betonte Friedrich, der ehrenamtlicher Vorsitzender der Bibelgesellschaft ist.

Der Altbischof berichtete, wie er als Propst von Jerusalem während des Golfkrieges 1991 wegen der Raketenangriffe aus dem Irak Nächte in Schutzräumen verbringen musste. Er habe unglaublich grosse Angst gehabt und in dieser Zeit unablässig Psalm 23 gebetet: «Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, dein Stecken und Stab trösten mich.» Das habe seine Angst im Zaum gehalten.

Sprachen für Minderheiten

Die Deutsche Bibelgesellschaft gibt im Auftrag der evangelischen Kirche die revidierte Luther-Bibel heraus. In ihrem Programm befinden sich auch moderne Übersetzungen, Bibelversionen für Smartphone, aber auch wissenschaftlich-kritische Ausgaben auf Hebräisch und Griechisch. Ausserdem fördert sie Bibelübersetzungen in die Sprachen von Minderheiten. Gegründet wurde vor 200 Jahren in Stuttgart die Württembergische Bibelanstalt, aus der später die Deutsche Bibelgesellschaft hervorging.

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Datum: 30.10.2012
Quelle: Epd

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