Indien

Die vielen Segensspuren von Miriam Tilge

Seit vielen Jahren unterstützt Miriam Tilge aus Mönchaltorf ZH mit ihrem Verein Agape Indienhilfe bedürftige Menschen in Indien. Vor genau zwei Jahren entstand dort das bisher letzte neue Kinderheim. Zeit für einen Einblick in das bewegte Leben und das Wirken des Vereins der hingebungsvollen 76-jährigen Christin.
Miriam Tilge spürt die grosse Liebe der indischen Kinder, die vom Verein Agape Indienhilfe unschätzbare Lebenshilfe bekommen.

«Begonnen hat alles vor 16 Jahren, da war ich gerade 60 Jahre alt.» Miriam Tilge erinnert sich gut an den Start zu ihrem leidenschaftlichen Engagement für die Menschen des Subkontinents Indien. Willy Tanner, ein Bekannter, lud sie 1996 ein, mit nach Indien zu kommen, um Kinderheime zu besuchen. «Indien war so ziemlich das letzte Land, das ich besuchen wollte», erzählt sie im Rückblick. Da sie von ihrem Mann und ihren Kindern dazu ermutigt wurde, sagte sie schliesslich zu. Doch in Indien verwandelte sich ihre anfängliche Unsicherheit schnell in «pure Liebe». «Ich fing Feuer, und so kam es, dass ich nach drei Wochen mit einem neuen Kinderheim im Schlepptau nach Hause zurückkehrte.»

Über 500 Patenschaften

Mittlerweile hat Miriam Tilge Indien 22 weitere Male besucht. Der Hilfsbereich wurde immer grösser. Heute hat das Werk 508 Patenschaften, verteilt auf sieben Heime und Schulpatenschaften für Pastorenkinder. Die ersten acht Jahre war Miriam Tilge, die im August 77 Jahre alt wird, selbstständig und auf sich selbst gestellt. Gemeinsam mit Jakob Schöchli, dem jetzigen Aktuar, und Werner Hässig, dem ersten Präsidenten, gründete sie 2004 den Verein Agape Indienhilfe. Jakob Schöchli zur Schaffung des eigenständigen Vereins: «Miriam wollte das Projekt auf breitere Schultern verteilen und bat uns um Mithilfe. Deshalb entschlossen wir uns, den Verein zu gründen.» Schöchli und Hässig leben im Zürcher Oberland und kennen Miriam Tilge aus der gemeinsamen Zeit in der Pfingstgemeinde Uster.

Hilfe für Leprakranke

Agape Indienhilfe ist mit seinen acht Vorstandsmitgliedern und den zahlreichen Patenonkeln, Patentanten und Donatoren in verschiedenen Gebieten Indiens aktiv. Das Hauptwirkungsgebiet der christlichen Hilfsorganisation liegt im südöstlichen Bundesstaat Andhra Pradesh. Neben den erwähnten Kinderheimen hilft das Werk auch in Lepradörfern. «Die Regierung erstellt für die an Lepra erkrankten Menschen Dörfer ausserhalb der Stadt. Wir versuchen, diesen Menschen zu helfen, indem wir ihnen Medizin, Essen, Kleider, Liebe und das Evangelium bringen», berichtet Miriam Tilge. Das Engagement in den Lepradörfern ist momentan das Notwendigste: «Gerade in der heissen Jahreszeit sind die Leprakranken auf unsere Hilfe angewiesen, denn sie können nicht in die Stadt gehen und betteln. Dazu ist es viel zu heiss.»

Das zweite aktuelle Projekt ist der Bau einer Kirche, für die das Hilfswerk Geld benötigt. Agape Indienhilfe unterstützt zudem Kinder von Pastoren, die nicht in einem Heim wohnen, aber zu wenig Geld haben, um sich eine anständige Schule zu leisten. Mit zehn Franken im Monat sei dies möglich. «Leider sind die Regierungsschulen nicht gut», sagt Mirjam Tilge. «Es gibt Kinder, die in der 4. Klasse noch nicht lesen können.» Zudem werden auch einige Pastoren unterstützt. Sie leben in sehr armen Verhältnissen, um Gottes Plan nachzugehen. Deshalb erhalten sie von «Mother Miriam», wie die ehemalige Hotelsekretärin von den Indern liebevoll genannt wird, Unterstützung. Diese Pastoren leben teils in extrem abgelegenen Gegenden und verkünden dort das Evangelium. Leute, die in Not sind, kommen und bitten um Gebet und Hilfe.

Hilfe zur Selbsthilfe

Der dritte Hauptbereich ist die Betreuung von Witwen. Diese erhalten von Agape Indienhilfe individuelle Hilfe, sprich Essen, Kleidung, Brillen, Medikamente. «Wir wollen aber auch die Hilfe zur Selbsthilfe anbieten und gewähren Kleinstkredite oder spenden eine Nähmaschine oder eine Kuh», sagt Miriam Tilge. All diese Projekte haben ihr Zentrum im bereits erwähnten Bundesstaat Andhra Pradesh. In Kalkutta unterstützt das Hilfswerk aber auch Schulen für Kinder, die auf der Strasse leben. In Delhi dürfen Slumschulen und ein Kinderheim von 45 Kindern mit Unterstützung rechnen.

Geld dank Guetsli

Um all diese Projekte tatkräftig unterstützen zu können, braucht Agape Indienhilfe finanzielle Mittel. Der Grossteil des Geldes kommt von Spendern, Sponsoren und Patenschaften. Speziell ist der Erlös aus der sogenannten «Guetsli-Aktion». Schon lange bevor Miriam Tilge mit Indien verbunden war, bestand ihre Verbindung zu den «Guetsli». «Als mein Sohn erfuhr, dass man in Indien für 40 Rappen ein Kind versorgen kann, war er ganz Feuer und Flamme», erinnert sie sich. «Also begannen wir Guetsli zu backen. Das ist nun 38 Jahre her.» Begonnen haben Miriam Tilge und ihr Sohn mit etwa 10 Kilogramm Guetsli, heute sind es über 400 Kilogramm, die jeweils vor Weihnachten gebacken und verkauft werden.

«Dass dieses Projekt schon so lange erfolgreich laufen darf, ist ein riesiger Segen Gottes», sagt sie. Gott habe ihr immer weiter geholfen, wenn das Geld nicht mehr reichte oder alles hoffnungslos schien. Miriam Tilge ist sehr dankbar für die Gelegenheit, die Gott ihr gegeben hat: «Die Reisen nach Indien hinterlassen Spuren. Die Liebe der Kinder ist unbeschreiblich.»

Seit vielen Jahren erfährt Miriam Tilge Gottes Segen, sei es auf den Reisen in Indien oder in der Vereinsarbeit. Doch sie weiss, dass sie diese Arbeit nicht ewig weiterführen kann. Voll Vertrauen sagt sie: «Dieses Werk gehört nicht mir, sondern Gott, und darum vertraue ich darauf, dass es weitergeht, auch wenn ich es nicht mehr machen kann. Gott wird einen Nachfolger dafür haben.»

Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt

Datum: 09.06.2012
Autor: Josua Schöchli
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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