«In mir wuchs kein Herzenswunsch nach Kindern»

Ich bin 35 Jahre alt, glaube an Jesus, bin seit elf Jahren verheiratet und habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin glücklich und dankbar für mein Leben. Und doch gibt es etwas, das mir zum «perfekten Glück» fehlt – zumindest, wenn man die Gesellschaft fragt: Ich habe keine Kinder. Seit ich 30 bin, höre ich meine innere Uhr ticken. Es gab Tage, an denen ich an nichts anderes denken konnte als daran, dass ich – beziehungsweise wir – keine Kinder haben. Als ich meinen Mann kennenlernte, war ich 18 Jahre alt. Damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich mit spätestens 25 das erste Mal Mutter sein würde. Doch je älter ich wurde, desto mehr spürte ich, dass in mir kein Herzenswunsch nach Kindern wuchs. Diese Erkenntnis war für mich schmerzhaft. Ich fragte mich: Was bedeutet das für mich als Frau? Als Ehefrau? Als Christin? Ich kam ins Straucheln und habe Gott immer wieder im Gebet angefleht, mir den Wunsch nach einem Kind zu schenken. Ich wollte so sehr fühlen, was viele andere Frauen fühlen. Ich habe geweint, gehadert, gezweifelt. Mein Herz ist an dieser Frage zerbrochen: Wenn ich als Frau keine Kinder bekomme – was bin ich dann wert?

Die Last der Fragen

Dieses Ringen hat meinen Blick für andere Frauen verändert. Ich begann zu suchen: Gibt es andere, die fühlen wie ich? Frauen, die irgendwo zwischen «Ja, ich will unbedingt Kinder» und «Nein, ich will auf keinen Fall Kinder» stehen? Ich habe viele Frauen getroffen, die ganz unterschiedlich leben. Doch in meinem direkten Umfeld habe ich keine gefunden, die meine Gefühle teilte – zumindest sprach niemand darüber. Vielleicht, weil es kein typisches Smalltalk-Thema ist. Deshalb habe ich mich entschieden, meine Gedanken auf Social Media zu teilen. Das hat mich viel Überwindung gekostet, denn jahrelang habe ich das Thema – online und offline – vermieden. Ich hatte Angst vor Fragen. Angst vor mitleidigen Blicken. Angst davor, mich erklären zu müssen. Dann passierte etwas Unerwartetes: Die Resonanz war überwältigend. Als ich die vielen Kommentare las, musste ich weinen. So viele Frauen stehen unter Druck. So viele Frauen ringen – mit sich selbst, mit der Gesellschaft, mit ihrem Glauben.

Es gibt mehr als Ja oder Nein

Es gibt Frauen, die mit ganzem Herzen Mutter sein möchten und sich ihrer Berufung sicher sind. Es gibt Frauen, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden und dabei Frieden empfinden. Und dann gibt es Frauen wie mich – Frauen, die nie eine bewusste Entscheidung gegen Kinder getroffen haben, die aber auch keinen klaren Wunsch danach spüren. Frauen, die sich fragen, ob mit ihnen etwas nicht stimmt. Die darauf warten, dass dieser Wunsch doch noch kommt. Diesen Frauen möchte ich sagen: Ihr seid nicht allein. Es gibt mehr als Ja oder Nein. Der Mensch und seine Gefühle sind komplex. Mit euch ist alles richtig. Ihr seid geliebte Kinder Gottes. Ihr seid wertvoll – nicht, weil ihr Mütter seid oder nicht seid, sondern weil Gott euch geschaffen hat, genau so, wie ihr seid. Eure Identität als Frau hängt nicht an eurer Mutterschaft. Ihr steht in wichtigen, liebevollen Beziehungen. Ihr seid nicht weniger wert, nicht weniger berufen, nicht weniger gesegnet. Lasst euch nicht von gesellschaftlichen Erwartungen definieren, sondern von der Wahrheit Gottes. Er sieht euch. Er liebt euch. Und er macht keine Fehler.

Lary McMahon arbeitet als Social Media-Managerin, Texterin und Sinnfluencerin unter @Larytales. Ähnliche Impulse gibt es im Magazin JOYCE. Infos zum günstigen Jahresabogutschein des Magazins findest du hier.

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