Kommentar

Flicken wir zu oft die Netze?

Während unserer gemeinsamen Andacht vor dem Studienbeginn bei ISTL wanderte mein Blick auf das Anschlagbrett an der Wand. Fünf Anfragen von Gemeinden und Kirchen waren dort angeheftet. Sie suchten alle Jugendarbeiter oder Pfarrer.
Heinz Strupler

Selbst aus Deutschland war eine Anfrage dabei. Obwohl diese Stelleninserate alle 2-3 Wochen ausgewechselt werden ist das Brett immer voll mit Anfragen für Teil- oder vollzeitliche Mitarbeiter. Wo sind sie, die Mitarbeiter, die Leiter, die junge Generation?

Der Auftrag, den Jesus uns gegeben hat ist klar: «Machet zu Jüngern alle Völker».

Wir können auch das Bild der Fischer nehmen. Jesus traf die Fischer am Seeufer als sie die Netzte flickten und forderte sie auf zu fischen. Sie gehorchten und fingen mehr Fische als zuvor. Es scheint mir, dass wir zu viel Zeit zum Flicken brauchen und oft zu wenig Zeit auf dem Wasser sind.

Auf unserem Anschlagbrett sind das ganze Jahr über solche Anfragen zu finden. Das trifft sicher auch für andere theologische Ausbildungsstätten zu. Wir sollten mehr tun, als nur einen Brief an ein Seminar schicken mit der Bitte für Mitarbeiter. Wir sollten überlegen, wo unsere Leute aus den eigenen Reihen sind, die sich für einen solchen Dienst ausbilden lassen können? Die Zahl der Absolventen von theologischen Schulen ist wesentlich kleiner als das Bedürfnis in unseren Gemeinden. Wenn wir dann noch die Möglichkeiten im Ausland betrachten, frage ich mich: Wo sind sie?

Ich sehe einen Wertewandel in unserer Christlichen Gesellschaft. Ich staune immer wieder, wie viele gläubige Eltern einen grösseren Wert darin sehen, ihre Kinder in einem «soliden Beruf» zu sehen, als sie zu ermutigen den Auftrag Jesu ernst zu nehmen. Oft sind es die erfolgreichsten Berufsleute, auf die Jesus gerne seine Hand legen würde.

Es ist die Aufgabe eines jeden Gläubigen, nach geeigneten Leuten für den Vollzeitdienst Ausschau zu halten. Ich möchte als Vater speziell die Väter und Mütter auffordern, nicht nur eine Berufskarriere für ihre Kinder im Auge zu haben, sondern sie zu motivieren, die beste Zeit für Jesus zu investieren. Ich weiss, das Erlernen eines Berufes kann auch ein Mittel sein, um Menschen für Jesus zu gewinnen. Die höchste Berufung, die Gott uns gegeben hat, ist aber die Erfüllung seines Ziels für diese Welt. Wir sind deshalb Botschafter an Christi statt.

Lasst uns Ausschau halten nach Leuten, die man fördern und unterstützen kann, damit sie in einen pastoralen Dienst gehen können.

Viele tun so, als ob vollzeitliche Mitarbeit in der Gemeinde das Uninteressanteste auf der Welt ist und eher einem Martyrium gleichkommt.

Meine Frau und ich waren Jahrzehnte im pastoralen Dienst und haben dort Dinge erlebt, die wir mit nichts tauschen möchten. Wir haben Zeiten geistlichen Aufbruchs gesehen und in schwierigen Zeiten Gottes Gnade erlebt.

Last uns darum gemeinsam im Glauben mutige Schritte wagen und uns gegenseitig inspirieren damit unsere besten Leute Gottes Mitarbeiter werden.

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Datum: 29.11.2011
Autor: Heinz W. Strupler
Quelle: Livenet

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