Mit den Engeln tanzen
Der Titel des neuen Albums der irisch-britischen Band ist Programm: Another Realm, «ein anderer Bereich von Geist und Geheimnis». Seit Jahren sind IONA auf der Spur der unsichtbaren Welt Gottes, aus der heraus er in die sichtbare Welt einwirkt und einbricht. Von diesem «Realm» künden sie in Songs, welche verkopften Zeitgenossen über die Köpfe hinwegbrausen. IONA sang in Basel von den Schlüsseln, die den Bereich des Geistes aufschliessen und ihn freisetzen. Die Band rief nach Erweckung durch ein mächtiges Wirken Gottes: «Holy Spirit, come – blase wie Wind, fall wie Regen, entzünde unsere Herzen neu!»
Mit dem Glauben von Iona
Die Songs, die den Kern des neuen Albums bilden, suchen Anschluss an die Mission der irischen Mönche, die sich ab 563 in der Gemeinschaft auf der Insel Iona westliche von Schottland kristallisierte. Mit dem auf Iona gewachsenen Glauben setzten Missionare auf die britische Hauptinsel über, erlebten Wunder und schritten später zur Christianisierung Westeuropas (St. Gallen feiert heuer 1400 Jahre seit dem Gang des vermutlich aus Irland stammenden Gallus vom Bodensee an die Steinach).
Loslassen, um das Beste zu gewinnen
«Das Beste kommt erst, aber zuerst müssen wir loslassen, eine Welt, die uns ablenkt und wegzieht.» So steil die Botschaft, die quer zur Komfort-Gesellschaft steht, so zurückhaltend bringen IONA sie unters Volk. In Basel kam dazu, dass die Sängerin Joanne Hogg, noch gezeichnet von einer Grippe, ihre Stimme schonen musste und wenig zum Woher und Wohin der Gruppe sagte. Waren die Zuhörer bereit für die Message? Brav sassen sie auf ihren Stühlen; die Einladung, zu den Jigs zu tanzen, wurde im grossbürgerlichen Saal des Basler Stadtcasinos kaum befolgt.
«Gott will in unseren Alltag einbrechen»
Der Gitarrist Dave Bainbridge lässt gegenüber Livenet durchblicken, dass IONA weiterzugehen bereit ist. Der Song «The Ancient Wells» legte davon Zeugnis ab (Übersetzung unten). Das Bewusstsein, dass Gott – wie einst durch die irischen Mönche – übernatürlich einwirken, Menschen erneuern und heilen wolle, sei in der Band seit langem gewachsen. «Vor einigen Jahren spürten wir deutlicher, dass Gott mit seinem übernatürlichen Reich in unseren Alltag einbrechen will.»
Miteinander für Gott offen werden
In einer Konferenz konnte ein 17-jähriges seit der Geburt gelähmtes Mädchen aufstehen und tanzen. Bei einem US-Konzert hatte der Bassist Phil Barker den Eindruck, sie sollten zwischen den Songs die Leute nach vorn bitten und mit ihnen Gott um geistliche Erweckung bitten. Bainbridge: «Wir versuchen, der Leitung des Heiligen Geistes zu folgen.» Zum Erbe der irischen Mönche von Iona gehört auch das Sehnen nach einem heilsamen Miteinander der Christen über alle Kirchengrenzen hinweg: Im sechsten Jahrhundert gab es keine dieser Trennungen.
Worship und Tanz
Die Offenheit fürs Übernatürliche besangen IONA mit dem Song «And the Angels dance»: «Wahrhaftiges Bekennen eines suchenden Herzens, reines Verlangen für läuterne Liebe, ein Gebet für seine heilende Berührung: etwas davon – und die Engel tanzen.» Wer in Basel für diese Dimensionen nicht empfänglich war, der erlebte ein Konzert, in dem sich versponnene und rockige Worship-Songs abwechselten mit Jigs und Reels, virtuos auf die Spitze getriebenen irischen und schottischen Tänzen.
Die Freundschaft, die Joanne Hogg und die vier Musiker sichtbar verbindet, trägt dazu bei, dass uralte und neue Instrumente, die Ullian Pipe von Martin Nolan, Keyboards und Elektrogitarren, zu einem faszinierenden, zwischendurch berückenden Sound verschmelzen.
Hinweis:
IONA spielen am 2. November 2012 in Wil SG und am 3. November 2012 in Thun.
Webseiten:
IONA
Mehr zur Band
Video «The Ancient Wells», Lyrics des Albums «Another Realm»
CD von IONA bestellen:
Another Realm (Doppel-CD)
Songtext «The Ancient Wells» (Hogg, Bainbridge):
«Die uralten Quellen»
Steigen wir auf diesen Hügel in den Fussstapfen von Patrick
Lasst uns auf die Knie fallen und mit Deinen Engeln anbeten
Lasst uns zu Dir rufen und Dein heiliges Wort verkünden
Lasst und weissagen in alle Richtungen
Dass die uralten Quellen wieder geöffnet werden
Dass Dein Fluss fliesse und dieses Land geläutert werde
Dass Dein Reich komme. Wir werden Himmel auf Erden haben
Und Erweckung wird fallen und wir werden Zeugen Deiner Herrlichkeit in diesem Land.
Gehen wir auf die Strasse in den Spuren derer, die ihr Herz dem Hohen König des Himmels gaben
Sie haben sich im Schatten verborgen, aber die Finsternis weicht
Ersteigen wir die Höhen als Künder Deines Königreichs
Schliessen die Tore für den Teufel in alle Richtungen.
Regen hat das Land genetzt, das tief gefroren war
Leben ist dahin, die Farbe weg
Himmel wartet auf den Ton
Anbetung steigt wie ein Lied auf, Leben kehrt zurück
Farbe leuchtet auf, Felsen und Beton zerbrechen
Quellen gehen auf und das Wasser sprudelt.
Datum: 23.03.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet