Meine Eltern sind echt komisch

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Ich glaub, nicht nur ich bin in einem schwierigen Alter, sondern vielmehr meine Eltern

Mach mal 'nen Punkt, Mensch! Von wegen Friede, Freude, Eierkuchen. Bei uns zu Hause, da herrscht dauernd Knatsch wegen jeder Kleinigkeit. Ich glaub, nicht nur ich bin in einem schwierigen Alter, sondern vielmehr meine Eltern.

Der Vater ist Pastor. Und die Mutter Hausfrau: "Die rackert immer bis zum Umkippen." "Unsere Eltern sind echt komisch, die nehmen uns gar nicht ernst", vertraut Melanie* ihrem Tagebuch an. "Vater predigt uns Standpauken, aber selber hält er nichts ein. Manchmal hab ich ihrem Gerede geglaubt, aber als ich dann sah, dass sie sich ganz anders verhalten..."

Zeit des Umbruchs

Es gibt ein Buch mit dem Titel: "Meine Eltern sind in einem schwierigen Alter". Das scheint auch das Empfinden von Melanie zu sein. Melanie ist "aus allen Wolken gefallen", als sie bemerkt hat, dass ihre Eltern manchmal anders handeln, als sie reden. Dann bemerkte sie auch viele andere negative Dinge an ihnen. Das ist eigentlich normal im Teenageralter. Vielleicht erlebst auch du das bei dir zu Hause. Früher, da hast du wahrscheinlich nicht viel hinterfragt und angenommen, dass es in einer Familie einfach so sein muss, wie es bei euch ist. Heute kannst du mit anderen Familien vergleichen und hast den besseren Überblick.

Diese Phase der kritischen Auseinandersetzung ist für beide Seiten nicht einfach. Du musst all das Vertraute überprüfen, neu ordnen und zuletzt deine eigene Lebenseinstellung und Lebensführung zusammenstellen. Da gibt es einige Enttäuschungen zu verkraften. In dieser Zeit des Umbruches ist es gut, wenn man ein paar gute Freundinnen oder Freunde hat, mit denen man alles besprechen kann. Ein Teenagerklub oder eine Jugendgruppe kann hier eine große Hilfe sein. Das ist ein guter Ort, wo du dich bei Gleichgesinnten aussprechen kannst.

Auch Teenager werden älter

Für Eltern ist es in der Tat manchmal nicht einfach, in ihren Kindern plötzlich ein erwachsenes Gegenüber zu sehen. Oft halten sie sich lieber an das gewohnte Bild des kleinen Kindes. Was kannst du dagegen tun? Eine Möglichkeit ist die, dass du dich möglichst erwachsen verhältst: z.B. indem du Verantwortung übernimmst, dich an Abmachungen hältst und deine Meinung ruhig einbringst. Deine Eltern müssen unter Umständen auch lernen, dass sie nicht einfach über dich verfügen dürfen. Das gilt besonders auf der Ebene des Glaubens. Da musst du dich nur vor Gott allein verantworten.

Ich hau ab!

Auch das kann eine Reaktion auf mangelndes Verständnis seitens der Eltern sein. Melanies Herz klopft schneller, während sie folgende Sätze ins Tagebuch schreibt: "Ich möchte sehen, dass es Männer oder vor allem Jungs gibt, die mir sagen: Ich hab dich lieb oder so. Ich möchte einen Freund, der mich tröstet, mir Mut macht, mir zuhört und mich auch mal in die Arme nimmt. Mutter meint zwar, ich sei dazu noch zu jung, ich solle noch warten. Warten? Weiterhin alles in mich hineinfressen..."

Mißglückter Fluchtversuch?

Der Wunsch nach einem Freund ist gut verständlich, wenn's zu Hause drunter und drüber geht. Ob Melanie noch zu jung ist, darauf gibt zumindest die Bibel keine genaue Antwort. Früher haben die Leute allgemein früher geheiratet und waren mit 14 oft schon verlobt. Heute muss man selber spüren, wann die Zeit dafür da ist. Allgemein kann man dazu sagen, dass frühe Freundschaften häufig unstabiler sind und es auch schnell zu Liebeskummer kommen kann. Oft sind gerade die Jungs in diesem Alter noch nicht so reif und einfühlsam, wie das die Situation erfordern würde. Gerade in einer angespannten Lage zu Hause könnte die Suche nach einem Freund auch eine Art Flucht sein. Da ist also Achtsamkeit angesagt, damit du nicht noch mehr verletzt wirst. Fixiere dich nicht zu früh auf einen einzigen Freund, denn das macht dich sehr anfällig, falls etwas schief läuft. Vielleicht könntest du deine Familien-Beziehungskiste auch mit einem gleichgeschlechtlichen Freund oder Freundin besprechen?

My Family is over the Ocean

Sturmfreie Bude zwischendurch, das wäre nicht zu unterschätzen. Probleme gibt's nur, wenn die Eltern den Urlaub "over the Ocean" mit ihrem Nachwuchs verbringen wollen. Nix sturmfreie Bude, dafür umso mehr touristische Langeweile in Museen und alten Kirchen. Melanie: "Der Urlaub in Schottland wäre super gewesen, aber mit meinen Eltern war das total öde. Dauernd besichtigten wir Burgen und Schlösser. Nicht gerade umwerfend für mich. Beim Vorschlag, alleine zum Christival zu fahren, haben sie auch abgewunken. Ich bin zu jung! Mich regt das wahnsinnig auf, dieses ständige Glucken über mich. Ich würde so gerne mal was alleine unternehmen. Jetzt vermiese ich nur mir und meinen Eltern den Urlaub!"

Unterschiedliche Interessen

Melanies Ärger über den "geschützten Urlaub" ist gut nachvollziehbar. Es ist ganz normal, dass ein Mädchen im Teeniealter mit ihren gleichaltrigen Freundinnen zusammen sein möchte. Auch das Kulturprogamm ist wohl nicht ganz ihren Interessen angepasst. Sport, ein gemütlicher Bummel durch die Straßen einer fremden Stadt oder ein Besuch im Kino sind oft viel mehr angesagt, als kulturelle Stätten zu bestaunen. Gleichzeitig kann man aber auch die Meinung von Melanies Eltern verstehen. Sie sehen wahrscheinlich eher all die Gefahren, die durch einen selbstständigen Urlaub entstehen könnten. Da prallen also zwei Meinungen aufeinander, die man beide durchaus verstehen kann.

Urlaubsplanung im Familienrat

Bis Melanie alleine reisen darf, muss nicht alles beim Alten bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten, wie man während der Ferien mit der Familie Spaß erleben kann. Vielleicht könnte man sich in einem Familienrat einmal Gedanken über die Gestaltung der Ferien machen. Deine Wünsche sollten dabei ebenso berücksichtigt werden wie die der Eltern. Wie wäre es, wenn die drei Bereiche Kultur, Sport und Spaß vorkämen? Vielleicht darfst du auch mal eine Freundin oder einenFreund in euren Urlaub mitnehmen. Oder ihr könntet mit einer befreundeten Familie gemeinsame Ferien planen. Gute Möglichkeiten für Kontakte mit anderen Jugendlichen bieten auch Urlaubstage in einem Feriendorf. Viel Abwechslung könntest du auch in einem Feriencamp erleben.

Die Jahre der Ablösung von den Eltern bringen wahrscheinlich nicht nur in der Urlaubsfrage Spannungen mit sich. Versuche, bei allen Auseinandersetzungen möglichst sachlich zu sein und deine Anliegen ruhig und klar auszudrücken. An deinem reifen Verhalten werden die Eltern erkennen, dass sie dir immer mehr Freiraum schenken können.

* Name und Situationen von der Redaktion geändert. Die Tagebucheinträge und Antworten stammen aus den Notizen der TeensMag-Helperin Annemarie Pfeifer.


Datum: 20.06.2002
Quelle: TeensMag,Zürich

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