Aussergewöhnliche Funde aus der ersten Blütezeit
Die in den vergangenen Wochen am Gallusplatz im Herzen der Stadt freigelegten Schichten und Strukturen erlauben einen direkten Vergleich mit dem karolingischen Klosterplan. Dieser weltweit älteste Bauplan wurde um 819 im Kloster Reichenau für Abt Gozbert von St. Gallen gezeichnet. Teile davon wurden erbaut, nie aber der ganze Komplex.
Internationale Forschungen
Am Klosterplan wird seit Jahrhunderten international geforscht. Auswertungen der Grabungen am Gallusplatz zeigen, dass sich im Westen der Kathedrale tatsächlich ein Wirtschaftsbereich mit Wohn-Stallhäusern befunden hat. Die gefundenen Hausgrundrisse, Feuerstellen und Pflästerungen scheinen ziemlich genau dem im Klosterplan aufgezeichneten Raster zu entsprechen. Dies teilte die St. Galler Staatskanzlei mit.
Die Kantonsarchäologie wird die Funde nun fachgerecht ausgraben und dokumentieren. Dadurch verzögert sich der Zeitplan der Bauarbeiten am Gallusplatz. Mit der Stadt St. Gallen wurde vereinbart, dass sämtliche Arbeiten in der südlichen Altstadt bis zum Gallusjubiläum im April 2012 abgeschlossen sind.
Am Anfang stand die Klause eines Missionars
Laut der Staatskanzlei verpflichtet der Status des Stiftsbezirks als Unesco-Welterbe, den Stiftsbezirk authentisch und integral zu erhalten, mit dem archäologischen Erbe. St. Gallen hat seinen Namen vom Wandermönch und Missionar Gallus, der vermutlich aus Irland stammte und Anfang des 7. Jahrhunderts im Bodenseeraum wirkte. Nach einem Bericht wanderte er 612 von Arbor Felix (heute Arbon) dem Fluss Steinach entlang in den Wald und errichtete bei der Mühleggschlucht eine Klause, von wo er bis zu seinem Tod als Einsiedler missionarisch wirkte. 719 gründete der alemannische Priester Othmar an der Stelle eine Abtei, die er nach Gallus benannte.
Die irischen Glaubensboten Columban und Gallus leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Christianisierung der Schweiz.
Datum: 04.08.2011
Quelle: Kipa