UN-Entwicklungsprogramm berichtet

Klimawandel gefährdet Kampf gegen Armut

Der Klimawandel gefährdet nach Auffassung des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in noch nie dagewesenem Ausmass den weltweiten Kampf gegen die Armut.
«Es ist moralisch falsch, die Armen angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel ihrem Schicksal zu überlassen», sagte Desmond Tutu.
Heidemarie Wieczorek-Zeul

Bisherige Erfolge drohten durch zunehmende Wetterextreme, Dürren und Wassermangel rückgängig gemacht zu werden, warnte das UNDP am Dienstag in seinem in Genf, Berlin und Brasilia veröffentlichten Bericht über die menschliche Entwicklung 2007/2008. «Der Klimawandel ist das alles überragende Problem der menschlichen Entwicklung in unserer Generation», so das UNDP.

Emissionen: „keine Zeit verlieren“

Die deutsche Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul unterstrich, die Industrieländer stünden in einer besonderen Verantwortung für den Klimawandel. Sie forderte daher radikale Emissions-Reduktionen in den reichen Ländern: «Es ist keine Zeit zu verlieren.» Nur so könnten auch die ärmeren Länder für den Klimaschutz gewonnen werden. Wichtig sei auch die Unterstützung von Entwicklungs- und Schwellenländern bei der Anpassung an den Klimawandel und beim Schutz der Wälder.

Zwischen 2000 und 2004 waren demnach jedes Jahr rund 260 Millionen Menschen von Wirbelstürmen oder anderen extremen Wetterereignissen betroffen. Davon lebten rund 98 Prozent in Entwicklungsländern.

Weniger Nahrung für Schwarzafrika?

Laut den UNDP-Experten gefährdet der Klimawandel besonders die Landwirtschaft und die Ernährungssicherung. Afrika südlich der Sahara laufe Gefahr, bis 2060 mehr als ein Viertel der Produktivität einzubüssen. Bis zu 600 Millionen Menschen könnten weltweit zusätzlich der Gefahr der Unterernährung ausgesetzt sein. Zudem könnte sich die Zahl der Menschen, die unter Wassermangel leiden, bis 2080 auf fast drei Milliarden verdreifachen.

Weniger Wasser, mehr Malaria

Hohe Temperaturen beschleunigten überdies die Ausbreitung tödlicher Krankheiten. «So könnte beispielsweise die Zahl der Menschen, die damit rechnen müssen, an Malaria zu erkranken, um 220 bis 400 Millionen ansteigen», heisst es in dem UNDP-Bericht. Heute infizieren sich etwa 500 Millionen Menschen jährlich mit der Tropenkrankheit. Rund eine Million stirbt an Malaria.

Mehr Forschung – auch für die Tropenkrankheiten

Die UN-Organisation appellierte an die Teilnehmerstaaten der Weltklimakonferenz vom 3. bis 14. Dezember auf Bali, den ersten Schritt für ein neues Abkommen zur Senkung der Treibhausgase zu tun. In der Studie schlagen die Autoren vor, die CO2-Emissionen in den Industrieländern bis 2050 um mindestens 80 Prozent senken. Zugleich müsse deutlich mehr in Anpassungsmassnahmen für Entwicklungsländer sowie die Forschung investiert werden. Sie sprechen sich dafür aus, international eine Schwelle von zwei Grad Celsius an Erwärmung über dem Vorindustrialisierungs-Niveau festzulegen. Derzeit liegt die Erwärmung bei 0,7 Grad Celsius. Darüber hinaus fordert der Bericht die Schaffung einer internationalen Klimaschutz-Einrichtung.

Die Armen nicht ihrem Schicksal überlassen

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu appellierte an die Führungspersönlichkeiten der reichen Welt, das Vorgehen gegen den Klimawandel ins Zentrum der Armutsbekämpfung zu rücken. «Es ist moralisch falsch, die Armen angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel ihrem Schicksal zu überlassen», erklärte der Friedensnobelpreisträger in einem Beitrag zu dem UNDP-Bericht.

Link zum Thema:
Der UNDP-Entwicklungsbericht: Menschliche Solidarität in einer geteilten Welt

Datum: 30.11.2007
Quelle: Epd

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