Evangelische Christen als Hoffnungsträger
Florian Poinstingl mit seinem MAF-Flugzeug.
So weit das Auge reicht nichts als Wasser und grünes Unterholz. Pilot Florian Poinstingl aus der Wiener evangelischen Gemeinde Kagran sucht in den Nilsümpfen des «Sudd» nach einem Landeplatz für seine Cessna 360. Die Maschine ist vollgepackt mit Medikamenten, Lebensmitteln und Bibeln. Er ist unterwegs zu Menschen, die noch nie von Jesus und seiner Botschaft gehört haben. Sie zählen im Südsudan noch Millionen. In ihren schwer zugänglichen Siedlungsgebieten erreicht sie nur die «Mission Aviation Fellowship» (MAF) mit ihren leichten Maschinen.
Von Weltkriegspiloten gegründet
Aus der Schweiz wirkt dieser internationale humanitäre Flugdienst in Langenthal. Er wurde vor 75 Jahren von ehemaligen Weltkriegspiloten gegründet. Sie wollten die Liebe Christi zu Völkern bringen, die von ihr in grosser Abgeschiedenheit noch nicht berührt wurden: in Urwäldern und Wüsteneien, in gebirgiger Einsamkeit oder auf vergessenen Inseln. Durch Fliegerfamilien, die direkt mit persönlichen Spenden unterhalten werden. Etwa 1000 Mitarbeiter fliegen z.B. in Zentralafrika oder in Indonesien samt Papua für Jesus. So auch im Südsudan.
Werkzeug für den Südsudan
Der gelernte Pilot und Flugzeugtechniker Poinstingl war gut ein Jahrzehnt auf der Suche, wie er Menschen mit seinen Gaben in ihrer körperlichen und geistigen Not helfen könnte. Dann stiess er auf MAF und war sofort von deren Vision und Mission begeistert. 2018 kam er mit seiner Frau Kathi, einer Kindergärtnerin, und den zwei gemeinsamen Töchtern nach Nairobi. Ziel war aber von Anfang an der Südsudan, um dort für viele Mitarbeitende von evangelischen Hilfsorganisationen und Freikirchen ein wichtiges Werkzeug zu sein, deren gemeinsames Motiv die Nächstenliebe ist.
Flugeinsätze im Südsudan sind wegen der oft gefährlichen Landungen riskant. «Ich meine nicht, dass ich einem solchen Auftrag aus eigener Kraft gewachsen bin und mir irgendetwas selbst zuschreiben kann», sagt Florian bescheiden: «Gott ist es, der mir die Fähigkeit dazu geschenkt hat. Er hat mich bereit gemacht, ihm zu dienen durch die Bekanntmachung seines neuen Bundes. Dieser Bund unterscheidet sich dadurch von dem früheren Bund, dass Gott jetzt nicht ein geschriebenes Gesetz gibt, sondern seinen Geist. Der Buchstabe des Gesetzes führt zum Tod; der Geist aber führt zum Leben.» (2. Korinther, Kapitel 3, Verse 5-6).
Ein gescheiterter Staat
Südsudan als eigener Staat wurde schon 2002 bei internationalen Verhandlungen auf dem Bürgenstock bei Luzern konzipiert. Doch dauerte es bis 2011, ehe die Selbstständigkeit Wirklichkeit wurde. Seitdem gilt das jüngste Land der Welt immer noch als «gescheiterter Staat»: Armut, Krankheiten, mangelnde Bildung und vor allem blutige Stammeskriege. Diese verhindern es bisher, dass die reichen Erdölvorkommen und andere Bodenschätze an den Quellflüssen des Nils für seine rund 13 Millionen Anrainer gefördert werden können. An der Misere im Süden ist aber nicht mehr der Nordsudan Schuld.
Machtkämpfe bis in die Kirchen
Die arabisch-islamische, meist diktatorische Zentralregierung von Khartum hatte ab den 1950er Jahren als Wurzel aller Übel im Südsudan gegolten. Seit dessen Unabhängigigkeit sind es die alten Befreiungsbewegungen und vor allem die Stämme, die sich selbst zerfleischen. Sogar in die christlichen Grosskirchen werden ihre Machtkämpfe hineingetragen. So blieb die katholische Diozese Rumbek seit 2011 verwaist. Als jetzt endlich ein italienischer Missionar den Mut fand, den umstrittenen Bischofssitz einzunehmen, wurden ihm am 29. April beide Beine zerschossen. Christiano Carlassare sollte nie mehr auf einer Kanzel oder am Altar stehen können. So wollten es die Attentäter.
Zudem wurden inzwischen mehrere Pfarrer des künftigen Bischofs festgenommen. Christiano will aber sein Amt antreten, notfalls im Rollstuhl. Von der katholischen Kirche wenden sich aber jetzt viele nach dem Vorkommnis ab. Schon lang sind im Südsudan dagegen die Evangelikalen am Wachsen. «In den Freikirchen fühlt man sich Jesus am nächsten», wird in Rumbek sogar von Katholiken bezeugt. «Wir warten nur noch darauf, dass er uns persönlich anspricht!»
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Datum: 07.05.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet