Hirnforschung

Wie der Mensch denkt

Das menschliche Gehirn steckt voller Geheimnisse; Hirnforschern entschlüsseln sie nach und nach und gewinnen bahnbrechende Erkenntnisse. Doch viele Phänomene sind weiterhin rätselhaft.
Wie der Mensch denkt. Die Milliarden im Kopf

Hin und wieder narrt uns unser Gehirn: Wir betreten fest entschlossen unser Schlafzimmer, um etwas zu deponieren – und halten inne. Warum haben wir einen Blumentopf im Arm? Und wo ist eigentlich die frische Wäsche, die in den Kleiderschrank soll? Wir haben sie gedankenverloren beim Wohnzimmerfenster abgelegt, wo eigentlich der Platz für die Pflanze wäre. – In vielen Situationen beschleicht uns das Gefühl, dass wir unsere Gedanken nur wenig unter Kontrolle haben.

Denken – fühlen – handeln

«Oft sind wir uns gar nicht bewusst, dass unser Gehirn an bestimmten Vorgängen überhaupt beteiligt ist, etwa wenn wir Routineaufgaben erledigen oder reflexartig handeln», schreibt Beate Handler. Die Psychologin ist Autorin des Sachbuchs «Wie der Mensch denkt. Die Milliarden im Kopf».

«Die eingangs beschriebene Situation ist eine klassische Multitasking-Erscheinung: Wir wollen mehreres gleichzeitig machen, sind dadurch überfordert und unachtsam – und schon passieren uns die seltsamsten Dinge», erklärt Handler solche Geschehnisse.

Denken und Kindererziehung

Bereits bei der Geburt verfügt das Gehirn über etwa 100 Milliarden Nervenzellen, in denen das Kernwissen gespeichert ist. Um sich weiterzuentwickeln, braucht das Baby Anregungen von seiner Umwelt; wenn es sie ausreichend zur Verfügung hat, wachsen die Verbindungen dieser Nervenzellen geradezu explosionsartig an.
 
Doch Kinder lernen nicht nur das, was den Erwachsenen lieb ist. Sie kommen auch auf dumme Gedanken, etwa durch Nachahmung, Neugierde oder durch uns Erwachsene selbst: «Mit unseren Verboten bringen wir Kinder leicht auf dumme Gedanken. Grösser kann die Verlockung gar nicht sein als wenn wir sagen 'Steig da nicht rauf'. Wir bringen unseren Kinder aber auch bei, was uns im Leben wichtig erscheint. Sie wachsen damit in einem bestimmten Lebensgefühl auf», erklärt die Autorin.

Was wir in frühen Jahren gelernt haben, müsse uns jedoch nicht ein Leben lang dominieren. Behindernde Verhaltensregeln oder Denkmuster aus der Kindheit könnten wir über Denken, Fühlen und Handeln auch wieder verändern.

Bauchgefühl prüfen

«Manchmal wünschen wir uns, mit dem vielen Denken einfach aufhören zu können und uns ganz auf unser Bauchgefühl zu verlassen. Unser Gefühl kann uns doch nicht täuschen und trifft immer die richtige Entscheidung, denken wir! Doch es ist kaum zu glauben, auch diesem intuitiven Gefühl gehen Gedanken manchmal voraus. In bestimmten Lebenssituationen sind unsere Sinne besonders wachsam und wir gleichen viele kleine Signalreize mit unseren Erfahrungen ab.

Haben wir etwa das Gefühl, dass jemand Böses im Schilde führt, sagt uns das in Wahrheit nicht der Bauch, sondern unser Gehirn, das unsere Lebenserfahrungen abruft, so Handler weiter. Sie rät in diesem Zusammenhang: «Auch wenn wir uns gerade verlieben, ist es ratsam, unser Gefühl gedanklich zu überprüfen. Eine unerklärlich tiefe Sympathie für jemanden kann uns eventuell auch schaden, wenn wir sie mit früheren Erfahrungen vergleichen.»

Literaturtip:
Beate Handler: Wie der Mensch denkt. Die Milliarden im Kopf, Goldegg-Verlag, 300 Seiten

 

Datum: 25.11.2010
Quelle: pts/Goldegg Verlag

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