Morde im Jemen: Folgen für Einsätze?

Bibelschule Brake

Lemgo/Korntal. Die Bibelschule Brake im nordrhein-westfälischen Lemgo hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass die beiden im Jemen getöteten Krankenschwestern missioniert hätten. «Richtig ist vielmehr, dass sie als Praktikantinnen der niederländischen Hilfsorganisation 'Worldwide Services' in einem ausschliesslich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt wurden», erklärte die Schule am Freitag.

Am Montag waren zwei junge Frauen aus der Bibelschule im Jemen getötet aufgefunden worden. Die freikirchliche Bibelschule, die der Evangelischen Allianz nahesteht, bildet Schüler in einer dreijährigen Ausbildung für hauptamtliche und nebenamtliche Dienste in Gemeinde und Mission aus.

Missions-Dachverband will Sicherheitsmassnahmen prüfen

Nach dem Geiseldrama im Jemen erwägt die deutsche Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen AEM über andere Sicherheitsmassnahmen für ihre Mitarbeiter. Auch bisher habe es umfangreiche Schulungen, Vorbereitungen, Krisenpläne und auch eine Zusammenarbeit mit den Botschaften vor Ort gegeben, sagte Geschäftführer Wolfgang Büsing. «Man kann gar nicht so viel mehr machen.»

 

Die Bedrohung von christlichen Missionaren in Konfliktländern ist nach Büsing nicht höher als von anderen im Ausland tätigen Berufsgruppen. Allerdings versuchten christliche Entwicklungshelfer und Missionare, vor Ort so nahe an den Menschen dran zu sein wie möglich. «Man lebt ja mit den Menschen zusammen.» Die Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung nach dem Vorfall bezeugten auch, dass diese im Land sehr geschätzt werden.

 

Das Problem der Sicherheitslage in islamischen Ländern ist gemäss Büsing sehr unterschiedlich. Die Lage im Jemen sei wie in anderen Konfliktregionen (Afghanistan, Pakistan und Irak) sehr kritisch. Dies gebe es in anderen islamischen Ländern so nicht. Die AEM, ein Zusammenschluss von 90 evangelischen Missionsgesellschaften und Ausbildungsstätten, betreut zur Zeit weltweit über 3‘500 Missionare.

 

„Den Ärmsten der Welt soziale Hilfe"

Die Bibelschule Brake stellte unterdessen im Internet klar, dass die Studierenden sich ihre Praktikumsplätze selbst aussuchen. Sie würden nicht von der Schule zugeteilt. «Beide Studierende haben sich bewusst für diesen Praktikumsplatz im Jemen entschieden, weil sie ein grosses Anliegen hatten, den Ärmsten der Welt soziale Hilfe zukommen zu lassen.» Sie seien von der Bibelschule ausdrücklich auf die Sicherheitsrisiken im Jemen hingewiesen worden.

Nach einem Bericht der in Bielefeld erscheinenden Tageszeitung «Westfalen-Blatt» haben auch die Eltern der Opfer betont, dass die beiden getöteten Krankenschwestern in dem islamischen Land nicht missioniert hätten. «Sie wussten, dass sie dort nur helfen durften. Sie haben Gottes Wort nicht verbreitet», wird der Vater des einen 26-jährigen Opfers zitiert. Das gelte auch für die zweite getötete Frau aus der Bibelschule: «Unsere Töchter wussten um die Gefahr und wollten im Jemen nicht auffallen.»

Sechs Europäer weiterhin verschwunden

Orientexperte Martin Tamcke warnte vor christlichen Aktivitäten im Jemen. Der Göttinger Experte und Berater der Bundesregierung erläuterte, wer sich in der derzeitigen Situation zum christlichen Glauben bekenne, riskiere in dem islamischen Land Leib und Leben.

Das dritte Opfer des Entführungsdramas ist eine Südkoreanerin. Von einer fünfköpfigen deutschen Familie und einem Briten fehlt weiter jede Spur.


 

 

Datum: 20.06.2009
Quelle: Epd

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