Alle Menschen müssen sterben. Eine Binsenweisheit. Aber auch eine harte Tatsache, der jeder ins Auge sehen muss. Alle Menschen werden einmal mit dem Tod zu tun haben ... Nein, der Tod ist kein Freund, der Tod ist der Feind des Lebens. Er vernichtet es - und schafft eine Grenze, die der Mensch nicht überqueren kann. Wer am Grab eines Menschen steht, den er lieb gehabt hat, kann den Tod nicht als Freund sehen. Die Menschen der Bibel haben auch dieses andere, realistische Bild vom Tod. Er ist "der letzte Feind, der vernichtet wird" - wie Paulus in einem seiner Briefe schreibt. Der Tod ist Feind, der letzte Feind, aber "ein Feind, der vernichtet wird". Gerade für den Abschied von lieben und vertrauten Menschen brauchen wir diese Perspektive: "Gott wird den Tod vernichten auf ewig" (Jes. 25,8). Der Prophet Jesaja verspricht das. Und Johannes schaut es in seiner Offenbarung: "Der Tod wird nicht mehr sein" (Off. 21,4). Der Schmerz geht tief: Ein Mensch ist nicht mehr da, mit dem ich gelebt habe, der mir lieb geworden war. Ich kann nie mehr mit ihm sprechen. Der Tod reißt einen Ozean von Gefühlen auf. Aber die Trauer über den Schmerz ist nicht das Letzte - und der Blick ins Gesicht des feindlichen Todes auch nicht. Gott wird das letzte Wort sprechen. Und Gott ist der Stärkere - er wird den Tod selbst vernichten. Wörtlich heißt es bei Jesaja im Alten Testament: "Gott wird den Tod verschlingen". In Gottes neuer Welt wird keine Spur mehr von ihm sein. Das wird eine Welt sein unter umgekehrten Vorzeichen. Dann besiegt nicht mehr der Tod das Leben, sondern dann hat das Leben den Tod besiegt. Evangelium heißt eigentlich "Frohe Botschaft" - und damit ist gemeint: In dieser Welt geht es um das ganz persönliche Wohnrecht für diese neue, ganz andere Welt. Christen quer durch die Jahrhunderte können bezeugen: Sie haben dieses Wohnrecht gebucht - und das hat sie freigemacht. Frei zu einem neuen Leben. Frei von der lähmenden Angst vor dem Tod.
Datum: 21.04.2004
Autor: Ingrid Heinzelmaier
Quelle: ERF Deutschland
Hugo von Hoffmannsthal hat in seinem Drama 'Jedermann' den Tod bühnenwirksam dargestellt. In unseren Tagen versucht es das Musical "Sissi" genauso. Aber ist der Tod wirklich ein freundlicher Feind, mit dem ich sprechen und verhandeln kann?