Karriere in der Bibel: Barnabas

Zu zweit weiter kommen

Für ein hochgestecktes Ziel geben wir (fast) alles. Doch manchmal führt es weiter, einem andern den Vortritt zu lassen und ihn zu fördern. Barnabas hat einschlägige Erfahrungen gesammelt.
Barnabas lässt sich vom Apostel Paulus belehren

Barnabas ist in Zypern aufgewachsen, doch hält er sich oft in Jerusalem auf, wo er Land geerbt hat. Seit kurzem machen hier die Anhänger eines Mannes Furore, den die Römer als «König der Juden» hinrichteten. Die Anhänger sagen, der Mann namens Jesus sei der von Gott gesandte Retter (Messias) des Volks, er sei von den Toten auferstanden. Die Jesus-Leute treffen sich täglich. Jerusalemer Bürger sind in solcher Zahl spontan geheilt worden, dass die Bewegung von Tag zu Tag wächst.

Barnabas schliesst sich der Gemeinschaft an. Er gehört zu jenem Stamm der Juden, dem die Dienste im Jerusalemer Tempel übertragen sind, und er sehnt sich nach besseren Zeiten für sein unterdrücktes Volk. Er kennt die Heiligen Bücher. Bei den Jesus-Leuten bekommen viele Stellen in den uralten Schriften ganz neuen Sinn. In der Gemeinschaft hält niemand an seinem Besitz fest, wenn er andere in Not sieht. Barnabas verkauft seinen Acker und übergibt den Verantwortlichen den Erlös.

Den ärgsten Feind anders sehen

Bald kommen schwere Zeiten über die junge Bewegung: Die Mächtigen der Stadt verfolgen die Messias-Leute. Der ärgste Häscher ist ein gewisser Saulus, der mit unbändigem Eifer Theologie studierte. Offensichtlich will er sich als der wirksamste Bekämpfer der «Jesus-Sekte» hervortun. Er führt Razzien durch und nimmt Gläubige gefangen. 

So kann man es in der Messias-Bewegung nicht glauben, was plötzlich erzählt wird: Saulus habe sich in Damaskus bekehrt, habe Jesus als Herrn anerkannt und sich taufen lassen! Diesem Saulus ist doch alles, auch diese List zuzutrauen… Dann wird es kritisch: Saulus kommt nach Jerusalem und bittet um Aufnahme in die Gemeinde. Was tun? Barnabas fasst sich ein Herz, trifft Saulus, hört, wie Jesus ihm begegnet ist – und glaubt ihm. Er führt ihn dann bei den Aposteln, den Leitern der Gemeinde, ein.

Erfolg im Team

Jahre später gibt es einzelne Gruppen von Messiasgläubigen, in denen auch Nichtjuden akzeptiert sind. In Jerusalem hört man von einer solchen Gemeinde in Antiochia (heute Antakya in der Südosttürkei). Die Apostel senden Barnabas dorthin, um sie im neuen Glauben zu unterrichten und zum Rechten zu sehen. Barnabas ist begeistert: Ständig interessieren sich mehr Antiochener für diesen Jesus und schliessen sich der Gemeinde an. 

Diese Leute brauchen jemand, der ihnen sagt, wie sie auf dem Weg von Jesus leben und die Heiligen Schriften verstehen können. Wer kennt sie und ist auch mit ihrer griechischen Kultur vertraut? Barnabas denkt an … Saulus! Er sucht ihn in seiner Heimatstadt auf und überredet ihn, nach Antiochien zu kommen. Endlich hat Saulus eine Aufgabe, die ihm entspricht. Mit seinem Engagement und seinem umfassenden Wissen trägt er viel zur Festigung der Gemeinschaft bei. Zum erstenmal werden die Messiasgläubigen hier Christen (Anhänger des Christus) genannt.

Die Stärken des Andern zum Tragen bringen

In einer Fasten- und Gebetszeit vernehmen die Christen ein prophetisches Wort, das sie durchschüttelt: Sie sollen Barnabas und Saulus freigeben, damit sie anderswo von Jesus predigen. Die beiden reisen mit ihrem Jerusalemer Helfer Johannes nach Zypern – da kennt sich Barnabas aus – und dann nach Kleinasien (heute Südtürkei). Angesichts der Berge mag Johannes nicht mehr weiter und kehrt um. 

Saulus und Barnabas wandern ins Gebirge und erleben an vielen Orten, dass Menschen von Jesus hören wollen. Mehr als einmal erregen sie Aufsehen, weil Gott ein Wunder tut – die halbe Stadt läuft zusammen. Barnabas‘ Gefährte wird auf dieser Reise zunehmend Paulus (wörtlich: der Kleine) genannt – dabei überragt er alle mit seiner Rhetorik und Überzeugungskraft. Auf der Rückreise gehen die beiden den neuentstandenen Gruppen nach und setzen Leiter ein. In Antiochien herrscht Erleichterung und Freude, als die beiden heil zurückkommen und von ihren Erfahrungen berichten.

Zweite Chance?

Paulus hält es nicht lange in der Gemeinde; er möchte die eben gegründeten Gruppen besuchen, um ihnen weitere Schritte in der Spur von Jesus zu zeigen. Barnabas will Johannes eine zweite Chance geben – das entspricht seinem Naturell. Doch da beisst er bei Paulus auf Granit. Die beiden alten Kampfgefährten geraten so hart aneinander, dass an eine gemeinsame Reise nicht mehr zu denken ist. Sie trennen sich. Barnabas bricht mit Johannes nach Zypern auf, Paulus mit Silas Richtung Kleinasien.

Keiner hat mehr für Paulus getan, keiner hat ihm so auf die Sprünge geholfen wie Barnabas. Als Organisator, Förderer und Begleiter leistete er Grosses. Die Bibel verschweigt den bitteren Konflikt nicht, der zu ihrer Trennung führt. Doch sie hat einen erwünschten Nebeneffekt: So hören noch mehr Menschen von Jesus, der die Türe zu Gott, dem Vater, auftut.

Karriere in der Bibel - Die Serie:
Auf dem Schleudersitz: Obadja
Ratgeber mit Vision: Micha
Auf Umwegen zum Ziel: Kaleb
Erfolg hängt von Werten ab: Lot
Auszeit nach Aufstieg: Nehemia (1)
Das Ziel vor Augen: Nehemia (2)

Datum: 14.09.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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