Tim Hänni

Gute Nachricht - im Leben und über den Tod hinaus

Tim Hänni
Tim Hänni ist Pfarrer in Adelboden. Er liebt es, Menschen in der Gemeinde und bei Momenten wie Konfirmation, Hochzeit oder Beerdigung zu begleiten. So kann er die Botschaft weitergeben, für die er lebt und die ihn als Jugendlicher überzeugt hat.

«Meine Eltern führten 20 Jahre lang das Reka-Feriendorf in der Lenk», erzählt Tim Hänni. Sein Bruder und er liebten es, in diesem lebendigen Umfeld und der schönen Natur aufzuwachsen und Sport zu treiben. Er entspannt sich noch heute beim Joggen, Wandern und Mountainbiken. Die Eltern erzogen ihre Söhne im christlichen Glauben, die Grosseltern waren jahrelang in Papua-Neuguinea als Missionare tätig. Tim interessierte schon früh für Fragen wie: «Was ist mit den anderen Religionen?»

Selbst entscheiden

Er übernahm den christlichen Glauben nicht einfach, sondern las die Bibel und stellte viele Fragen. «Ich nahm eine Weile als einziger Teenie am Gottesdienst in der reformierten Kirche teil», berichtet er. Gleichzeitig besuchte er die Jugendgruppe einer Freikirche, und hier gefiel es ihm ebenfalls. Er lernte Jesus persönlich kennen und bezog die Beziehung zu ihm immer mehr in seinen Alltag ein. So entstand der Wunsch, Theologie zu studieren. Zuerst machte er jedoch in Zürichs Kreis 4 ein Praktikum in einer Methodistenkirche: «Die diakonischen Mitarbeiter beeindruckten mich – sie lebten, wovon sie redeten und setzten um, was sie glauben.»

Während seines Studiums in Bern traf er sich regelmässig mit Kommilitonen, welche die Bibel nicht nur theoretisch studierten, sondern sich auch über ihre Jesus-Nachfolge austauschten. «Das hat mich sehr gestärkt», betont Hänni. Während der Ausbildung sei sein Glaube auseinandergenommen und durchleuchtet worden. Nun musste er Wege finden, ihn wieder zusammen zu setzen. «Gott ist heilig, anders, als wir denken», hält er fest. Das fasziniere ihn: «Die Bibel fordert heraus und lässt uns nicht in Ruhe.»

Es hat gefunkt…

Tim und Rebekka Hänni

Vor vier Jahren wurde er zur Geburtstagsparty einer Kollegin eingeladen. Auch Rebekka war unter den Gästen, eine junge Pflegefachfrau. «Bei mir haben sich sehr schnell Schmetterlinge im Bauch gemeldet, und auch sie spürte Funken», erinnert sich Tim. Er lud sie anschliessend zu einer Runde Tischtennis auf dem Münsterplattform ein: «Dann muss man nicht immer reden, wenn man aufgeregt ist», schmunzelt er.

Seine Taktik war erfolgreich – seit 2023 sind die beiden verheiratet. Weil sich Rebekka zur Hebamme weiterbildet, zog das Paar von Adelboden nach Thun, in die Mitte ihrer Arbeitsplätze. Sie hilft durch ihren Beruf mit, neues Leben in die Welt zu begleiten, legt die Neugeborenen der Mutter auf die Brust, direkt ans Herz, damit eine Bindung entstehen kann. Die beste Voraussetzung, um später im Leben verwurzelt zu sein.

Männliche Hebamme

Ein vergleichbares Anliegen hat Tim: Er lädt Menschen ein, sich der Liebe Gottes anzuvertrauen, nah zu seinem Herzen zu kommen und hier Wurzeln zu schlagen. Er predigt, erteilt Konfirmationsunterricht, traut Ehepaare, besucht Kranke und alte Menschen. «Es berührt mich immer, wenn mir jemand aus seinem Leben erzählt, von guten oder auch schwierigen Gotteserfahrungen.»

Einmal erfuhr er während eines Trauergesprächs mit den Angehörigen der verstorbenen Frau, dass sie sowohl ihren Sohn wie auch ihren Mann im gleichen Jahr verloren hatte. Zuerst habe sie nicht mehr an Gott glauben können. Doch gegen Ende ihres Lebens sei sie ihrem Schöpfer wieder nah gekommen. Für ihre Abdankung wünschte sie, dass er folgende Verse vorliest: «Wer kann Gottes Willen fassen? Beugen müssen wir uns still – schmerzerfüllt das Liebste lassen, weil Gott es so haben will.» Die Frau habe ihn durch ihr Durchhaltevermögen und ihre Treue beeindruckt, sagt Hänni. Er frage sich dann: Ob ich auch einen solchen Glauben habe, wenn mir etwas Schreckliches geschieht? Selbst als Pfarrer sei für ihn nicht alles immer klar, er hinterfrage und entdecke stets aufs Neue, warum er Jesus nachfolge.

Durch Gutes und Schwieriges zum Ziel

Der Seelsorger erlebt, dass schlimme Schicksale Menschen in die Arme Gottes treiben können. Für Hänni ist klar: «Anklage und Trauer haben Platz, wir sind Menschen mit Gefühlen, dürfen sie ausdrücken.» Manchmal zerbreche der Glaube, manchmal erwache er später wieder. Gott sei nicht berechenbar, doch er halte viel aus. Er nennt den 23. Psalm als Beispiel dafür, dass Gott sowohl zu grünen Matten wie auch durchs dunkle Tal zum Ziel führe, der ewigen Gemeinschaft mit ihm. So ist für den Pfarrer das Evangelium eine gute Botschaft, die im Leben und auch über den Tod hinaus durchträgt: «Heute will man Leid oft schnell weghaben, doch es gehört zum Leben.»

Ruhe finden

«Wir haben ein gutes Verhältnis zu den anderen Kirchen hier im Dorf», betont Tim Hänni. Es gebe Gottesdienstbesucher, die setzten sich gern in die hinterste Bank und gingen danach still nach Hause. Andere schätzten mehr Gemeinschaft, wie eher Freikirchen sie anbieten: «Beides ist in Ordnung.» Gott begegne den Menschen individuell. «Wir müssen nicht alles wissen, sondern können eine vertrauensvolle Beziehung mit ihm leben», hält er fest. Die Bibel rede über 800 Mal vom Herzen, nie vom Gehirn. Sie zeige damit die Ganzheitlichkeit der Gottesbeziehung auf und dass der Glaube keine reine Kopfsache ist. Deshalb ist der Pfarrer überzeugt: «Es geht in erster Linie nicht darum, keine Fragen oder Probleme mehr zu haben, sondern darum, versöhnt mit dem Schöpfer zu leben.»

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Datum: 07.06.2025
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Jesus.ch

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