Künstler-Bibeln haben Konjunktur

Bibeln

Freiburg i. Ü. Nur zum Schmökern eignen sich diese Bücher weniger. Wer sich ein Faksimile-Exemplar der Gutenberg- oder der Ottheinrich-Bibel ins Regal stellt, muss nicht nur tief in die Tasche greifen, sondern dürfte auch ausgewiesener Kunstliebhaber sein. Ein Blick ins Archiv der unzähligen Bibelausgaben zeigt: Kein Buch der Welt hat Künstler stets aufs Neue so herausgefordert wie das Buch der frohen Botschaft - gleich ob sie Salvador Dali, Marc Chagall, Otto Dix, Emil Nolde oder Friedensreich Hundertwasser, Andy Warhol, Joseph Beuys, Ernst Fuchs oder Arnulf Rainer heissen.

Künstler-Bibeln haben nach wie vor Konjunktur und lassen den Euro rollen. Ein Faksimile der Ottheinrich-Bibel etwa kostet rund 10.000 Franken. Als Gegenleistung gibt es dann aber auch ein prächtiges mit Miniaturen auf goldglänzendem Hintergrund gefertigtes und in Frühneuhochdeutsch verfasstes Exemplar der ältesten erhaltenen Bilderhandschrift eines Neuen Testaments in deutscher Sprache. Ihm gab der pfälzische Kurfürst und Büchernarr Ottheinrich im 16. Jahrhundert seinen Namen.

Die Originale vieler wertvoller Bibeln bleiben auch für gut betuchte private Kunst- und Bibelliebhaber unerschwinglich. Das gilt insbesondere für Überlieferungen des Alten Testaments. Etwa den "Codex von Aleppo", der im Jerusalemer "Schrein des Buches" verwahrt wird und von Experten auf 930 nach Christus datiert wird. Oder den "Codex Leningradensis", der 1008 nach Christus angefertigt wurde und als älteste vollständige Handschrift der Hebräischen Bibel gilt.

Einmalige Kunstwerke

Die sorgfältig gearbeiteten Handschriften zeugen nicht nur von den Ursprüngen des Christentums, sie gelten auch als einmalige und phänomenale Kunstwerke. Häufig stand der Zufall bei der Suche nach biblischen Kunstschätzen Pate. So stiessen Forscher 1979 bei Grabungen im Hinnom-Tal unterhalb der südwestlichen Mauer der Jerusalemer Altstadt auf den vermutlich ältesten Bibeltext der Welt: zwei kleine Schriftrollen, fast vollständig aus Silber gefertigt. Fast drei Jahre benötigten die Experten des Israel-Museums, um die zerbrechlichen Silberrollen zu öffnen. Zu Tage förderten sie eine uralte kunstvoll verzierte hebräische Handschrift aus dem siebten Jahrhundert vor Christus mit dem Priestersegen aus dem vierten Buch Mose.

Schätze der Gegenwart

Aber auch die Gegenwart hält - wenn auch kleinere - künstlerisch gestaltete Bibelschätze bereit. So veröffentliche beispielsweise 1998 das Katholische Bibelwerk in Stuttgart "Die grosse Marc-Chagall-Bibel" mit Gemälden, Radierungen, Gouachen und Aquarellen des französischen Meisters - die schmucke Leder-Ausgabe für rund 750 Franken. Einige Jahre zuvor hatte der amerikanische Medien-Tycoon Ted Turner für Schlagzeilen gesorgt, als er sich von der Vatikan-Bibliothek die Foto-Rechte für die Bibel des Fürsten von Urbino sicherte und das mehr als 1000 Seiten umfassende Monumentalwerk in limitierter Auflage wieder veröffentlichte.

Für Furore mit ungewöhnlich gestalteten Bibelausgaben sorgte in jüngster Vergangenheit auch der Augsburger Weltbild-Verlag. Nacheinander veröffentlichte das katholische Verlagshaus Künstler-Bibeln mit Werken von Hundertwasser, Fuchs, Dali und des österreichischen Malers Arnulf Rainer. Immerhin 2.100 Franken kostete der Bibel-Zyklus des Alpen-Impresarios, der dem Käufer dafür freilich auch einige Besonderheiten bot: So erschien das Werk nicht nur in limitierter Auflage von 3.000 Exemplaren. Jede Ausgabe für sich war ein Unikat.

Von den Preisen der biblischen Kunstwerke lassen sich potenzielle Käufer scheinbar wenig beeindrucken: So verbreitete Weltbild lange vor Auslieferung der Fuchs-Bibel die frohe Botschaft, dass bereits die Hälfte der weltweit auf 20.000 Exemplare limitierten Ausgabe zum Stückpreis von rund 750 Franken vorbestellt war. So unterschiedlich die Ausgaben gestaltet sind, so eint sie doch eines: Zum blossen Lesen sind sie eigentlich viel zu wertvoll, obwohl andererseits der Inhalt der Bibel mit keinem Geld aufzuwiegen ist.

Autor: Klaus Riddering

Datum: 14.01.2003
Quelle: Kipa

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