«Es geht hier nicht um Unterhaltung»
Jeden Donnerstag wird in der Greater Hood Memorial Ame Zion Kirche im New Yorker Stadtteil Harlem ein Hip-Hop-Gottesdienst gefeiert. Inzwischen kommen viele New Yorker und Touristen, um Hip-Hop zu hören oder einen Gospel-Gottesdienst zu besuchen.
Die Idee in einer Kirche einen Hip-Hop-Gottesdienst zu gestalten hatten Pastor Stephen Pogue und der Hip-Hop-Veteran Kurtis Blow. Rund 100 Teenager kommen inzwischen jede Woche zusammen und rappen lautstark für Gott. «Es geht hier nicht um Unterhaltung, und es ist auch keine Aufführung. Wir lobpreisen Gott. Nur machen wir das anders als in traditionellen Gottesdiensten», sagt der Pastor.
Den Teens gefällt es: «Die Hip-Hop-Kirche bedeutet mir wirklich sehr viel», sagt der 18 Jahre alte Todd. «Ich kann hier rappen, tanzen und klatschen und niemand verurteilt mich dafür, dass ich Gott auf diese Weise lobpreise.»
«Eine spirituelle Dimension»
Der Deutschlandfunk berichtet: Pastor Pogue war schon früher ein Kurtis Blow Fan. Doch mit der Zeit bestürzte ihn die Entwicklung dieser Musik. In der Tat ist Rap verschrien, Gewalt zu verherrlichen und sexistische Texte zu haben. Pogue bietet jedoch eine Alternative: Hip-Hop mit einer spirituellen Dimension.
Pastor Kelly Chatman gibt zu bedenken: «Junge Menschen gehen nicht mehr in die Kirche, um klassische Musik zu hören, wie dann, als ich jung war. Hip-Hop ist eine Kultur geworden, der sich auch die Kirche nicht entziehen sollte.»
Tykym Stallings war dabei, als vor fünf Jahren der Hip-Hop-Pionier Kurtis Blow und Pastor Stephen Pogue mit ganz neuen Mitteln die Kinder aus Harlem von der Strasse in die Kirche holten, indem sie Gottesdienste in Rapform machten.
«Ausdrücken, was ich fühle»
Nach einem kurzen Gebet stellt Jugendpastor Stallings die Rapperin Julia vor, die «I don't deserve» (zu deutsch: «Das verdiene ich nicht») singt. Julia freut sich: «In der Hip-Hop-Kirche habe ich vor zwei Jahren zuerst als DJ angefangen und gleich danach mit dem Rappen begonnen. Hier kann ich in einem Reim genau das auszudrücken, was ich fühle und mich bewegt. Dabei spielt Gott natürlich eine zentrale Rolle.
Schon lange habe ich mich mit christlichem Rap beschäftigt und ich dachte, ich wäre die Einzige. Doch als ich dann die Hip-Hop-Kirche hier entdeckt habe, war ich begeistert. Endlich habe ich Gleichgesinnte gefunden.»
Ein Besucher bekennt: «Ich gehöre zur Hip-Hop-Kirche und bin christlicher Rapper. Auf diese Weise komm ich Gott sehr nahe. Das hat sich sehr positiv auf mein Dasein ausgewirkt und mein Leben vollkommen verändert. Jesus Christus kam auf die Erde, starb, um Menschen von ihren Sünden zu erlösen und am dritten Tag ist er auferstanden. Das ist unsere Botschaft.»
Vorurteile abbauen
Tykym Stallings ist sich bewusst: «Hip-Hop und Kirche? Das sind erst mal zwei Begriffe, die anscheinend überhaupt nicht zusammenpassen. Doch wenn die Leute vom Hip-Hop-Gottesdienst hören, werden sie neugierig und wollen mehr darüber erfahren. Inzwischen kommen auch 20-, 30-, 40-Jährige und auch Ältere zu unseren Gottesdiensten. Meist sind sie beim ersten Besuch misstrauisch. Denn bisher haben sie so viel Negatives über Hip-Hop gehört und fragen sich: Wie soll Hip-Hop und Kirche miteinander vereinbar sein? Dann sehen sie aber, dass die Rapper hier positive Dinge zur Sprache bringen und Gott lobpreisen.
Verstanden werden
Wir wissen doch, dass das hier eine Hip-Hop-Generation ist. Das einzige wirksame Mittel, mit dem man die Jugendlichen von der Strasse wegbekommt und gewinnt, ist, dass man ihre Sprache spricht, nämlich den Hip-Hop. Einige sind vollkommen verblüfft, dass man hierfür Texte aus der Bibel nimmt und sie dann in Versen als Rap vorträgt. Ich habe erlebt, wie manche sofort während des Gottesdienstes einen direkten Kontakt zu Gott fanden.»
Datum: 30.12.2010
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch / Deutschlandradio