Würde und Perspektiven durch Ausbilungen in Uganda
Wie bringt man Hoffnung und ganzheitliche Veränderung in eine von jahrzehntelangen Konflikten geplagte Gegend hinein? Wie sieht ein Evangelium aus, das in alle Ebenen der Gesellschaft hinein Veränderung bringt? Wie transportieren wir «die Gute Nachricht», die mit der Beziehung zu Gott auch Schwerpunkte auf die Beziehung zu den Mitmenschen, zu sich selbst und zu der Schöpfung legt? Diese (und andere) Fragen stellten wir uns oft, seit wir nach Kitgum in Uganda zogen und Teil des kleinen YWAM‑Teams vor Ort wurden.
Frieden, Versöhnung und Popcorn
Seit gut sieben Jahren sitzt Judith im Rollstuhl, die Ursache ihrer Lähmung? Unbekannt. Das Geld für genaue Abklärungen in der Hauptstadt fehlt. 2022 lernten wir sie als depressive junge Frau kennen, enttäuscht von Gott und der Welt. In ihrer Familie türmten sich die Konflikte. Wir motivierten sie, an einem fünfmonatigen Jüngerschaftstraining (DTS) von YWAM in Kitgum teilzunehmen. Hier fand sie Frieden und Versöhnung – dies stärkte ihre Identität in Gott enorm.
Ausserdem entdeckte Judith ihre Gaben. Sie begann, ihre Kreativität als Einnahmequelle zu nutzen. Aus dem farbigen Papier, das sie von uns erhielt, fertigt sie verschiedene Karten an, die sich über Bekannte gut verkaufen lassen.
Seit einem Jahr führt sie einen kleinen Shop, in dem sie durch einen kleinen Kredit das Sortiment aufstockte. Unser Stolz und Bewunderung sind gross, dass Judith Schritte in die Selbstständigkeit wagte. Inzwischen stellt sie selbst Popcorn her, daneben bäckt und dekoriert sie Kuchen auf Bestellung – auf ihrem klitzekleinen Kohleherd.
Pastor, Jugendarbeit und Schuhmacherei
Kürzlich hörten wir von der Möglichkeit einer Schuhmacherausbildung in Kampala. So entstand die Idee, junge Männer aus Kitgum dorthin zu schicken, um sie als Schuhmacher auszubilden. Ein gut befreundeter Pastor empfahl Justine und Peter. Als Pastor sollte Peter in Zukunft in einer kleinen Kirche in Kitgum arbeiten und Justine in der Jugendarbeit. Beide werden dafür eine eigene Einnahmequelle benötigen, da sie von der Kirche nicht finanziert werden können.
Seit vier Monaten lernen die beiden nun von Grund auf, unterschiedlichste Schuhe zu schustern. Ihre Motivation ist gross und es gibt viel Lob der Ausbildner. Sie lernen schnell und sind kreativ, gestalten sogar ihre eigenen Modelle.
Schach: Eine neue, offene Tür
Neben dem Schustern eigneten sich die beiden das Schachspielen an. Denn der Schwerpunkt der ausbildenden Organisation liegt darauf, in den Slums von Kampala Kinder und Jugendliche fürs Schachspielen zu begeistern und gezielt zu fördern.
So lernten Peter und Justine das Schachspielen kennen und lieben. Täglich spielen sie in ihrer Freizeit Schach und erleben, wie es ihr strategisches Denken fördert. Nun kehren die jungen Männer heim mit einem Koffer voller neuen Erfahrungen. Im Gepäck mit dabei: Werkzeuge, Schustermaterial und – war ja klar – Schachbretter!
Zug um Zug zu neuer Hoffnung
In Kitgum richten sich die beiden mit Hilfe eines Kredites eine kleine Werkstatt ein. Das ganze Projekt ist in die Kirche eingebettet. Der erwirtschaftete Lohn ermöglicht es Peter, in Teilzeit als Pastor mitzuarbeiten. Mit einem allfälligen Gewinn wird die Jugendarbeit der Kirche unterstützt. Mit den Kindern der Nachbarschaft planen sie, Schach-Clubs zu starten, um auch sie für das strategische Spiel zu gewinnen.
Die Begleitung geht weiter
Nebst den Erfolgen gibt es immer wieder Herausforderungen zu meistern. Da ist Durchhaltevermögen gefragt. Werden Justine und Peter ihre Schuhe verkaufen können? Lassen sich die Kinder und Jugendlichen motivieren, sich mit dem Schachspielen auseinander zu setzen? Wird Judith genug Geld erhalten, um Arztbesuche und Medizin bezahlen zu können?
Die Begleitung dieser jungen Hoffnungsträger bereitet uns sehr viel Freude. Wir beten, dass sie durch Glauben und Förderung ihre Umgebung positiv prägen können und ihre Leidenschaft viele andere potenzielle Hoffnungsträger ansteckt.
Hans-Peter und Kathy Rüegg sind seit 24 Jahren Mitarbeiterehepaar der SMG. Nach Jahren in Kenia und Deutschland arbeiten sie nun seit vier Jahren mit YWAM und mit Together unter den Acholi in Uganda und Südsudan. Sie lieben es, zu ermutigen, zu fördern und zu vernetzen. Dabei schlagen ihre Herzen besonders für benachteiligte Menschen.
Zur Webseite:
SMG - Making Mission Possible
Zum Thema:
GO Movement in Bewegung: Wichtige Arbeit mit Teenagern in Uganda
Dreifache Erträge: Uganda: Bessere Ernten durch Ackerbau nach Gottes Art
Radikale Jesusnachfolge: An einem düsteren und dürren Ort in Uganda
Datum: 26.09.2025
Autor:
Hans-Peter und Kathy Rüegg
Quelle:
SMG Making Mission Possible