Andreas Pfeifer

Einzelne Menschen, aber nicht Egoisten fördern

Die Welt ist voller Egoisten. Sie kommen in Familien, bei der Arbeit und an vielen andern Orten vor. Wie formt man aus ich-bezogenen Menschen ein Team? Eine Begegnung mit dem Zürcher Coach und Berater Andreas Pfeifer.
Männer unter sich: Der Papa mit dem ältesten Sohn auf Segeltour.

Andreas Pfeifer lebt mit seiner Familie, seiner Frau Susanne, den drei Kindern und dem Hund Enia im Zürcher Oberland. Die Hündin Enia begrüsst mich, noch bevor mir Andreas Pfeifer die Hand geben kann und legt sich nach der Begrüssung brav auf ihr Plätzchen in die Ecke.

Egoismus oder Erholung?

Wir setzen uns aufs Sofa im Wohnzimmer. Ist Andreas Pfeifer ein Egoist? «Wir haben Kinder, also können wir gar keine Egoisten sein!», antwortet er schmunzelnd. Ansonsten habe er sich diese Frage auch schon gestellt, zum Beispiel in Bezug auf sein Hobby: das Segeln. «Egoismus?», fragt er nach und meint: «Legt man in die eine Waagschale die hungernde Weltbevölkerung, dann ist dieses Vergnügen Luxus. Dennoch bin ich zum Schluss gekommen, dass das Segeln meine Erholungsinsel und nicht einfach Egoismus ist.»

Drei Patenkinder

Andreas Pfeifer setzt sich mit dem Rest der Welt auseinander, mit der Welt ausserhalb des eigenen Wohnzimmers. Dazu gehören Menschen, «die sich nicht aktiv zur Familie Gottes zählen», so seine Definition. Dazu gehören Menschen in Ländern der Dritten Welt. Das sind auch Themen im Familienkreis. Die Eltern finanzieren drei Patenkinder, dem Alter der eigenen Kinder entsprechend.

Junge Menschen fördern

Für Andreas Pfeifer ist das Fördern von anderen Menschen wichtig. Bei einem Rückblick auf den Weg, der ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist, gibt es verschiedene Etappen. Im Alter von etwa 15 Jahren war er Mitbegründer einer Jungschararbeit in Ägeri. Einige Jahre später hat er im Aufbau des schweizerischen Jungscharverbandes (BESJ) in den Leiterschulungen mitgearbeitet. Seine berufliche Ausrichtung führte ihn in die Welt der Technik. Daneben war ihm die Schulung und Förderung von jungen Menschen stets wichtig.
Eine Ausbildung am All Nations Christian College in England und am Wheaton College in den USA haben seine Ausbildung ergänzt. Seine Berufung war und ist es bis heute geblieben, Menschen zu fördern, zu unterstützen. Während seines Aufenthaltes in den USA lernte er «Willow Creek» kennen, eine Gemeinde, der es am Herzen liegt, suchende Menschen für Jesus zu gewinnen. Dieser Einblick prägte das Denken von Andreas Pfeifer nachhaltig. Er will mit seinem Leben und seiner Arbeit «Salz und Licht» sein.

Ein Team-Killer

Seine heutige Aufgabe als Coach ist es also zum Beispiel, aus Menschen mit unterschiedlichen Schwerpunkten ein Team zu bilden. Wie macht man das? «Egoismus in einem Team führt dazu, dass jeder schonungslos seine Ellenbogen braucht und andere verletzt, um selber vorwärts zu kommen. So wird es kalt im Team. Egoismus wird zum Killer», sagt Andreas Pfeifer. Solche Missstände auf der Kaderstufe kämen häufig vor.

Coach und Trainer

Hier setzt Andreas Pfeifer mit seiner Beratung ein: Wenn die Individualität der Menschen in einem Team erkannt und gefördert wird, dann kann ein Team aufblühen, können Ressourcen nutzbar gemacht werden. Aber auch biblische Massstäbe, wie das Gebot der Nächstenliebe («...wie dich selber»), verändern die Einstellung zu Kollegen und Mitarbeitern. Andreas Pfeifer «missioniert» in seiner Arbeit nicht. Schon allein durch seine Lebenshaltung, durch die Werte, die er vermittelt, hinterlässt er bei vielen Menschen aber eine bleibende Spur. Er versucht zeugnishaft weiterzugeben, was ihm in seinem Leben Sinn und Balance gibt. Oft erlebt er, dass Teilnehmer im persönlichen Gespräch, zentrale Fragen stellen.

Ermutigung in Gemeinde

Andreas Pfeifer begleitet auch heute christliche Gemeinden. Welche Chancen sieht er für «christliche» Teams? «Das Zentrale ist sicher die Vergebung, die Gott uns anbietet und die in Konflikten manches leichter macht. Auf der anderen Seite sind uns Menschen aus dem säkularen Bereich oft gerade auf diesem Gebiet voraus. Sie sprechen Konflikte offener an und haben sehr häufig eine konstruktivere Streitkultur», gibt der Berater zu bedenken. Es gelte, den anderen aus Liebe mit der Wahrheit zu konfrontieren. In christlichen Gemeinden gebe es viele Leiter, die «Wertschätzungs-ausgehungert» sind. Da sei viel Ermutigungsarbeit zu leisten.

Coach in der Familie?

Die Familie ist für den «Coach» Andreas Pfeifer Herausforderung und Übungsfeld. «Meine Frau und ich ergänzen uns in der Erziehungsarbeit gut», erklärt er. «Wir bemühen uns sehr um einen achtsamen Umgang miteinander, in Wort und Tat. Wir möchten unseren drei Jungs einen guten Start im Leben ermöglichen und in jedem unserer unterschiedlichen Kinder das Potenzial wecken, das in ihnen steckt.» Eine Aufgabe, die er selber in seiner Familie besonders ernst nehmen möchte. Eine Aufgabe, die überhaupt in Familien von grosser Wichtigkeit wäre.

Zur Person
Andreas Pfeifer, 46, verheiratet mit Susanne, 46, Vater von drei Jungen: Manuel, 15, Fabio, 13, Tobias 11. Wohnhaft in Tann im Zürcher Oberland. Persönlicher Karrierestart als Jungscharleiter und -gründer. Studium als Elektroingenieur, später Studium in London, Nachdiplomstudium in Wheaton. Sieben Jahre Gemeindeberater im Chrischona-Werk, heute selbständiger Coach und Berater im säkularen und kirchlichen Bereich.

Autorin: Helena Gysin

Datum: 10.02.2005
Quelle: Chrischona Magazin

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