Der lange Weg vom Karrer zum «Kaiser» von Québec
Paul Kaiser schaut auf ein reiches Leben zurück. «Ich bin noch jung», meint er verschmitzt. «Erst zweimal 40 und zwei Jahre.» Täglich ist er in seinem Büro anzutreffen. Hier kontrolliert er beispielsweise den Zahlungsverkehr. Der rüstige Senior ist Farmer durch und durch.
«It's a long way to go»
Paul Kaiser wuchs mit sieben Geschwistern in Süddeutschland auf. Nach den Kriegswirren reiste er 1950 in die Schweiz ein. Auf dem Hof «Waldhaus» oberhalb von Lützelflüh im Emmental fand er eine Anstellung als Karrer. In dieser Funktion war er für die Pferde, die Fuhrwerke und Fahrzeuge zuständig. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, war er doch auch für den Transport der Herrschaft und ihrer Familie zuständig. «Grossbauern waren damals die eigentlichen Herren», erklärt Paul Kaiser. «Man hatte grossen Respekt vor ihnen. Ihr Wort galt etwas im Dorf.»
Zu den Bediensteten gehörte ebenfalls eine junge Frau, die als Dienstmädchen angestellt war. Der deutsche Einwanderer warf mehr als nur einmal ein Auge auf sie. Paul bezeichnet die Heirat 1953 als «grösstes Geschenk». «Madeleine war in jeder Hinsicht die Richtige für mich.» Mit ihr baute er sich auf einem gepachteten Hof in Rümlang ZH eine Existenz auf. «Der im Besitz der Stadt Zürich befindliche Bauernhof bot uns alles ausser einer echten Perspektive», erinnert er sich. So nahm der Gedanke an einen weiteren Umzug mehr und mehr Gestalt an. Die Auswanderung nach Kanada im Herbst 1975 sollte zu einem prägenden Ereignis im Leben von Madeleine und Paul Kaiser werden. Nach einem langen Weg waren sie endlich am Ziel angekommen.
Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Vater Kaiser ist stolz auf seine Kinder, fünf Söhne und eine Tochter. Sohn Fritz entwickelte sich ganz im Sinne seines Vaters. Er baute mit seiner Frau eine weitherum bekannte Grosskäserei auf (siehe Porträt in einer späteren Ausgabe von «idea Spektrum»). Paul Kaiser erinnert sich an eine frühe Aussage seines damals noch kleinen Jungen: «Papa, ich will Koch werden!» Ob er denn wirklich den ganzen Tag nur herumstehen und in Töpfen rühren wolle, fragte ihn der Vater. Später sagte sein Sohn überzeugt: «Papa, ich will Käser werden!»
Mit der für Deutsche typischen Gründlichkeit verwirklichten die Kaisers in Kanada ihren Traum einer eigenen Existenz. Harte Arbeit führte auch in ihrem Leben zum Erfolg. Der Vater von Paul Kaiser war Laienprediger. Der Glaube an Jesus Christus ist für die Familie Kaiser wichtig. In den Entscheidungen suchte sie immer wieder Wegleitung im Gebet. Paul und Madeleine schätzen die gute Atmosphäre in der «Union Bible Church». Die verschiedentlichen öffentlichen Taufen von erwachsenen Personen im nahegelegenen See bleiben ihm unvergesslich.
So langsam sieht Paul Kaiser der wohl wichtigsten Etappe seiner Lebensreise entgegen. «Bis mich Gott zu sich ruft, möchte ich hier unten meine Pflichten tun», meint er. Und dann wird der «Kaiser von Québec» bereit sein, seinem König gegenüber stehen.
Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.
Datum: 07.07.2012
Autor: Thomas Feuz
Quelle: ideaSpektrum Schweiz