Prophetie in der Bibel

Die Bibel enthält eine grosse Anzahl von Prophezeiungen, d.h. Vorhersagen über Dinge, die erst in der Zukunft geschehen sollen. Nach 5. Mose 18,21-22 kann man einen von Gott gesandten Propheten daran erkennen, dass seine Vorhersagen ohne Ausnahme eintreffen.
Ein grosser Teil der biblischen Weissagungen bezieht sich auf Zeiten, die heute bereits Vergangenheit sind. Einige dieser Vorhersagen sollen nun auf ihre Erfüllung überprüft werden. Nach der oben angeführten Bibelstelle kann man damit dann nachweisen, ob der Schreiber dieses Ausspruchs wirklich von Gott gesandt war oder nicht. In Daniel 8,5-8 wird die Geschichte Alexanders des Grossen und seines griechischen Reiches in einem Bild beschrieben. Die Vorhersage traf nicht nur ein, sondern Alexander der Grosse erkannte sich in der Weissagung selbst. Der jüdische Historiker Josephus Flavius (37 - ca. 100 n.Chr.) beschreibt in seinem Werk „Atiquitates Judaicae“ einen Besuch Alexanders des Grossen in Jerusalem (um 330 v.Chr.). Der Hohepriester Jaddua habe ihm dort das Buch Daniel gezeigt. Alexander habe sich selbst darin prophetisch beschrieben wiedererkannt (Antiquitates Judaicae XI, 8.5).
Zwei Städte, über die in der Bibel Prophezeiungen niedergeschrieben wurden, sollen als weitere Beispiele dienen. Die erste Stadt ist Ninive. In Nahum 3,5-7 liest man über Ninive: "Siehe, ich will an dich, spricht Jahwe der Heerscharen; ... Und ich werde Unrat auf dich werfen, und dich verächtlich machen und dich zur Schau stellen. Und es wird geschehen, jeder, der dich sieht, wird von dir fliehen und sprechen: Ninive ist verwüstet!" Diese am linken Ufer des Tigris gelegene Stadt war die Hauptstadt des Assyrerreiches. Hundert Jahre bevor Ninive zerstört wurde, wurde diese Prophezeiung geschrieben. Bis zur Neuzeit war jedoch noch nicht einmal die geographische Lage der Stadt bekannt. Heute sind die Ruinen entdeckt und ausgegraben. Beträchtliche Teile davon wurden nach Paris und London gebracht. Besonders im Britischen Museum sind viele der Ruinenstücke für Besucher aus der ganzen Welt zur Schau gestellt. Wortwörtlich erfüllt sich die Prophetie.
Eine zweite Stadt, der ein biblischer Prophet die Zerstörung vorhersagte, ist Tyrus. "... darum, so spricht der Herr, Jahwe: Siehe ich will an dich, Tyrus! und ich werde viele Nationen wider dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt. Und sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen; ... ein Ort zum Ausbreiten der Netze wird es sein mitten im Meere. ... und deine Steine und dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen." (Hesekiel 26,3-5.12) Tyrus lag an der Küste Phoeniziens, an den Ufern des Mittelmeeres. Nebukadnezar II. eroberte und zerstörte die Stadt. Allerdings hatte er keinen Grund, den Schutt der Stadt ins Meer zu werfen. Es entkamen jedoch einige der Bewohner und bauten auf einer Insel unweit des Festlandes eine neue Stadt. Alexander der Grosse wollte dreihundert Jahre später diese Stadt auf der Insel erobern. Darum baute er mit Hilfe der Überreste des alten Tyrus einen Damm als Übergang. Die Stadt wurde nie wieder aufgebaut, und seine Überreste liegen im Wasser versenkt.
Das Alte Testament enthält eine Vielzahl von Prophezeiungen über Jesus. Diese Prophezeiungen teilen sich in die bereits erfüllten Prophezeiungen über den "leidenden Messias" und die noch ausstehenden Prophezeiungen über den "triumphierenden Messias" auf. Bei den bereits erfüllten Vorhersagen handelt es sich um über 330 zum Teil sehr detaillierte Weissagungen. Bei einer solchen Anzahl von erfüllten Prophezeiungen von einem Zufall zu sprechen ist rein unmöglich. Einige Beispiele der Weissagungen über Jesus seien hier angeführt. In detaillierter Weise sagt das AT seinen Geburtsort Bethlehem, seine Abstammungslinie, die gleichzeitige Sohnschaft Gottes und des Menschen, den Grund seiner Sendung, den Verrat an ihm für 30 Silberlinge, sein Leiden und Sterben am Kreuz sowie seine Auferstehung.
Die bisher behandelten Prophezeiungen wurden alle schon vor langer Zeit erfüllt. Es gibt aber auch Prophezeiungen, die sich erst jetzt erfüllen. "Siehe, ich werde die Kinder Israel aus den Nationen herausholen, wohin sie gezogen sind, und ich werde sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land bringen." (Hesekiel 37,21) Diese Prophezeiung begann sich im Jahr 1948 zu erfüllen, als der Staat Israel gegründet wurde und viele Juden aus aller Welt in "ihr Land" zurückkehrten. Bei Prophezeiungen, die schon lange erfüllt sind, hat man teilweise versucht, durch ein künstliches Verschieben der Entstehungszeit der prophetischen Bücher ihre "Erfüllung" als bereits vor der Niederschrift geschehen hinzustellen. Dies ist spätestens bei der obigen Bibelstelle aus Hesekiel nicht mehr möglich. Und es gibt noch viele andere Verse, deren Aussagen in eine ähnliche Richtung gehen. Aber damit noch nicht genug: "So wahr Jahwe lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Lande des Nordens und aus all den Ländern, wohin er sie vertrieben hatte!" (Jeremia 16,15) Die Bibel erwähnt das "Land des Nordens" an dieser Stelle besonders. In den letzten Jahren kamen Hunderttausende von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Israel. Es gibt wohl kein anderes Land, aus dem in so kurzer Zeit so viele Juden nach Israel umsiedelten. Und die ehemalige Sowjetunion liegt von Israel aus gesehen im Norden. Nachdem Prof. Dr.-Ing. Werner Gitt die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Erfüllung der biblischen Prophezeiungen mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung berechnet hat, kommt er zu dem Ergebnis: "Die Prophetien sind göttlicher Art, sie können von keinem Menschen stammen."

Datum: 08.04.2002
Autor: Friedhelm von der Mark

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