Nachfrage übersteigt Angebot

80 Millionen Bibeln legal in China gedruckt

In China sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten 80 Millionen Bibeln mit staatlicher Erlaubnis gedruckt worden. Die Amity-Druckerei in Nanking, die als einzige in der Volksrepublik Bibeln herstellen darf, hat fast ein Drittel davon ins Ausland exportiert.
Die Standard-Bibel für China (offen) und die günstige Ausgabe.
Selbstbewusst: Delrita Chen (rechts) am Amity-Stand an der Frankfurter Buchmesse.
Die Bibeldruckerei exportiert weltweit, nicht zuletzt nach Afrika.

In der Volksrepublik China wurden bisher 80 Millionen Bibeln legal gedruckt. Dies teilte die staatliche Presseagentur mit. Die Amity Printing Co. in der ostchinesischen Stadt Nanking ist die einzige Verlagsdruckerei im Land, die für den Bibeldruck eine staatliche Genehmigung hat.

Im Jahr 2008 wurde der Hauptteil der neuen Grossdruckerei mit 48.000 Quadratmetern in Betrieb genommen. Mit einer Jahreskapazität von über 12 Millionen Bibeln gehört Amity heute weltweit zu den Grössten. Da verwundert es nicht, dass sich die Firma auch an der Frankfurter Buchmesse präsentiert.

Bibel gefragt

«Die Herstellung von 80 Millionen Bibeln ist der Nachfrage der chinesischen Christen zuzuschreiben und noch mehr den Staatsreformen und der Politik der Öffnung», sagte Zhonghui Qiu, der Direktor von Amity Printing.

Ein Viertel aller weltweit gedruckten Bibeln werde heute in der Volksrepublik China hergestellt, äusserte Xiaohong Xu, Generalsekretär der regimetreuen protestantischen Drei-Selbst-Bewegung. Bei dieser vom Staat kontrollierten Drei-Selbst-Bewegung und dem Chinesischen Christenrat müssen protestantische Gruppen registriert sein, wenn sie legal tätig sein wollen.

1985, neun Jahre nach Maos Tod, hatte der Weltbund der Bibelgesellschaften auf Anfrage des Christenrats das Papier für 60.000 Bibeln in die Volksrepublik geliefert. »Amity Printing» wurde 1987 gegründet, als «Joint Venture» der »Amity-Foundation» des Christenrates, der Drei-Selbst-Bewegung und jenes Weltbundes. Die Druckerei nahm ihren Betrieb 1988 auf. Die Maschinen stellten der Weltbund zur Verfügung.

Verkauf in den registrierten Kirchen

An der Buchmesse in Frankfurt sagte Delrita Chen von der Amity-Verkaufsabteilung, dass man «überall in China» Bibeln kaufen könne, weil es überall - registrierte - Kirchen gebe. In ländlichen Gegenden werde die Bibel an Ständen angeboten, in den Städten in Kirchen verkauft.

Kirchen könnten die Bibeln über den Christenrat bestellen und erhielten sie dann aus Nanking zugestellt. Der Weltbund der Bibelgesellschaften hat dazu 44 Lastwagen finanziert.

Die Angaben Chens sind vor dem Hintergrund der Illegalität vieler Gruppen mit Vorsicht zu geniessen. Die Christen, die der von Peking bekämpften romtreuen katholischen Kirche oder einer nichtanerkannten protestantischen Gemeinschaft angehören, hatten während Jahren Schwierigkeiten, zu einer Bibel zu kommen.

Dazu weiss Chen, für den Vertrieb im Ausland zuständig, nichts zu sagen. Sie verweist bloss auf den Amity-Erfolg und die zunehmende Akzeptanz des Christentums in der chinesischen Öffentlichkeit: «Die Bibel gehört zum Alltag.»

Vom Weltbund verbilligt

Die einfache Ausgabe mit 16 Yüan - rund zwei Franken - sei für jeden erschwinglich, sagt die Verkaufsleiterin. Der Grund: Die «United Bible Societies» kommen immer noch für das Papier auf. Gedruckt wird laut Chen vor allem die Mandarin-Version der «English Standard Version», für die der Weltbund Amity das Copyright überlassen haben.

Am Amity-Stand wird aber auch ein sechsspaltiges Neues Testament gezeigt: Griechisch, Englisch und vier chinesische Übersetzungen. Für die Olympischen Spiele in Peking 2008 druckte Amity 100.000 Neue Testamente auf Staatskosten; zum erstenmal habe eine Bibel das Fünf-Ringe-Logo getragen, bemerkt Chen stolz.

Erfolg im Export

Amity Printing druckt sowohl für die Drei-Selbst-Bewegung als auch für die Katholisch-Patriotische Vereinigung. Neben den Bibeln in chinesischer Sprache wurden bereits Ausgaben in 80 Sprachen und der Braille-Blindenschrift gedruckt. Bisher wurden mehr als 26 Millionen Bibeln, rund ein Drittel der Gesamtproduktion, in mehr als 70 Länder exportiert.



Zum Thema:
Erfolgreiches Joint Venture

 

Datum: 18.11.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Kipa

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