Er gehöre wohl kaum zum erlesenen Kreis der ganz Frommen in der Kirche, meint Bernie Corrodi fast entschuldigend. «Aber ein Leben ganz im Sinn und Geist von Jesus zu führen und sich für Schwächere zu engagieren, das hat mich immer überzeugt.» Zu seiner wilden Jugendzeit «voller Flower-Power und Hippiezeugs» passte diese Grundhaltung hervorragend, erzählt der heutige Schulhauswart und Aktuar der Kirchenpflege in Adliswil. Und jetzt, mit 53 Jahren, wo quasi feststehe, «dass ich nicht mehr Karriere machen, viel Geld verdienen und eine fette Rente beziehen werde», könne er sich getrost all seinen «sozialen Projekten» widmen. Dass Bernie Corrodi kein gewöhnlicher Schulhauswart ist, zeichnete sich bald schon ab, als er vor acht Jahren mit seiner fünfköpfigen Familie und «fremdenfreundlichem Hund» nach Adliswil zog. Er kümmert sich nicht nur um den baulichen Unterhalt des Realschulhauses Kronenwiese, sondern viel mehr noch um das Wohl jener, die darin ein- und ausgehen: die Schüler, Schülerinnen und das Lehrpersonal. Bernie Corrodi greift ein, wenn es unter seinen nicht immer ganz pflegeleichten «Schlingeln» zu Keilereien kommt. Er lässt die Jugendlichen in der Werkstatt Töffli flicken und manchmal sogar – wenn sich einer nicht mehr nach Hause traue – im Schulhaus übernachten. «Bernie Corrodi ist unser Kronenwiese-Sieber», heisst es auf der Schulhaus-Homepage. Er bietet Hilfe an und sorgt sich um jene, die es schwer haben. Natürlich stressen ihn die aufmüpfigen Pubertierenden manchmal auch, erklärt Corrodi: «Sie sind wie rohe Steine – noch etwas ungeschliffen. Aber wenn man sich bemüht, kommen wunderbare Juwelen raus.» Und so nutzt er seine Kontakte als Kirchenpfleger zuweilen auch, um bei den Gewerbetreibenden einen seiner Schützlinge als Lehrling «unterzujubeln». «Ein unverbesserlicher Menschenfreund», bestätigt seine Frau Ursi Corrodi. An Tatendrang und kreativen Ideen habe es ihm dabei nie gefehlt. Und manchmal, wenn er wieder etwas Grosses anreissen wolle, sei sie ganz froh, dass da in der Schul- oder Kirchenpflege noch eine andere Frau als Präsidentin sitze, die bei «Bernies Projekten» auf die gewissen finanziellen und bürokratischen Sachzwänge hinweise. Zumal er neben all seinen sozialen und beruflichen Engagements auch noch als Gitarrist in der Lehrerband spielt und sich nach zwei Herzattacken eigentlich vermehrt schonen sollte. Damals, vor zehn Jahren, als Bernie Corrodi – mit eigener Dekorateurfirma und nebenbei als Betreuer von Drogensüchtigen tätig – plötzlich schwer krank im Spital lag, war dies für die Familie ein harter Schlag. «Der Sohn noch sehr klein, die Töchter beide im unruhigen Alter und meine Frau mit dem Geschäft und Haushalt ganz allein – da gab es schon Momente, wo wir nur noch beten konnten», gesteht Corrodi. Seine Firma musste aufgelöst und auch sein «teures Hobby» als Süchtigenhelfer aufgegeben werden. Aber immerhin fand er nun Zeit für seine «stilleren Aktivitäten», etwa das Schreiben. Soeben ist Bernie Corrodis erstes Buch «Zocker & Co.» im Frankfurter Fischer-Verlag erschienen. Und weitere seiner «Männergeschichten», wie er die turbulenten Erzählungen vom Schicksal seiner «Artgenossen» in unterschiedlichen Altersphasen nennt, sollen demnächst folgen. Seine Geschichten sind wie sein eigenes Leben unkonventionell, kraftvoll und wie ein Krimi voller Überraschungen. Nur behalten sie dabei immer ihren unverwüstlich guten Kern. Dies entspricht auch ganz Bernie Corrodis Naturell, womit er sich manches erlauben könne, «was anders wohl kaum so leicht durchgehen würde». Wie beispielsweise seine Kirchen-Satire: die fiktive Geschichte von den durch die Menschen arg enttäuschten Schutzengeln, die im unscheinbaren Städtchen Adliswil doch noch einen letzten Hoffnungsschimmer finden. – «Die Leute denken, ist ja alles bloss erfunden», lacht Bernie Corrodi. Doch in Wirklichkeit sei das meiste aus dem wahren Leben gegriffen. Autor: Rea Rother
Mehr Schülerwart als HauswartEin Menschenfreund
Geschichten die das Leben schreibt
Quelle: Der Kirchenbote Zürich
Datum: 30.04.2004