Soll jeder automatisch zum Spender werden?
Auf Notfall- und Intensivstationen sind in der Schweiz innerhalb eines Jahres rund 290 Menschen gestorben, die als Organspender infrage gekommen wären. Nur bei 98 Verstorbenen wurden Organe entnommen. Das zeigt eine Studie, die im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit und der Transplantationszentren vorgestellt wurde.
Es bedrückt, dass es nur bei einem Drittel der infrage kommenden Fälle nach Hirntod zu einer Organspende kommt. Die Liste der Menschen, die auf ein Organ warten, wird immer länger. Gemäss Angaben der Stiftung «Swisstransplant» sterben in der Schweiz jährlich rund 100 Menschen an den Folgen der Organknappheit.
In vielen Ländern ist man von Geburt aus Spender
Woher kommt dieser Organmangel? Wer in der Schweiz lebt und nach seinem Tod die Möglichkeit haben will, andere Leben zu retten, muss sich zu Lebzeiten einen entsprechenden Ausweis zulegen. In anderen Ländern läuft es genau umgekehrt: Dort ist jeder Mensch automatisch ein Organspender, wenn er es nicht verneint.
Die Folge davon: In Spanien dürfen bei 32 Prozent aller Einwohner nach Hirntod Organe entnommen werden, in den USA bei 25 von 100 Menschen, in Frankreich bei 23, 8 Prozent. Die Schweiz gehört mit einer Rate von 12,7 Spendern zusammen mit Dänemark, Holland, Deutschland und Grossbritannien zu den Schlusslichtern in West- und Mitteleuropa.
Kommentar
Von christlicher Seite her wurde die Organspende bis weit in die 1950er Jahre abgelehnt. Grund war ein Verstümmelungsverbot von Leichnamen. Diese Haltung hat sich inzwischen aufgeweicht. In einer gemeinsamen Erklärung der Landeskirchen von 1990 heisst es unter anderem: «Nach christlichem Verständnis ist das Leben und damit der Leib ein Geschenk des Schöpfers, das er nach sorgfältiger Gewissensprüfung aus Liebe zum Nächsten einsetzen darf.»
In der Bibel lesen wir: «Jetzt haben wir alle einen irdischen Körper. Nach der Auferstehung werden wir dann wie Christus einen himmlischen Leib haben.» (1. Korinther 15,48) Will heissen: Unser Körper ist vergänglich, wir erhalten sowieso einen neuen. Da dringlich mehr Organe benötigt werden, sollten meines Erachtens Christen mit gutem Beispiel vorangehen und spenden. Damit andere leben.
Datum: 21.01.2013
Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet / Swisstransplant