Ohne Buchpreisbindung droht «brutaler Verdrängungskampf»
Wie der übrige Buchhandel so sei auch der auf konfessionelle Bücher spezialisierte Handel grundsätzlich für das Bundesgesetz über die Buchpreisbindung, weiss Küttel. Dabei gehe es hauptsächlich darum, das bisher breite Angebot an verschiedensten Büchern erhalten zu können. Denn, so warnt der Spezialist, «wenn wir weitermachen wie bisher, dann wird es zu einem brutalen Verdrängungskampf kommen». Überleben würden dabei die grossen Firmen und was sich am Markt durchsetzen könne. «Viele Bücher aus konfessionellen Verlagen gehören nicht dazu», gibt er zu bedenken.
Ohne Buchpreisbindung sind christliche Bücher oft teurer. Als Beispiel führt Küttel vier Titel des Theologen Gerhard Lohfink an. In einer kleinen Buchhandlung in Chur kosten die vier Bücher 126.80 Franken. Hingegen verlangt «Orell Füssli» 157.70 Franken – ein Preis, der über dem offiziellen Verkaufspreis des Verlages liegt. Hingegen würden auf Bücher mit einem Potential zu einem Bestseller bis zu 30 Prozent Rabatt gewährt. Beispielsweise der erste Teil des Jesus-Buches von Papst Benedikt XVI zum Teil mit grosszügigen Rabatten verkauft worden. Küttel wörtlich: « Da sieht man, dass in der buchpreisbindungsfreien Zeit die Rabatte, die auf Bestseller gewährt werden, an einem anderen Ort hereingeholt werden müssen.» Die christlichen Büchern tragen mit andern Worten dazu bei, um die billigen Bestseller zu subventionieren.
Seit 2007 sind in der Deutschschweiz die Buchpreise frei, nachdem das Bundesgericht Preisvorgaben seitens der Verlage verboten hatte. In der französischsprachigen Schweiz ist dies seit Anfang der 1990er Jahre der Fall, in der italienischsprachigen schon immer. Die Nachbarländer Deutschland, Frankreich und Österreich haben hingegen Buchpreisbindungen.
Gemäss Küttel verzeichnet der christliche Buchhandel «rückläufige Tendenzen im Absatz und im Umsatz». In der Theologie fehle es einerseits an neuen Themen und aufstrebenden Autoren, andererseits hätten Preissenkungen auf die aus dem Euroraum importierten Bücher - 80 Prozent aller Bücher - den Umsatz geschmälert. Eine Chance für die meist kleinen konfessionellen Buchhandlungen sieht Küttel hingegen in der hohen Beratungskompetenz ihrer Mitarbeitenden.
Lesen Sie das Interview mit Joe Küttel:
«Viele Bücher aus konfessionellen Verlagen könnten sich am Markt nicht durchsetzen»
Hinweis:
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Datum: 05.03.2012
Autor: Regula Pfeifer
Quelle: Kipa