Wenn der Ehepartner einen enttäuscht
Wenn Sie verheiratet sind, dann kennen Sie das auf jeden Fall: Der Ehepartner sagt oder tut etwas, das einen zutiefst verletzt. Egal, ob das nur eine kleine Bemerkung oder ein grösserer Betrug war: Der eigene Stolz verlangt nach Rache. Falls Sie nicht sofort zurückschlagen, dann behalten Sie diesen «Schuldschein» bestimmt in der Tasche und präsentieren ihn bei nächster Gelegenheit: «Schon recht, aber was war damals, als du ....?»
Eine Beleidigung wollen wir zuallerletzt einfach so wegstecken. Und trotzdem: Im Interesse einer gesunden langen Ehe müssen wir genau das tun. Im Folgenden daher sieben Vorschläge für den rechten Umgang mit solchen Erfahrungen.
1. Beginnen Sie ein Gespräch nicht unüberlegt
Wenn Sie mit Ihrem Ehepartner etwas besprechen müssen, dann treiben Sie ihn nicht in die Ecke und platzen mit einem Mal heraus. So beginnen höchstens Auseinandersetzungen. Machen Sie besser im voraus eine Zeit fürs Gespräch miteinander ab. So kann sich jeder darauf einstellen und die Diskussion selber ist viel fruchtbarer als wenn man auf sein Gegenüber nur verbal eindrischt.
2. Gehen Sie verantwortungsvoll mit Gefühlswallungen um
Aus dem Bauch heraus sagen und tun wir oft Dinge, die wir später bereuen. Meistens verschiebt man dann besser eine Diskussion, bis man sich sich wieder beruhigt hat, bis der Blick klarer geworden ist und man aus dem Gebet heraus eine neue Sicht bekommen hat. Im Gespräch kann man sich dann leichter um eine gemeinsame Lösung bemühen als dass einem nur der eigene Schmerz umtreibt.
Gestehen Sie dem andern die Zeit ein, die er dafür tatsächlich nötig hat. Falls er ein paar Minuten oder auch einige Tage länger braucht, um sich wieder «abzuregen», dann lassen Sie ihm diese Zeit und bedrängen Sie ihn nicht; nur sollte man auf diese Weise nicht die ganze Diskussion auf Eis legen. Jedenfalls lässt man besser etwas Zeit verstreichen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, als dass man sich von seinen Gefühlen sonst wohin tragen lässt.
3. Nehmen Sie sich nur ein Thema aufs Mal vor
Wir war das eben mit dem Schuldschein? Kaum ist man mitten im Gespräch, schon reizt es einen, diesen Schein zu zücken – und ehe man sich's versieht, wird aus dem Gespräch eine einzige Reihe von Vorwürfen. Man probiert einander mit lauter alten Sachen auszustechen und fertigzumachen. Das eigentliche Problem ist am Schluss nur noch grösser als zuvor. Ähnlich kontraproduktiv ist eine ellenlange Liste mit Punkten, an denen man sich Veränderung wünscht. So etwas motiviert nicht, sondern entmutigt nur.
4. Legen Sie Ihre Sichtweise dar
Wenn der Partner seine Bedenken vorbringt, dann fallen Sie ihm dabei nicht ins Wort. Bei einem Schlagabtausch hört keiner dem andern wirklich zu, sondern man ist in Gedanken schon bei dem, was man selber als nächstes loswerden möchte.
Wenn Sie dann an der Reihe sind, versuchen Sie Ihrem Partner zu erklären, was genau Sie verletzt und enttäuscht hat. Er soll nachvollziehen können, warum dieses oder jenes so und nicht anders bei ihm angekommen ist. Und dasselbe gilt umgekehrt. Auch der andere soll sich erklären dürfen. Vielleicht haben Sie das Ganze auch nur falsch aufgefasst. Dann wäre man der Lösung des Problems einen beträchtlichen Schritt näher gekommen.
5. Stellen Sie kein Problem über Ihre Beziehung
Manchmal nehmen uns die Gefühle und vermeintlichen «Rechte» so sehr in Beschlag, dass wir den grösseren Zusammenhang ganz aus den Augen verlieren. Es gibt Witze über Ehen, die wegen eines Streits über die Zahnpasta und das Toilettenpapier in die Brüche gegangen sind. Tatsache ist, dass solche Sachen wirklich passieren! Vergessen Sie nicht, dass Ihre Partnerschaft an vorderster Stelle stehen soll. Es mag das eine oder andere zu klären geben, doch weit darüber hinaus lieben Sie ja einander. Warum also dem andern nicht immer wieder recht geben?
6. Seien Sie bereit zu vergeben
Wenn Sie mit Ihrem Partner die nächsten 20, 30 oder 50 Jahre verbringen wollen, dann werden Sie einander öfter 'mal vergeben müssen. Nicht zu vergeben, das können Sie sich gar nicht leisten. Das würde nicht nur Ihren Ehepartner verletzen, sondern vor allem Sie selber! «Vergebung bringt einem Gefangenen die Freiheit – genau gesagt: Einem selber», meinte Corrie Ten Boom.
Das bringt uns zurück zum Thema "vergeben und vergessen". Um ehrlich zu sein: Manche Vorfälle wird man nie und nimmer vergessen können. Wichtiger ist, dass wir die betreffende Sache trotzdem auf sich beruhen lassen können. Sprüche 19, Vers 9: "Wer eine Verfehlung zudeckt, stiftet Freundschaft; wer aber eine Sache aufrührt, der macht Freunde uneins."
Wer vergibt, der verzichtet darauf, den andern selber zu bestrafen – sei es direkt durch Vergeltung oder eher indirekt, indem man sich eine Bitterkeit grosswerden lässt.
Erst kürzlich habe ich gemerkt, wie praktisch eine «Vergebung im voraus» sein kann. Ich sagte mir: «Beim nächsten Mal, wenn mich meine Frau Donalyn kränkt, werde ich ihr vergeben.» Wenn's dann soweit ist, erinnere ich mich an diesen Entschluss und schon ist dem Ganzen die Luft aus den Segeln genommen.
In Kolosserbrief in der Bibel (Kapitel 3, Vers 13) heisst es: «Streitet nicht miteinander, sondern seid bereit, einander zu vergeben, selbst wenn ihr meint, im Recht zu sein.» Und wie vergibt uns Jesus? Voll und ganz. Bedingungslos. Bereitwillig. Immer und immer wieder.
Dieser Art der Vergebung ist übernatürlich. So etwas schaffen wir nicht von uns aus. Vor allem, wenn eine grössere Sache vorgefallen ist, werden Sie Gott erst darum bitten müssen, dass Sie tatsächlich den ganzen Schmerz loslassen und dem andern von Herzen vergeben können. Und doch wird er Sie gerade darin nicht enttäuschen. Wer auf seine Liebe und Stärke abstellt, dem wird er helfen zu vergeben - auch wenn Ihnen der Ehepartner vielleicht einen gewaltigen Schlag versetzt hat.
Halten Sie also daran unbedingt fest: Gott liebt Sie. Keine Sünde ist so gross als dass Er sie nicht vergeben möchte. Bringen Sie sie zu Ihm. Man kann das grundlegend mit dem folgenden Gebet machen:
«Lieber Gott, ich brauche Dich in meiner Ehe und in meinem Leben. Ich habe erkannt, dass ich mit einem Leben ohne Dich versagt habe. Ohne dass Du mir hilfst und mich leitest und vor allem ohne Deine Vergebung kann ich nicht weiterleben. Aber Du hast Deinen Sohn Jesus gesendet, dass er am Kreuz für meine Sünden stirbt. Ich danke Dir dafür. Das ist auch für mich geschehen, und darum lade ich jetzt Jesus ein, dass er selber bei mir auf den Thron steigt. Fülle mich mit Deinem Heiligen Geist und gib mir die Kraft zu einem Leben, wie Du es willst. Danke, dass Du mir vergibst. Amen.»
Bearbeitung: Livenet.ch
Datum: 19.08.2011
Autor: Dave Currie und Glen Hoos