Ägyptens Christen

Neues Interesse am Glauben

Der politische Umbruch in Ägypten hat zu geistlichen Aufbrüchen geführt. Die äussere Unsicherheit lasse die Menschen neu nach Gott fragen und nach Orientierung suchen. Dennoch möchten viele Christen Ägypten verlassen.
Kirche in Ägypten

Über geistliche Aufbrüche in Ägypten berichteten Mitarbeiter der Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (EMO) auf deren Jahresfest am 24. Juni in Wiesbaden. Die äussere Unsicherheit lasse die Menschen neu nach Gott fragen und nach Orientierung suchen, sagte der Leiter der EMO-Arbeit in Ägypten, Gerald Lauche. Man erlebe eine wachsende Offenheit für Gespräche über den Glauben. Die Kirchen seien voll. Ausserdem rückten die Christen über Kirchengrenzen hinweg zusammen. Zunehmend wünschten sich die koptisch-orthodoxen Gemeinden und ihre Bischöfe Unterstützung bei evangelistischen Programmen durch evangelische Kirchen. Lauche zufolge nehmen Muslime Christen vermehrt als Bürger wahr, «die ihr Land lieben und Verantwortung übernehmen wollen». Ihre humanitären Hilfsaktionen würden als Zeichen Versöhnung und des Miteinanders verstanden. Die EMO unterhält in Oberägypten ein Krankenhaus in Assuan und zwei Tageskliniken in Dörfern. In Assuan veranstaltet das Werk alle zwei Monate Gebetsnächte in der Wüste, an denen regelmässig 150 bis 200 Christen aus verschiedenen Kirchen teilnehmen. Bei diesen Treffen wird besonders für die Zukunft Ägyptens gebetet.

«Arabischer Frühling hat herbstliche Farben angenommen»

Nach Einschätzung von EMO-Mitarbeitern sind die Christen jedoch vom bisherigen Verlauf der Revolution enttäuscht. Lauche: «Der arabische Frühling hat stark herbstliche Farben angenommen.» Er berichtete über eine noch nicht veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung. Danach sind 92 Prozent der rund acht Millionen Christen in Ägypten der Meinung, dass sich die Situation seit dem politischen Umbruch im vergangenen Jahr nicht verbessert habe. Fast jeder Zweite (48 Prozent) fühlt sich nicht oder wenig sicher. 46 Prozent der Befragten erklärten, dass sie bereits aufgrund ihres Glaubens diskriminiert worden seien. 39 Prozent denken darüber nach, Ägypten zu verlassen.

Datum: 27.06.2012
Quelle: idea Deutschland

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