Krippen für die Kleinen: Verleugnung tut weh
Die Risiken einer unreflektierten Trennung von Mutter und Kind durch frühkindliche Betreuung müssen laut einer Expertin für jedes einzelne Kind bedacht werden.
Die Hamburger Diplompsychologin Ann-Kathrin Scheerer bezeichnete es in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (10. Juli) als „alarmierend, dass Millionen von Kindern im Alter von acht Wochen bis 36 Monaten in Krippen betreut werden, deren personelle Ausstattung und Ausbildung bei weitem nicht ausreichen, um ihnen die nötige zeitliche und emotionale Aufmerksamkeit zu bieten."
„Riskante emotionale Langzeitfolgen"
Tagesbetreuungsplätze für Kleinstkinder dienen laut Scheerer dazu, dass Mütter und Väter sich frühzeitig von ihren Kindern trennen können. Sie bringt es wie folgt auf den Punkt: „Je früher im Leben diese Trennungen stattfinden, je abrupter sie vollzogen werden, je länger am Tag sie dauern, je wechselhafter die Betreuungsbeziehungen und je grösser die Gruppen von Kindern sind, desto bedeutungsvoller und riskanter sind die emotionalen Langzeitfolgen und psychischen Tiefenwirkungen." Trennung nicht leugnen oder bagatellisieren
Dabei seien es nicht unbedingt die Trennungen oder die kindliche Trauer als solche, die schädlich wirken - „beides kann in keinem Kinderleben vermieden, aber durch umsichtige Betreuung und bewusste Gestaltung anerkannt und gemildert werden". Riskant für die betroffenen Kinder und die Gesellschaft seien aber „die Verleugnung, die Bagatellisierung und Nichtwahrnehmung von Trennungsschmerz und Verlustangst". Was Kinder für später emotional lernen müssen
Denn die frühen Beziehungserfahrungen der Kinder, das Erlernen des Gefühlsausdrucks, die Qualität ihrer emotionalen Bindungen zu den Eltern legten „die Grundlage für psychische Gesundheit, für die Fähigkeit, befriedigende Beziehungen einzugehen und die eigenen widersprüchlichen Affekte und Antriebe zu integrieren."Quelle: SSF / FAZ
Datum: 19.07.2008