Christen des Jahres 2002

Georg Schubert

Auch im Jahr 2002 wurden wieder sechs “Christen des Jahres” ausgewählt, die couragiert ihren Glauben vertreten haben. Die meisten wirkten dabei im Hintergrund, so dass ihr Engagement gar nicht bekannt wurde.

Zum “Christen des Jahres” in der Schweiz wählte die Redaktion den Leiter der evangelischen Kommunität Don Camillo in Montmirail bei Neuenburg. Der 47-jährige Georg Schubert wirkte während gut zwei Jahren auch als Geschäftsführer des Vereins Schweizer Kirchen an der Expo.02, der Landesausstellung, die von Mai bis Oktober in der Dreiseen-Landschaft an der Sprachgrenze zwischen deutschsprachiger und frankophoner Schweiz stattfand. Schuberts ausgezeichnetem diplomatischen Geschick ist es weitgehend zu verdanken, dass die Kirchen in einer bisher nie da gewesenen Breite (von den Katholiken und Reformierten über die Freikirchen bis zu den Orthodoxen) an der Expo.02 auftreten konnten. An seiner Zähigkeit in den Verhandlungen mit der künstlerischen Direktion lag es überdies, dass das Projekt unangepasst in diesem besonderen Umfeld verhältnismässig viel an christlicher Substanz zu vermitteln vermochte.

Christen in aller Welt haben Anteil genommen am Schicksal des amerikanischen Missionarsehepaares Martin und Gracia Burnham. Über ein Jahr – vom 27. Mai 2001 bis zum 7. Juni 2002 – waren die beiden Geiseln der philippinischen Moslem-Rebellen Abu Sayyaf. Während der ganzen Zeit haben die beiden mutig ihren Glauben bekannt. Berichten der “Neue Stämme Mission” zufolge, dem Missionswerk, mit dem sie seit 1985 im Einsatz waren, ist ein Filipino während der Geiselhaft Christ geworden. Bei der Befreiungsaktion kam Martin ums Leben, Gracia wurde schwer verletzt. Mittlerweile lebt die Witwe mit ihren drei Kindern, Jefferey (15), Melinda (13) und Zachary (11) wieder in Kansas, wo sie ursprünglich herkommt. Momentan schreibt sie an einem Buch über ihre Erlebnisse während der Geiselhaft, das im Frühjahr 2003 im Verlagshaus Tyndale erscheinen soll. Ihre Aufgabe für die nächste Zeit sieht Gracia in ihren Kindern: “Mein Auftrag ist es jetzt, drei wunderbare Kinder zu erziehen. Sie brauchen einen Elternteil vollzeitlich – das bin ich.”

Sachkundig, leidenschaftlich und unermüdlich hat sich die Medizinerin Christl R. Vonholdt dafür eingesetzt, dass die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) keine gottesdienstliche Begleitung homosexueller Paare einführt. Sie leitet das Institut für Jugend und Gesellschaft der evangelischen Kommunität “Offensive Junger Christen” (OJC) argumentierte in Briefen an die Kirchenleitung, besuchte rund 30 Gemeinden, trat bei mehreren Streitgesprächen zum Thema auf. Wie schon 1998 bei der Lambeth-Konferenz der Anglikanischen Kirche und der Vollversammlung des Weltkirchenrats warnte sie nun auch die EKHN davor, dass mit der Schwulensegnung das Orientierungsmodell Ehe entwertet würde. Mit der öffentlichen Segnung würden homosexuelle Beziehungen als positiv, möglicherweise sogar als nachahmenswert dargestellt. Doch alle humanwissenschaftlichen und biblischen Argumente, die Frau Vonholdt in den vergangenen Jahren akribisch beispielhaft zusammengetragen hat, konnten den ideologischen Panzer der Synodenmehrheit nicht knacken – das “Kirchenparlament” hat sich für die Segnung schwuler Paare ausgesprochen.

Auch in diesem Jahr war wieder eine schizophrene Situation in Deutschland. Auf der einen Seite hat man immer wieder das Versagen der “Väter im Dritten Reich” beklagt, gleichzeitig aber weithin geschwiegen zum grössten Unrecht der Gegenwart, der massenhaften Abtreibung. Seit 1945 sind in Deutschland über zehn Millionen Kinder im Mutterleib umgebracht worden. Vor allem einen liess es nicht ruhen, ein öffentliches Zeichen zu setzen: Walter Schrader (61, Berlin), Geschäftsführer der Lebensrechtsorganisation Kaleb, die vor allem in den neuen Bundesländern vertreten ist. Der Ökonom sorgte mit grossem Einsatz und mit dem Team von “Pro life” (Berlin)dafür, dass unter der Verantwortung des “Bundesverbandes Lebensrecht” am 14. September rund 1.000 christliche Lebensschützer, ganz in schwarz gekleidet, mit weissen Kreuzen durch die deutsche Hauptstadt marschierten, um dagegen zu protestieren, dass täglich in Deutschland tausend ungeborene Kinder getötet werden. Mehr denn je! Fast die gesamte säkulare Presse unterschlug diese Grossdemonstration. Doch Walter Schrader gibt nicht auf und möchte, dass diese Aktion weitergeht. Ein wahrer Zeichen-Setzer.

Hätten diese vier Männer nicht während des katastrophalen Hochwassers ausgeharrt – der CVJM Sachsen besässe heute kein Jugendschiff auf der Elbe mehr. Christian Redlich, Siegfried Euler, Michael Schlosser und Paul Engling blieben tagelang auf dem schwimmenden Gästehaus, um den Schiffsrumpf vor gefährlichem Treibgut wie Baumstämmen, Paletten, Kisten und Rohren zu schützen. Mit langen Bootshaken schnappten sie nach den Gegenständen, bevor diese den Rumpf rammen konnten. Hätte sich das motorlose Schiff losgerissen, wäre eine Kollision mit einer Brücke flussabwärts kaum zu verhindern gewesen – es sei denn, man hätte das Boot gesprengt. Das Jugendschiff war schon wenige Wochen nach der Flut als Gästehaus wieder voll einsatzfähig – allerdings leidet es darunter, dass nach der Flut viele storniert haben. Dabei ist es an der Elbe wieder schön wie eh und je.

Datum: 20.12.2002
Quelle: idea Deutschland

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