"Die Vertreter der Orthodoxie definieren die Liebe der Menschen zu Gott als die Bereitschaft, ihm zu gehorchen und zu dienen, als die Liebe zu seinen Bestimmungen, zu seiner Huld und zu seiner Belohnung. Denn, so argumentieren sie, die Liebe als gegenseitige Neigung wie unter Freunden oder gar unter Liebenden beinhaltet die Gleichstellung von Geliebtem und Liebendem. Aber die Transzendenz Gottes verbietet es, an eine solche Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu denken. Daher ist die Annahme, dass zwischen den Menschen und Gott eine solche Liebe der Freundschaft und der Innigkeit bestehen kann, irrig, sie kommt einer unerträglichen Anmassung von Seiten des Menschen und einer lästerlichen Herabwürdigung Gottes gleich". 1) Anders als in der Orthodoxie ist in der islamischen Mystik die Auffassung von der Liebe Gottes. Hier er-strebt der Gläubige die Annäherung an Gott und die Verschmelzung mit ihm bis zur Innewohnung Gottes in seiner Person. Bei der Versenkung des Gläubigen in Gott wird die Transzendenz Gottes aufgehoben, der unüberwindbare Abstand zwischen Schöpfer und Geschöpf überbrückt. Dies kann nur mittels der mystischen Versenkung geschehen, die von der orthodoxen islamischen Theologie nicht selten auch deshalb hart angegriffen wurde. Hier versucht jedoch der Mensch, Gott zu lieben, weiss aber letztlich auch nicht, ob Gott ihn liebt. 1) Der Koran Arabisch-Deutsch. Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar von Adel Theodor Khoury. 10 Bde. Bd. 2: Sure 2,75-2,212. Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn: Gütersloh, 1991, S. 207-208. Weiterführende Links:Seine Gebote lieben, nicht Gott selber
Die Ablehnung der Aussage, dass zwischen Gott und Menschen Liebe herrschen könnte, entspringt der Vorstellung von der Allmacht Gottes, seiner Transzendenz und völligen Andersartigkeit, aufgrund derer ein Vergleich zum Menschen, zu zwischenmenschlichen Empfindungen oder Eigenschaften undenkbar wäre.Bleibende Ungewissheit
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www.lausannerbewegung.de
Datum: 17.02.2003
Autor: Dr. Christine Schirrmacher
Quelle: Jesus.ch