Die «Zehn Gebote» werden jeweils an einem Tag an zehn unterschiedlichen Orten gespielt. Den Beginn macht «Das erste Gebot - Ich bin der Herr, dein Gott, Du sollst nicht andere Götter haben neben mir», das im Dom zu Münster aufgeführt wird. Weitere Spielorte sind etwa die Apostelkirche, ein Kaufhaus, ein Verhandlungssaal des Landgerichts oder ein Museum. «Unsere täglichen Handlungen, unser Fühlen und Denken, die Wahrnehmung von Welt kreisen um Inhalte der zehn Gebote - nicht zuletzt, wenn wir gegen sie verstossen oder einen Verstoss gegen sie wahrnehmen», erklärt Projektleiter Ralf Ebeling den offiziellen Beitrag der Städtischen Bühnen zum 1200-Jahr-Jubiläum des Bistums Münster. Auch die Münchner Kammerspiele widmen sich seit Monaten den «Zehn Geboten». Derweil steht am kommenden Sonntag im Mülheimer Theater an der Ruhr zum letzten Mal in der laufenden Spielzeit «Gott» von Woody Allen auf dem Programm. In dem von der Kritik hoch gelobten Einakter in der Regie von Intendant Roberto Ciulli geht es um die Frage, ob Wirklichkeit objektivierbar ist. Am Berliner Maxim Gorki Theater wurde in der zu Ende gehenden Spielzeit das Studio in eine Art Bibel-Fabrik umgewandelt. Drei Monate lang spürten die Schauspieler den «Urgeschichten abendländischen Erzählens» nach und beschäftigten sich mit Themen vom Schöpfungsmythos bis hin zur Apokalypse. ( www.gorki.de/121-0.htm ) Das Stück «Arche Noah» - aufgeführt im Containerhafen in Duisburg-Rheinhausen - spielt im Jahr 2025: Vor dem Hintergrund eines ständigen Anstiegs der Meeresspiegel droht die Welt erneut zu versinken. Die «Besten der Besten» sollen auf gigantischen Containerschiffen überleben. In einer Art Show müssen sich die Auserwählten präsentierten und zeigen im Kampf um einen Platz auch ihre charakterlichen Tiefen. Über allem schwebt eine Art Guru mit Heils-Visionen. Das knapp dreistündige Aussenprojekt der Theater Oberhausen und Moers in Kooperation mit dem Theater Duisburg streift auch die Frage nach der ethischen Einordnung von geklonten Menschen. ( www.theater-duisburg.de/schauspiel/theatersommer/archenoah.htm ) Schliesslich das Stück «Der Bus» des jungen Dramatikers Lukas Bärfuss, das im Untertitel «Das Zeug einer Heiligen» heisst: Das Auftragswerk für das Thalia Theater in Hamburg handelt von der jungen Erika, die bei einer Pilgerfahrt zur Schwarzen Madonna von Tschenstochau in den falschen Bus gerät. Die morbide Busgesellschaft fühlt sich durch die Renitenz provoziert, mit der das Mädchen seinen Glauben behauptet. Die scheinheiligen Reisenden, die auf dem Weg zu einem billigen, grenznahen Wellnessort sind, peinigen die junge Frau. Sie rasen schliesslich in den Tod. Das Mädchen tauscht am Ende seine göttliche Liebe gegen eine irdische aus. Autor: Andreas RehnoltZehn Gebote – an zehn Orten gespielt
Dramatischer Beitrag zum Bistumsjubiläum
Woody Allens „Gott“
Schöpfung und Endzeit
Arche Noah – wenn das Meer steigt
Lukas Bärfuss unterwegs nach Tschenstochau
Datum: 18.06.2005
Quelle: Epd