Vermessen

Sich vermessen heisst: falsch messen, einen falschen Massstab anlegen

Das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner (Luk. 18,9-14) beginnt in der Lutherübersetzung: »Er sagte aber zu einigen, die sich anmassten, fromm zu sein ...« Im Urtext steht: »die davon durchdrungen waren, dass sie gerecht seien«.

Aber auch Luthers »vermessen« ergibt hier einen guten Sinn. Sich verzählen heisst: falsch zählen. Sich verrechnen bedeutet: falsch rechnen. Sich vermessen heisst: falsch messen, einen falschen Massstab anle­gen.

Die damaligen Frommen legen an sich das Mass des ge­fallenen Menschen; sie messen sich am liebsten an solchen Exemplaren des gottfernen Menschen, die selbst unter ihres­gleichen durch etwas offensichtlich Ungutes auffallen. Das ist der falsche Massstab; solange man den führt, kann man sich nur vermessen.

Jesus legt in der Bergpredigt und überall an uns das Mass des ursprünglichen, gottnahen Menschen, das Mass der Söhne, die nach dem himmlischen Vater geartet sind (Matth. 5,45). Das ist der richtige Massstab. Wer den stets zur Hand hat, bleibt völlig bewahrt vor der Vermessenheit.

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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