Jesaja

Jesaja ist der am meisten zitierte Prophet im Neuen Testament. Das Buch ist nach seinem Autor benannt, dessen Name »der HERR ist Rettung« bedeutet und den Namen Josua, Elisa und Jesus entspricht. Jesaja wird im NT über 65 Mal direkt zitiert und ist somit der mit Abstand am häufigsten zitierte atl. Prophet. Namentlich wird er im NT über 20 Mal erwähnt. Autor und Abfassungszeit Verfasst von Jesaja ca. 700 bis 681 v. Chr.Jesaja, der Sohn des Amoz, diente in Jerusalem und Umgebung als Prophet für Juda, und zwar während der Regierungszeit von 4 Königen Judas, Ussija, Jotam, Ahas und Hiskia. Offenbar stammte er aus einer vornehmen Familie, da er ohne Weiteres Zutritt zum König hatte (7,3) und auch in den oberen jüdischen Schichten verkehrte. Jesaja war Zeitgenosse von Hosea und Micha. Sein Schreibstil zeichnet sich durch unübertroffene Vielseitigkeit im Ausdruck, brillante Bildersprache und einen reichen Wortschatz aus. Schlüsselpersonen im Buch JesajaJesaja

– Er diente als Prophet während der Regierungszeit von 4 Königen Judas; seine Botschaft umfasste sowohl Gericht, als auch Hoffnung (1 – 66)

Schear-Jaschub – Jesajas Sohn; der Name bedeutet »ein Überrest wird zurückkehren«. Die Gegenwart von Jesajas Sohn ist eine Gegenstandslektion über Gottes Treue gegenüber den Gläubigen unter dem Volk (7,3; 8,18; 10,21)

Maher-schalal-hasch-bas – Jesajas Sohn; der Name bedeutet »bald kommt Plünderung, eilends Raub« und kündigt das bevorstehende Gericht Gottes an (8,1.3.18).

Hintergrund und Umfeld

Jesaja wuchs in den letzten Jahren der 52 Jahre dauernden Amtsperiode des Königs Usija auf. Während dieser Zeit entwickelte Juda sich zu einem wirtschaftlich und militärisch starken Staat mit einem Handelshafen am Roten Meer und mit Mauern, Türmen und Befestigungsanlagen (2Chr 26,3-15). Alles Anzeichen einer blühenden Zeit. Doch hinsichtlich des geistlichen Zustands war diese Zeit eine Periode des Niedergangs Judas. Usijas Versuch, sich der Vorrechte der Priester zu bemächtigen besiegelte seinen Niedergang (2Chr 26,16-19). Er wurde mit Aussatz gerichtet, wovon er nie wieder genas (2Chr 26,20.21).

Der geistliche Untergang begann unter Usija und schritt unter der Herrschaft seines Sohnes Jotam, und der seines Enkels Ahas fort. 2Kö 15,34 beschreibt wie Jotam das geistliche Erbe seines Vaters Usija auf passive Weise zu bewahren versucht. Ahas hingegen verwirft Gottes Wege öffentlich (2Kö 16,2-4). Die Grausamkeit seines Götzendienstes ging so weit, dass sie sogar vor Kinderopfern nicht zurückschreckte. Die unter fremdem Einfuss stehende Nation wurde derweil zusehends schwächer.

Als Hiskia den Thron bestieg, stellte Assyrien bereits eine immerdrohende Gefahr dar, und konnte nur mittels horrender Abgaben von einem direkten Angriff abgehalten werden. Hiskia realisierte, dass einer geistlichen Reformation höchste Priorität eingeräumt werden musste (2Kö 18,4.22). Als Hiskias Berater erwies Jesaja ihm einen wertvollen Dienst. Sein Einfluss auf den König bewirkte, dass Hiskia, während des Angriffs durch die Assyrer, sein Vertrauen auf Gott setzte. Gott beschützte Juda und sie erfuhren eine vom Herrn bewirkte Begnadigung.

Schlüssellehren im Buch Jesaja

Christus, der leidende Knecht (49,1 – 57,21; Ps 68,19; 110,1; Mt 26,39; Joh 10,18; Apg 3,13-15; Phil 2,8.9; Hebr 2,9)

Das erste Kommen des Messias (7,14; 8,14; 9,1.5-6; 11,1-2; Hes 11,16; Mt 1,23; Lk 1,31; 2,34; Joh 1,45; 3,16; Röm 9,33; 1Pt 2,8; Offb 12,5)

Das zweite Kommen des Messias (4,2; 11,2-6.10; 32,1-8; 49,7; 52,13.15; 59,20-21; 60,1-3; 61,2-3; Jer 23,5; Sach 3,8; Mt 25,6; 26,64; Röm 13,11-12; Phil 4,5; Offb 3,11)

Errettung in Christus (9,5-6; 52,13-15; 53,1-12; Jes 12,2; Ps 103,11-12; Lk 19,9; Joh 3,16; Apg 16,31; Röm 3,21-24; 1Tim 1,15)

Gottes Wesen im Buch Jesaja

Gott ist zugänglich – 55,3.6

Gott ist ewig – 9,5

Gott ist zuverlässig – 49,7

Gott ist herrlich – 2,10; 6,3; 42,8; 48,11; 59,19

Gott ist heilig – 5,16; 6,3; 57,15

Gott ist gerecht – 45,21

Gott ist freundlich – 54,8.10; 63,7

Gott ist Licht – 60,19

Gott ist langmütig – 30,18; 48,9

Gott ist liebend - 38,17; 43,3-4; 49,15-16; 63,9

Gott ist barmherzig – 49,13; 54,7-8; 55,3.7

Gott ist mächtig – 26,4; 33,13; 41,10; 43,13; 48,13; 52,10; 63,12

Gott hält seine Versprechen – 1,18; 43,2

Gott ist vorhersehend – 10,5-17; 27,3; 31,5; 44,7; 50,2; 63,14

Gott ist rechtschaffen – 41,10

Gott ist treu – 25,1; 38,19; 65,16

Gott ist einzigartig – 43,10; 44,6; 46,5.9

Gott ist eins – 44,6.8.24; 45,5-8.18.21-22; 46,9-11

Gott ist unergründlich – 40,28

Gott ist weise – 28,29; 40,14.28; 42,9; 44,7; 46,10; 47,10; 66,18

Gott ist zornig – 1,4; 3,8; 9,11b-13.18; 13,9; 26,20; 42,24-25; 47,6; 48,9; 54,8; 57,15-16; 64,8

Christus im Buch Jesaja

Das Buch Jesaja offenbart uns eines der eindrucksvollsten Beispiele hinsichtlich messianischer Prophetie im AT. Er verwendet eine sehr lebhafte Bildersprache um zu beschreiben, wie der zukünftige Christus wie »ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird« (53,7) und »viele gerecht machen, und ihre Sünden tragen wird« (53,11).

Die folgenden aufgelisteten messianischen Prophezeiungen aus Jesaja bergen eine ntl. Erfüllung in sich: 7,14 (Mt 1,22-23); 9,1-2 (Mt 4,12-16); 9,5 (Lk 2,11; Eph 2,14-18); 11,1 (Lk 3,23.32; Apg 13,22-23); 11,2 (Lk 3,22); 28,16 (1Pt 2,4-6); 40,3-5 (Mt 3,1-3); 42,1-4 (Mt 12,15-21); 42,6 (Lk 2,29-32); 50,6 (Mt 26,67; 27,26.30); 52,14 (Phil 2,7-11); 53,3 (Lk 23,18; Joh 1,11; 7,5); 53,4-5 (Röm 5,6.8); 53,7 (Mt 27,12-14; Joh 1,29; 1Pt 1,18-19); 53,9 (Mt 27,57-60); 53,12 (Mk 15,28); 61,1 (Lk 4,17-19.21).

Schlüsselworte im Buch Jesaja

Licht: Hebräisch ór – 2,5; 5,30; 10,17; 13,10; 30,26; 45,7; 58,10; 60,20 – meint tatsächliches Licht oder Licht im symbolischen Sinn. Es bezeichnet oft das Tageslicht oder den Tagesanbruch (Ri 16,2; Neh 8,3), im übertragenen Sinne kann es aber auch Leben oder Befreiung bedeuten (Hi 33,28.30, Ps 27,1; 36,10; 49,20; Mi 7,8-9). Oft tritt Licht in der Bibel auch im Kontext mit Erkenntnis und echter Einsicht auf (42,6; 49,6; 51,4; Hi 12,25). Die Bibel beschreibt Gott als in Licht gekleidet: eine lebhafte Darstellung seiner Ehre, Majestät, Pracht und Herrlichkeit (Ps 104,2; Hab 3,3-4). Einen aufrichtigen und reinen Lebenswandel nennt die Bibel »wandeln im Licht« (2,5; Ps 119,105; Pred 4,18; 6,20-23).

Segen: Hebräisch berakah – 19,24.25; 44,3; 51,2; 61,9; 65,8.16; 66,3 – stammt von einem Verb mit mehreren ausgeprägten Bedeutungen wie »mit Stärke füllen«, »fruchtbar machen« oder »den Sieg sicherstellen«. Der Begriff spielt auf Gottes Verheissung, alle Nationen in Abraham zu segnen, an (1Mo 12,3). Wenn jemand einen Segen ausspricht, wünscht er jemandem etwas Gutes, betet für sich selbst oder zugunsten eines Dritten (1Mo 49; 5Mo 33,1). Bei den atl. Patriarchen erinnern wir uns oft an den Segen, den sie ihren Kindern weitergegeben haben. Gott segnet diejenigen, die ihm treu nachfolgen (5Mo 11,27) indem er für sie Rettung (Ps 3,9), Leben (Ps 133,3) und Gelingen (2Sam 7,29) bereithält.

Knecht: Hebräisch ébed – 20,3; 24,2; 37,35; 42,1; 44,21; 49,5; 53,11 – stammt von einem Verb, das »dienen«, »arbeiten« oder »versklaven« bedeutet. Das Wort ´ebed kann mit »Sklave« übersetzt werden (1Mo 43,18), aber wenn wir an die Sklaverei in Israel denken, müssen wir uns vor Augen halten, das es da anders zu und her ging als im übrigen Mittleren Osten der damaligen Zeit. Das Gesetz Mose regelte die Sklaverei und legte fest, dass es keine lebenslange Sklaverei geben soll. Die Sklaven mussten im Sabbatjahr (das 7. Jahr, 2Mo 21,2) und im Jubeljahr (alle 50 Jahre, 3Mo 25,25-28) freigelassen werden. Manchmal bezeichnet das Wort auch die Untertanen eines Königs (2Sam 10,19). Grundsätzlich lautet die beste Übersetzung in den meisten Fällen aber einfach »Knecht«. Gott nannte seine Propheten »Knecht« (Jer 7,25) und sprach auch vom kommenden Messias als »mein Knecht«: Er, der dem Willen Gottes vollkommen gehorsam sein würde (42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; 52,13–53,12).

Rettung/Heil: Hebräisch ´yeshu´ah – 12,2; 25,9; 33,6; 49,6; 51,8; 59,11; 62,1 – beschreibt die Befreiung von Bedrängnis und den daraus resultierenden Sieg sowie das Wohlergehen. Am häufigsten finden wir diesen Ausdruck in den Psalmen und in Jesaja. Dort taucht er oft zusammen mit Gerechtigkeit auf und deutet an, dass eine Beziehung zwischen Gottes Gerechtigkeit und seinen Rettungsaktionen besteht (45,8; 51,6.8; 56,1; 62,1; Ps 98,2). Dieses Wort kann einen militärischen Sieg beschreiben (1Sam 14,45), bezieht sich aber meistens auf einen Befreiungsakt Gottes (2Mo 15,2; Ps 13,5-6). Die Ausdrücke Das Heil unseres Herrn oder Das Heil unseres Gottes veranschaulichen das Wirken Gottes zugunsten seines Volkes. Der Ausdruck Der Gott meines Heils ist mehr persönlicher Natur und beschreibt die Errettung einer einzelnen Person (12,2; 52,10; 2Mo 14,13; 2Chr 20,17; Ps 88,2; 98,3).

Gliederung

Gericht (1,1 – 35,10)

  • Prophezeiungen über Juda und Jerusalem (1,1 – 12,6)
  • Gerichtsankündigungen und Heil (13,1 – 23,18)
  • Erlösung Israels durch Weltgericht (24,1 – 27,13)
  • Warnungen vor einer Allianz mit Ägypten (28,1 – 35,10)

Historische Einfügung (36,1 – 39,8)

  • Sanheribs Versuch, Jerusalem einzunehmen (36,1 – 37,38)
  • Hiskias Krankheit und Genesung (38,1-22)
  • Babylonische Gesandte nach Jerusalem (39,1-8)

Heil (40,1 – 66,24)

  • Befreiung aus der Gefangenschaft (40,1 – 48,22)
  • Die Leiden des Knechtes des Herrn (49,1 – 57,21)
  • Die künftige Herrlichkeit des Volkes Gottes (58,1 – 66,24)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Romulus, der legendäre Gründer Roms, führt einen neuen in 10 Monate unterteilten Kalender ein. Die Zahnarzt-Kunst ist in Italien auf dem Vormarsch; sie setzen bereits Kronen (»falsche Zähne«) ein.

Häufig auftauchende Fragen

1. Deutet Jesaja an, dass Gott sein erwähltes Volk für immer verworfen hat, oder zeigt Gott durch Jesaja auf, dass er für sie einen weiterführenden Plan bereit hat?

Die langfristige Sicht Jesajas unterstützt den Gedanken einer künftigen Rolle Israels im Plan Gottes. Gemäss Jesaja sieht Gott für sein ungehorsames Volk zwar eine strenge Bestrafung vor, aber er hat Israel nicht durch ein sog. »neues Israel« ersetzt. Dafür hat Jesaja zu viel über Gottes Treue gegenüber Israel zu sagen, die sich darin erweisen soll, dass er das Volk, das er geschaffen und erwählt hat, nicht verwerfen wird (43,1). Die Nation ist in seine Handflächen eingezeichnet und Jerusalems Mauern sind ihm stets vor Augen (49,16). Er hat sich durch sein eigenes Wort daran gebunden, seine Verheissungen zu erfüllen, dass er das Volk an jenem künftigen Tag zu sich zurückbringen und segnen wird (55,10-12).

Die ntl. Bildersprache bestätigt Jesajas Sicht. Stellen wie z.B. Römer 11 zeigen zwar eindeutig auf, dass die Heiden in den Baum des Heils Gottes miteingepfropft wurden; das bedeutet aber nicht, dass sie Israel ersetzt haben. Gott vergisst diejenigen, die zu ihm gehören, nicht.

2. Inwiefern warten Jesajas Prophezeiungen noch auf ihre Erfüllung und wie?

Ein Teil des historischen Berichts besteht aus den vielen Prophezeiungen, die sich bereits buchstäblich erfüllt haben. Manuskripte, wie die vollständige Jesaja-Abschrift, die man in Qumran gefunden hat, waren in den Tagen Jesu bereits allgemein bekannt. Die Zuverlässigkeit der prophetischen Aussagen Jesajas hat sich anhand ihrer bereits eingetroffenen Erfüllungen bestätigt. Deshalb besteht kein Grund zur Annahme, dass seine sich auf die Zukunft beziehenden Aussagen nicht genauso akkurat sein sollten. Zu behaupten, dass die bis jetzt noch unerfüllten Prophezeiungen sich nur in einem nicht wortwörtlichen Sinne erfüllen könnten, zeugt von einer biblischen und historischen Kurzsichtigkeit. Gottes Wort ist und bleibt unveränderlich. Diese Tatsache widerlegt die Auffassung, dass die Gemeinde einige Verheissungen geerbt habe, die ursprünglich Israel gegeben wurden. Das Reich, das David verheissen wurde, gehört nicht der Gemeinde, sondern Israel. Die künftige hohe Stellung wird Jerusalem nicht im Himmel, sondern auf der Erde einnehmen. Christus wird, wie wir wissen, auf der Erde ebenso persönlich herrschen wie im neuen Himmel und auf der neuen Erde (Offb 22,1.3).

Kurzstudium zum Buch Jesaja/einige Fragen

  • Jesajas Aufruf in Kap. 6,1-8 zählt zu den einprägsamen Abschnitten der Schrift. Was wird dort hinsichtlich der Heiligkeit Gottes veranschaulicht?
  • Wie wird Gottes grossartiger Heilsplan im Kapitel 53 beschrieben?
  • Welche Charaktereigenschaften Jesajas tauchen im Buch Jesaja immer wieder auf?
  • Wie schafft es Jesaja, ein Gleichgewicht zwischen seiner Hoffnungs- und Rettungsbotschaft und der Botschaft von Strafe und Gericht zu wahren?
  • Welche Prophezeiungen hinsichtlich des Retter-Messias stechen dir besonders ins Auge?
  • Wie ordnest du Gottes Ruf und seine Absichten für dein persönliches Leben ein (vgl. Jes 6,1-8)?
Fortsetzung: Jeremia

Datum: 09.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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