Theater tourt durch Schweizer Kirchen
Livenet: Hansueli Schürer, wer ist das «Theater Spagat»?
Hansueli Schürer: Ich habe das Theater Spagat 1997 zusammen mit
Schauspielern und Musikern gegründet. Wir sind eine freie Theatergruppe,
die immer mit Profi-Schauspielern spielt. Im Schnitt alle zwei Jahre
gehen wir mit einer neuen Produktion auf Tournee.
Die nächste Tournee ist vielleicht so ein Spagat: es ist ein Theater, das in der Kirche stattfindet – wie kam es dazu?
Nomen est omen; wir haben immer wieder einen Spagat gemacht, wir haben
schon im Zirkus Theater gespielt und diesmal nun in der Kirche. Dies hat
viel mit dem Inhalt des Stücks zu tun. Eine junge Balletttänzerin
erhält eine schwere Diagnose, die sie so interpretiert, dass sie Krebs
hat. In diesem Stück wird sie begleitet, durch ihre Krankheitsgeschichte
hindurch, durch ihre Ängste vor dem Sterben. Sie geht auch in die
Kirche – und deshalb ist es auch ein Kirchentheaterstück.
Sie nennen es Kirchentheaterstück, weshalb?
Es sind verschiedene Überlegungen. Es ist ein Stück, das mit Krankheit
und Sterben zu tun hat. Und damit auch mit Leben und Lebenssinn. Es sind
Fragen, die in der Kirche gut aufgehoben sind. Auch kommt sie in eine
Liebesgeschichte mit Pater Johannes rein, und da spielt das Stück dann
wirklich in der Kirche. Wir erleben etwa Pater Johannes auf der Kanzel,
wie er predigt und am Schluss die Sterbeszene, die fast ein Bild der
Auferstehung ist. Das sind alles sehr kirchliche Themen. Neben dem
Inhalt sind wir vom Theater Spagat aus auch der Meinung, dass Kirchen
sehr geeignete Räume sind, um Theater zu spielen. Theater kommt
ursprünglich aus der Kirche, wenn ich an Weihnachts-, Passions- und
Osterspiele denke. Und es ist auch bekannt, dass Kirchen viel zu wenig
benutzt werden, leer stehen, und so sagten wir auch, dass wir diese
Kirchen auch theatral nutzen wollen und damit womöglich auch neues
Publikum in die Kirchen führen.
Sie bezeichneten es auch als moderne Passionsgeschichte. Ist es eine Adaption in diese Richtung?
Es gibt starke Bezüge. Wir nannten es auch so, weil Rose durch ihre
Krankheit mit dem Sterben konfrontiert wird und auch mit ihrer
Sensibilität für Unrecht und das Leid auf der Welt. So wie Jesus in der
Passionsgeschichte mit dem Leid konfrontiert wurde und es auf sich
genommen hatte.
Ein ganz wichtiges Thema ist, dass sie im Verlaufe der
Geschichte lernt, ihre eigene Sterblichkeit anzunehmen, sich mit dem Tod
versöhnt und erst dann auch mit ihrem Leben versöhnt wird – und am Ende
sagt, dass sie gut gehen könne. Wenn man genau hinschaut, sieht man
viele Symbole in der ganzen Inszenierung, die aus der Passionsgeschichte
stammen. Es sind Worte von Jesus und Bilder, die ich aber noch nicht
alle verraten will.
Also «Back to the roots», da sich Theater und Kirchen früher näher standen?
Ja, das Theater hat seinen Ursprung schon in der Antike bei den Griechen
in kirchlichen Historienspielen – und im Mittelalter mit
Passionsgeschichte sowie Weihnachts- und Osterspielen. Und so gesehen
bringen wir das Theater mit kirchlicher Thematik zurück in die Kirche.
«Back to the roots» ist richtig gesagt.
Grundsätzlich gesehen ist es
auch ein Anliegen von uns, Glaubensfragen, die man ja Sonntag für
Sonntag in der Predigt theoretisch hören kann, mit einer kleinen,
alltäglichen emotionallen Liebesgeschichte zu vermitteln.
Webseite:
Tourplan des Theater Spagat
Datum: 04.05.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch