Jesus berühren
Lisa* ist zwölf Jahre von Arzt zu Arzt gezogen. Sie sucht jemand, der sie von ihren Blutungen befreit. Keiner hat ihr helfen können. Manchmal verzweifelt sie fast. Ihr Vermögen hat sie für Behandlungen ausgegeben, die nichts brachten. Die Blutungen schwächen sie, und man meidet sie, da sie im religiösen Sinn als unrein gilt. «Kann mir keiner helfen?»
Heilt er auch mich?
Lisa hat von Jesus gehört. Ein Wanderprediger, der Kranke heilt. Schwach, verkrümmt, blind und taub werden sie zu ihm geführt; mit neuer Kraft, froh und aufrecht, glücklich über ihre Wiederherstellung gehen sie weg. «Und mich – kann er auch mich heilen? Wird er mich heilen?» Lisa entschliesst sich, zu Jesus zu gehen. Seine Kraft, die muss sie spüren. Sie glaubt: «Wenn ich auch nur seine Kleider berühre, werde ich gerettet» (Die Bibel, Markus-Evangelium, Kapitel 5, Vers 28).
Blutung gestoppt!
In dieser Stunde steckt Jesus im Gedränge. Menschen umringen ihn in der engen Gasse, durch die er zieht. Doch Lisa kommt ihm von hinten nahe und schafft es schliesslich, den Saum seines Gewands anzufassen. Augenblicklich spürt sie: Die Blutung in ihrem Körper ist gestoppt!
Jesus muss auch etwas gespürt haben. Er bleibt stehen, dreht sich um: «Wer hat meine Kleider berührt?» Seine Begleiter schütteln den Kopf: «Du siehst doch, wie das Volk sich um dich drängt, und da sagst du: 'Wer hat mich berührt?'» Doch Jesus weiss: Kraft ist von ihm ausgegangen.
«Dein Glaube hat dich gerettet»
Ist er verärgert, wenn seine Energie derart ‚angezapft‘ wird? Nein. Ihm geht es auch nicht darum, die Hand hinzuhalten und einen Betrag zu verlangen. Er will der Person, die mit Glauben zu ihm gekommen ist, in die Augen sehen und mit ihr sprechen. Wer ist es?
Lisa zittert vor Angst. Sie tritt aus der Menge heraus, wirft sich vor Jesus auf die Knie, gesteht ihm, weswegen sie sein Kleid angerührt hat – und dass sie etwas spürt! Jesus bestätigt es: «Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden und sei geheilt von deiner Plage» (Markus 5,34). Lisa steht auf, strahlt übers ganze Gesicht. Sie darf wieder leben!
Jesus berühren – heute
Jesus berühren – das geht heute nicht mehr so wie damals, als er mit seinen Freunden in Galiläa und Judäa unterwegs war. Jesus berühren – das ist möglich, indem wir in die Gemeinschaft der Menschen kommen, unter denen er mit seinem Heiligen Geist wirkt. So wie Lisa können wir Heilung nicht machen oder bewirken oder bestimmen, wie Jesus zu helfen hat. Doch wie sie können wir uns an Jesus wenden.
Jesus ist nicht mehr physisch auf der Erde unterwegs, aber durch den Heiligen Geist anwesend. Auch heute geschehen Heilungen, denn Jesus ist gestern und heute derselbe bekräftigt das Neue Testament. (Hebräerbrief 13,8). An den christlichen Gemeinden ist es, das Gebet für Heilung zu üben und den Heiligen Geist um Heilungsgaben zu bitten, schreibt der Apostel Paulus (1. Korintherbrief 12,28). Was wir heute – nicht anders als damals Lisa – brauchen, ist Glaube. Die bestimmte Erwartung, dass Jesus hilft.
* Die biblischen Berichte von der Heilung kommen ohne Namen aus. Der Name «Lisa» ist frei gewählt.
Datum: 22.06.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch