«Ein Zeichen der Glaubens- und Gewissensfreiheit»
König Ludwig XIV. von Frankreich untersagte 1685 die Ausübung des protestantischen Glaubens in Frankreich. In Folge verliessen rund 170’000 reformierte Christen ihre Heimat. Sie begaben sich als Glaubensflüchtlinge in die benachbarten Niederlande oder auf dem Seeweg nach England. Viele Familien flüchteten in die Schweiz. Etwa 70000 wurden in der Eidgenossenschaft aufgenommen. Ebenfalls aufgrund ihres Glaubens wurden auch die Waldenser aus Italien vertrieben. Beide Gruppen haben in der Schweiz Spuren in Form von Bauwerken oder Handwerk hinterlassen.
Quer durch Europa
Die Stiftung «Via – Auf den Spuren der Hugenotten und der Waldenser in der Schweiz» engagiert sich für die Errichtung eines Hugenotten- und Waldenserpfades durch die Schweiz. Der geplante Weg ist Teil eines 1.800 Kilometer langen Kulturfernwanderweges, der durch Italien, Frankreich, die Schweiz und Deutschland verläuft. Ein kleines Teilstück in Genf ist bereits 2010 eröffnet worden.
Die Route des 1.800 km langen Kulturfernwanderwegs verläuft von dem Ort Poet-Laval im südfranzösischen Departement Rhone-Alpes über die südfranzösischen Alpen bis Genf, wo eine weitere Wegstrecke der Waldenser aus dem Piemont hinzustösst. Weiter durch die Schweiz – entlang der Aare über Schaffhausen nach Deutschland, über den Ostrand des Schwarzwaldes entlang des Neckars nach Norden in den Kraichgau – führt die Route zum Odenwald. Von dort geht es weiter über das Rhein-Main-Gebiet zu den westlichen Spessart, den Hochtaunus, das Lahn-Dill-Bergland, Burgwald und Kellerwald bis in das nordhessische Bergland zum Endpunkt Bad Karlshafen. Dabei richtet sich die Routenführung nach den tatsächlichen historischen Flucht- und Wanderwegen.
Ein Zeichen setzen
Der europäische Kulturfernwanderweg soll das Bewusstsein für das historische Kulturerbe der Hugenotten und Waldenser wecken und ein «Zeichen der Glaubens- und Gewissensfreiheit setzen», sagt Urs Reinhard, Geschäftsführer der Stiftung. Glaubens- und Gewissensfreiheit seien auch noch in heutiger Zeit aktuell. Ferner soll der Weg auch ein Zeichen der «grossen Tradition der Solidarität in der Schweiz» sein, die die geflüchteten Hugenotten und Waldenser bereits im 17. und 18. Jahrhundert erfahren haben.
Eröffnung spätestens 2014
Die 2009 in der Schweiz gegründete Stiftung möchte die Lücke zwischen den italienischen, französischen und deutschen Teilstücken des Kulturfernwanderweges schliessen und die Finanzierung dieses Konzepts sicherstellen. Das Schweizer Teilstück zwischen Genf und Schaffhausen messe etwa 380 Kilometer. Auch die zunehmende Popularität des Pilgerns habe eine Rolle gespielt, dass das Projekt nun auch in der Schweiz vorangetrieben werde. In Frankreich und Deutschland werde es schon seit mehr als zehn Jahren verfolgt.
Bereits 2010 sei ein rund zwanzig Kilometer langes Teilstück in Genf eröffnet worden. Bis 2012 soll der Schweizer Wegverlauf festgelegt sein und spätestens 2014 die Eröffnung des Pfades erfolgen, erklärt Reinhard.
Mit dem neuen Pfad möchte man zwei Publikumsgruppen ansprechen: Einerseits Menschen, die die Geschichte der Hugenotten und Waldenser bereits kennen, anderseits Leute, die zufällig auf diesen Wegen unterwegs sind und auf das Thema aufmerksam werden. Dazu plant die Stiftung neben der Ausschilderung des Weges auch das Aufstellen von Geschichtstafeln mit weiterführenden Informationen.
Datum: 16.09.2011
Quelle: Ref.ch/Kipa/livenet