Leere Bäuche – voller Tank?
Livenet: Die AKU ist mit dem Klimaforum 2007 furios gestartet: 150 Personen besuchten die Tagung. Am Samstag wollen Sie noch einen draufgeben?
Werner Hässig: Ja. Die AKU soll weiter bekannt werden. Wir wollen mit der zweiten Tagung zeigen: Klimafragen gehen uns Christen etwas an. Wir nehmen sie ernst.
Geschieht das zu wenig?
In den christlichen Gemeinden, Gottesdiensten und anderen Aktivitäten wird das Klima zu wenig thematisiert. Das Bewusstsein, dass jeder etwas beitragen soll, fehlt noch weitgehend.
Manche resignieren doch: Was kann ich angesichts des weltweiten Klimawandels tun?
Es geht nicht darum, die Welt zu retten, sondern wir sind aufgerufen, die Ressourcen nicht im Übermass zu verbrauchen. Dazu kann jeder etwas beitragen. Wir müssen uns bewusst sein: In der Schweiz leben wir auf einem Level, den die Welt unmöglich so verfolgen kann. Es geht darum, dass wir im Ressourcenverbrauch auf einen Level zurückgehen, der im Weltmassstab tolerierbar ist…
…das heisst mit gutem Gewissen auch gegenüber aufstrebenden Indern und Malaysiern vertreten werden kann?
Genau. Erstaunlich ist ja, dass wir dies mit der Technik, die uns heute zur Verfügung steht, bewerkstelligen können, ohne auf Komfort zu verzichten! Die Wissenschaft zeigt uns, dass die 2000-Watt-Gesellschaft* realisierbar ist. Der Prozess zu ihr hin muss jedoch gleich beginnen. Das ist unsere Botschaft: Es gilt jetzt anzufangen!
Wie greifen Sie am Samstag an der Tagung in Oberburg das Thema auf?
Wir wollen den Horizont erweitern und zeigen, warum es nötig ist, den Prozess jetzt zu beginnen. Wir wollen mit positiven Ansätzen und Vorschlägen motivieren. Es gibt auch Lebensfreude, wenn wir uns von einem Ressourcen-effizienten Lebensstil herausfordern lassen. Er eröffnet viele Optionen…
…aber bedeutet, dass wir mit manchen Gewohnheiten brechen müssen?
Bei denen, die sehr ressourcenintensiv leben, die einen Offroader fahren oder grosse Flugreisen unternehmen, gibt es sicher ein Aha-Erlebnis. Wir stellen aber fest: Man kann durchaus in einem Bereich des Lebens etwas mehr Ressourcen verbrauchen und doch im Durchschnitt auf ein sehr tiefes Niveau gelangen. Wenn jemand gern reist, kann er mit einem Ressourcen schonenden Konsum und Wohnstil sehr viel kompensieren.
Ein Schweizer verbraucht derzeit etwa 10 Tonnen CO2; wir wollen auf 1-2 Tonnen zurückgehen. Die Frage ist, in wie vielen Jahren wir das schaffen. Je mehr einzelne mitmachen und den Prozess durch ihren Lebensstil voranbringen, desto eher wird er auch politisch umgesetzt.
Werden die Leute erst deutlich weniger Auto fahren, wenn der Liter Treibstoff fünf Franken kostet?
Dieser Zusammenhang besteht. Die wertvollen Ressourcen müssen teurer werden. Sie werden nicht sparsam gebraucht, wenn sie so billig sind. Der starke Anstieg des Ölpreises bringt uns voran.
Damit wird auch vieles andere teurer, bis zum Plastiksack…
Das fällt preislich nicht gross ins Gewicht. Entscheidend ist der Übergang zu neuen effizienten Produktionstechnologien.
Bei hohen Transportkosten drängt sich auf, dass Güter nahe beim Verbraucher hergestellt werden.
Bei gewissen Produkten, die sehr energieintensiv sind, wird es eine Verlagerung geben. Exotische Früchte etwa, die frisch in die Schweiz geflogen werden müssen, werden sich stark verteuern. Es wird interessant, sie lokal zu produzieren. Dabei wird der Markt entscheiden: Grosse Mengen rationell zu produzieren, erlaubt dem Handel grössere Distanzen.
Die AKU ist eine Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Wie viele Leute arbeiten aktiv mit?
Der Vorstand umfasst sieben Personen, die sich alle zwei Monate treffen und sehr engagiert versuchen, das Thema voranzutreiben. Neben dem Klimaforum führen wir einige regionale Treffen durch, mit 20-60 Teilnehmenden.
AKU-Klimaforum, Samstag, 5. Juli, Oberburg bei Burgdorf
Flyer der Tagung
* Mehr zum Konzept der 2000-Watt-Gesellschaft
Datum: 01.07.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch