Vom Atheisten zum Christen

C. S. Lewis

Obwohl in anglikanischer Tradition aufgewachsen, wandte sich C. S. Lewis als Teenager dem Atheismus zu. Seine Ausbildung in Oxford wurde vom Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg unterbrochen. Als immer noch überzeugter Atheist kehrte er nach Oxford zurück, um Philosophie und englische Literatur zu studieren.

Im Alter von vierundzwanzig Jahren tauchten in seiner Es-gibt-keinen-Gott-Philosophie die ersten Sprünge auf. Er hatte sich nämlich mit Nevill Coghill angefreundet, dem klügsten und bewandertsten Studenten seines Semesters. Darüber hinaus war dieser von liebenswertestem Charakter. Als Lewis merkte, dass Coghill durch und durch Christ war, bedeutete das für ihn eine tiefe Enttäuschung. Gleiches erlebte er mit mehreren Freunden - sie waren in jeder Beziehung aussergewöhnliche Menschen; nur hatten sie den Fehler, dass sie gläubig waren.

Dasselbe erfuhr er auch mit den Schriftstellern, die er schätzte - Männer wie George MacDonald zum Beispiel. Er bedauerte zutiefst, dass MacDonald Christ war. Für Lewis war Gilbert Chesterton der einfühlsamste Menschen seiner Zeit; aber auch der war dem Christentum zugetan. Und viele andere trugen den gleichen Makel.

Gott, sein Feind, hatte sein Wirken an Lewis aufgenommen und bearbeitete seinen Intellekt, seine Gefühle, seinen Willen. Wie ihm später deutlich wurde, war der grosse Fischer hinter seinem Fisch her, ja, der Haken sass schon fest in Lewis' Zunge. 1

Oder - um ein anderes Bild zu gebrauchen - der "himmlische Spürhund" 2 hatte begonnen, ihn zu jagen, und würde ihn nicht entwischen lassen.

Sein Atheismus hatte schon erhebliche Schrammen erlitten; aber immer noch weigerte er sich, Gott als Gott anzuerkennen. Zähneknirschend sprach er von Ihm als einem Geist. Selbst das war schon ein grosses Zugeständnis. Immerhin brauchte er sich nicht völlig zu unterwerfen! Ein gewisses Mass an Stolz, so meinte er, müsste er sich doch vorbehalten können.

Nachdem er Chestertons "Everlasting Man" ("Der ewige Mensch") gelesen hatte, musste er zugestehen, dass das Christentum innere Logik aufwies - ausgenommen das Christliche daran. Das war ein eigenartiger Widerspruch, eine Art logischen Unfugs, zu dem ihn seine Dickköpfigkeit zwang.

Im Jahre 1926 erkannte sein hartgesottenster atheistischer Freund die Historizität der Evangelien an. Er gab zu, die Geschichte vom sterbenden Gott habe wohl tatsächlich stattgefunden. Wenn Gott Lewis weiterhin so einkesselte, war er erledigt.

Gerade in dieser Zeit wurde ihm klar, dass er ein Sünder war. Mit seinen eigenen Worten: "Was ich dabei fand, entsetzte mich; ein Zoo der Gelüste, ein Irrenhaus der Ambitionen, ein Kinderzimmer der Ängste, ein Harem der gehätschelten Hassgefühle. Mein Name war Legion." 3

1929 sass er Abend für Abend allein in seinem Zimmer im Magdalen College. Er fühlte "das stetige, unaufhaltsame Nahen dessen, dem nicht zu begegnen ich mir so ernstlich wünschte". 4 Dann und dort gab er zu, dass Gott Gott ist. Er kniete nieder und betete - er, "der niedergeschlagenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England". 5

Rückblickend auf dieses Erlebnis, bestaunte er "die göttliche Demut, die einen Bekehren selbst unter solchen Bedingungen annimmt". Er fragte: "Wer könnte jene Liebe gebührend anbeten, die die hohen Tore einem Abtrünnigen öffnet, der um sich tretend, sich windend, trotzig und in allen Richtungen nach einer Chance zur Flucht Ausschau haltend hereingebracht wird?" 6

Von dem Augenblick an, als er eingestand, dass Gott Gott ist, begann er sich mit den bedeutendsten Lehren des Christentums zu befassen. Eines Morgens brach er zu einer Reise auf, zu deren Beginn er noch nicht glauben konnte, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Als er an seinem Zielort ankam, glaubte er. Und schliesslich fand er die Freude, die er im Atheismus vergeblich gesucht hatte.

Lewis' Errettung ist ein Beispiel für die Beobachtung Spurgeons, dass die Kirchengeschichte gespickt ist mit derlei bemerkenswerten Bekehrungen von Menschen, die nicht bekehrt sein wollten, die sich nicht nach Gnade gesehnt, sondern sich ihr widersetzt hatten, und die letztlich doch von den Armen der ewigen Gnade aufgefangen wurden. Gott selbst hat sie niedergestreckt und in ernste und demütige Nachfolger des Lammes verwandelt. 7

Fortsetzung: Kein Höllenbrand mehr

1 C. S. Lewis, Überrascht von Freude (Gießen: Brunnen, 1994), 2. Aufl., Seite 254.
2 Die Bezeichnung des Herrn Jesus als "himmlischer Spürhund" (The Hound of Heaven) folgt dem gleichnamigen berühmten Gedicht von Francis Thompson.
3 Lewis, Überrascht von Freude, Seite 271.
4 ebd., Seite 274.
5 ebd.
6 ebd.
7 Spurgeon, The Early Years (London: The Banner of Truth Trust, 1967), Seite 267.

Datum: 10.10.2006
Autor: William Mac Donald
Quelle: Ein Gott der Wunder tut

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