Kinder mit Beziehungsangst

Was hilft "Mamakindern" und "Angsthasen"?

Sie gelten als "Heulsusen", "Angsthasen" und "Neinsager": Kinder mit Beziehungsängsten. Was können Eltern tun, um ihren Nachwuchs fit zu machen für das Zusammenleben mit anderen?
Kinder

Still sein, Schüchternheit, Initiativlosigkeit, mangelndes Durchhaltevermögen und Verweigerungsverhalten sind typische Kennzeichen beziehungsängstlicher und sozial unsicherer Kinder. "Meine Tochter folgt mir wie ein Schatten", stöhnen geplagte Mütter. Väter verzweifeln, weil es ewig dauert, bis der "Herr Sohn" die Zähne auseinander bekommt und auf eine Frage antwortet. Schnell stehen die familiären Zeichen auch auf Sturm: weil Kinder bei kleinsten Anforderungen in Tränen ausbrechen, weil Eltern alles dreimal sagen müssen, weil ohne Druck nichts läuft. Oft liegen die Gründe in einem falschen Erziehungsverhalten (siehe Kasten). Dabei haben wir Eltern beste Chancen, um unseren Kindern zu einem positiven Miteinander mit anderen zu verhelfen.

Kontakte fördern

Fördern Sie möglichst früh altersgerechte Kontakte zu Kindern ausserhalb der Familie. Besuchen Sie Mutter-Kind-Gruppen, öffnen Sie Ihr Zuhause für andere Kinder und motivieren Sie Ihr Kind auch zu Gegenbesuchen. Im Kindergarten kann Ihr Kind lernen, sich einzufügen und zu behaupten. Es erfährt, wie Konflikte entstehen und gelöst werden, wird unabhängiger von zu Hause und fit für neue Beziehungen. Später können Sie durch "Schnupperbesuche" Kontakte zu Vereinen und Kindergruppen anbahnen.

Packen Sie Ihr Kind nicht in Watte. Übertriebene Fürsorge führt dazu, dass Kinder auf eigene Anstrengungen verzichten. Trauen Sie ihrem Kind zu, dass es Aufgaben auch ohne Ihre Hilfe bewältigen kann. Zeigen Sie ihm, "wie etwas geht". Machen Sie etwas mit Ihrem Kind, aber nicht für es. So unterstützen Sie die Erfahrung eigener Stärken und Fähigkeiten.

Cool bleiben

Reagieren Sie gelassen auf Fehler Ihres Kindes. Sie laufen sonst Gefahr, Versagensängste aufrecht zu erhalten. Vermitteln Sie ihrem Kind: "Du bist mir wichtig, nicht Deine Leistung." Bleiben Sie cool, wenn sich Ihr Kind (hilflos) weinend an Sie wendet. Suchen Sie gemeinsam nach Problemlösungen. Beraten und unterstützen Sie Ihr Kind, aber bemitleiden Sie es nicht übermässig. Ihr Kind bekommt sonst den Eindruck, dass die Welt ihm etwas schuldet und andere dafür verantwortlich sind, dass es ihm gut geht. Eine gute Durchhaltemotivation: "Ich bin sicher, dass du das mit der Zeit besser schaffst!"

Nicht abblocken

Blocken Sie Meinungen und Kommentare Ihrer Kinder nicht einfach ab und geben Sie ihnen die Chance, im Familienalltag mit zu entscheiden. Kinder müssen lernen, eigene Positionen zu äussern, anderen gegenüber zu verteidigen und sozial angemessen durchzusetzen. Dürfen sie immer nur das tun, was wir als Erwachsene "gut" finden, verhindert das auf Dauer jede Eigeninitiative.

Konflikte aushalten

Geben Sie dem Gedanken den Laufpass, dass es in Familien immer konfliktfrei und harmonisch zugehen muss. Sie laufen sonst Gefahr, Ihren Kindern "um des lieben Friedens willen" zu sehr nachzugeben. Gehen Sie nicht vor jedem Überraschungsei in die Knie und halten Sie eigene Positionen auch dann durch, wenn es Kraft kostet. Sie sind nicht nur gute Eltern, wenn Sie alles tun, damit sich Ihre Kinder wohl fühlen. Wenn Sie in Ihrer Erziehung auf ein gutes Spannungsverhältnis zwischen Leistungsanforderung und entlastender Hilfestellung achten, Grenzen setzen und Freiraum schenken, dann werden sich Ihre Kinder zu Menschen entwickeln, die in guter Weise mit anderen "klar kommen": kompetent, selbstbewusst und sozial angemessen.

Datum: 26.04.2004
Autor: Günther Kress
Quelle: Chrischona Magazin

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