Samuel Koch in Predigt

«Bei all diesem ekligen Kram bin ich irgendwie ganz gut drauf»

«Krisen – wie sie zu Chancen werden». Das ICF Zürich geht seit einigen Wochen diesem Thema nach. Letzten Sonntag wurde Samuel Koch zugeschaltet – mit einer starken Botschaft.
Samuel Koch (Foto: Conny Wenk / samuelkoch.com)
Leo Bigger ist Senior Pastor im ICF (International Christian Fellowship).
Samuel Koch während seinem Input

Nicht erst seit der Corona-Krise werden die «Celebrations» des ICF Zürich in der Samsung Hall aufgezeichnet und können zuhause live mitverfolgt werden. Die aktuelle Predigt-Serie titelt: «Krisen – wie sie zu Chancen werden». Senior Pastor Leo Bigger teilt sich die Arbeit mit Tobias Teichen des ICF München und Gastrednern, die wie Teichen dazugeschaltet werden. Nach «Krisen nutzen» mit Dr. Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg sprach letzten Sonntag der Schauspieler Samuel Koch zum Thema «Krisen bewältigen».

«Wir alle erleben Stürme und Krisen»

Leo Bigger sitzt zu Beginn in einem Holzboot – und steht wenig später mit einer einzigen Planke auf der Bühne. An diese klammert er sich scheinbar verzweifelt. Predigttext ist die Rom-Reise des Apostels Paulus (nachzulesen in der Bibel, Apostelgeschichte, Kapitel 27 und 28). Unterwegs in einen heftigen Sturm geraten, erleidet dieser Schiffbruch und strandet auf der Insel Malta. «Wir alle haben unser Malta», überträgt Bigger die Story ins Heute. «Wir alle erleben Stürme und Krisen und stranden an Orten, an denen wir nicht sein wollen, hatten andere Ziele.» Nach Tobi Teichen, der auf das Festhalten an Gottes Verheissungen verweist und die Dankbarkeit ins Zentrum stellt, wird Samuel Koch eingeblendet.

«Mein Schiff war immer mein Körper»

Im Rollstuhl sitzend fährt der Schauspieler in der Abenddämmerung durch Mannheim, wo er mit seiner Frau Sarah Elena lebt. Koch sinniert über die verschwenderische Schönheit und Düfte der Natur im Frühling, fragt nach dem Sinn, dass manche Blumen blühen und verwelken, ohne von jemandem gesehen worden zu sein.

Dann bezieht er sich auf den Schiffbruch von Paulus. «Mein Schiff war immer mein Körper: Ob ein Stipendienangebot von der Illinois State University als Kunstturntrainer, ob als Pilot bei der Bundeswehr oder Akrobat beim Cirque de Soleil – viele Wege haben auch bei mir nach Rom geführt. Ich habe mich dann für ein Schauspielstudium entschieden.»

«Alle Träume waren jäh zerstört»

Was folgt, darüber wurde mannigfach berichtet. Bei einem Auftritt in der TV-Show «Wetten, dass...?» 2010 bricht sich Samuel Koch vierfach das Genick und ist seither querschnittgelähmt. «Alle Pläne, alle Wünsche, alle Träume waren jäh zerstört. Ich verstand es nicht, sah keinen Sinn dahinter», erklärt Koch sein «Malta». Und dann wird er sehr persönlich, zieht die Zuschauer quasi ins Vertrauen, sagt: «Auch meine aktuelle Situation ist manchmal – entschuldigt – ganz schön beschissen!»

«Ich freue mich auf den morgigen Tag»

Samuel Koch erzählt von seiner weggebrochenen Existenzgrundlage – abgesagten Veranstaltungen und Vorstellungen und der damit verbundenen Unsicherheit. Dann fährt er fort: «Einer meiner Ärzte sagte mir, wenn die Entzündung im Fuss sich weiterhin so entwickle, müsse man den Fuss abnehmen. Auch mein Pflegestand ist sehr unsicher. Ich könnte viele eklige weitere Dinge erzählen… In alledem stelle ich überrascht fest, bei all diesem ekligen Kram bin ich irgendwie ganz gut drauf und mental voll fit. Ich freue mich auf den morgigen Tag und bin gespannt darauf. Wenn ich mir die Vögel anschaue, weiss ich, sie säen nicht, sie ernten nicht und Gott versorgt sie doch (Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 26). Darauf vertraue ich und weiss, auch weil ich es mehrfach erfahren habe, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen werden (Römerbrief, Kapitel 8, Vers 28)

«Das nennt man dann, glaube ich, Glaube»

Zum Schluss sieht man Samuel Koch auf einem Fitnessgerät stehen und die Arme bewegen: «Ein Querschnittgelähmter, der seinen gelähmten Körper trainiert… das versteht man nicht und das macht keinen Sinn. Es klingt vielleicht genauso naiv, wie sich zu freuen und sorglos zu sein, obwohl man umgeben ist von Sorgen. Ich glaube, dem Ganzen liegt zumindest bei mir die gleiche verschwenderische Liebe zugrunde, mit der draussen die duftende Natur gemacht wurde.»

Koch schwenkt zurück zu Paulus: «Selbst, wenn man Schiffbruch erleidet, das Schiff weg ist, man auf irgendeiner einsamen Insel gestrandet ist, wenn es alles keinen Sinn zu machen scheint, es wehtut und schmerzt, ist es trotzdem sinnvoll, weiterzumachen. So wie Tobi vorhin gesagt, hat, Dinge zu suchen, für die man dankbar sein kann, trotzdem weiter zu trainieren, auch wenn es vielleicht unverständlich ist und keinen Sinn macht. Das nennt man dann, glaube ich, Glaube – eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln, an dem, was man nicht sieht oder noch nicht sieht (Hebräerbrief, Kapitel 11, Vers 1-2). Mit dieser Hoffnung, diesem Glauben und dieser Freude gebe ich zurück an mein kleines Lieblingsbergvolk, direkt nach Zürich zu Leo. Danke, ciao!»

Hier sehen Sie die Live-Predigt mit Gastredner Samuel Koch:

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Datum: 07.05.2020
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

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