Weihnachtssingen im Stadion

15'000 Fussball-Fans singen «Stille Nacht»

Eines der grössten Weihnachtssingen findet heute im Berliner Fussballstadion «An der Alten Försterei». Rund 15‘000 Fans des 1. FC Union Berlin stimmen Lieder an und hören die Weihnachtsgeschichte.
15'000 Fussballfans feiern Weihnachten im Berliner Stadion «an der Alten Försterei».

Etwa 15‘000 Fans des Fussball-Zweitligisten 1. FC Union Berlin werden im Stadion «An der Alten Försterei» in Berlin-Köpenick Kerzen anzünden, «Stille Nacht, heilige Nacht» und andere Weihnachtslieder singen. Der Eintritt ist frei, und eingeladen ist sogar auch, wer bei Fussballspielen Stadionverbot hat.

Deutschlands ungewöhnlichstes und zugleich grösstes Weihnachtstreffen hat bereits Tradition: Zum ersten Mal trafen sich die Union-Anhänger im Jahr 2003 zum Singen. Damals war das Treffen noch illegal. 89 Fans hatten sich durch einen offenen Bauzaun ins Stadion geschlichen und sangen auf Höhe der Mittellinie Weihnachtslieder. Ein Jahr später wurde das Singen vom Verein genehmigt, und es kamen 500 Fans.

Seitdem ist das Weihnachtssingen unaufhörlich gewachsen. 2005 waren es schon 1000. Ein Jahr später verdoppelte sich die Zahl erneut. 2007 wollten bereits 4‘000 Fans dabeisein, 2009 sangen 8‘000 Fans mit. Die Union-Fans sind regelrecht wild aufs Weihnachtssingen: Jedes Jahr kommen sie wieder, und jedes Mal bringen sie noch weitere Freunde mit. 2010 waren es 10‘000, in diesem Jahr werden 15‘000 erwartet.

«Christ, der Retter, ist da»

Am ungewöhnlichsten dürfte aber das Weihnachtssingen sein. 90 Minuten dauert es – so lang wie ein Fussballspiel. So bescheiden wie nötig wird das Weihnachtssingen veranstaltet, lässt der Club verlauten, ohne Kommerz. Im Vorprogramm spielen Bläser des Kirchenkreises Weihnachtsmelodien und der Männerchor «Eintracht» aus Berlin-Mahlsdorf tritt auf.

Dann läuten Glocken das Weihnachtssingen ein. Die Besucher verwandeln das Stadion in ein Kerzenmeer, und jeder hält ein Programmheft mit den Liedtexten in der Hand. Zusammen mit dem Schulchor des Köpenicker Emmy-Noether-Gymnasiums werden sie «Welt ging verloren, Christ ist geboren» singen und «Christ, der Retter, ist da».

Lesung, Vaterunser und Segen

Der Pfarrer Peter Müller liest die Weihnachtsgeschichte. Vor seinem Ruhestand arbeitete er in der Köpenicker St.-Laurentius-Gemeinde. «Ich war überrascht, als die Veranstalter zu mir sagten: ‚Uns fehlt etwas. Können Sie für uns die Weihnachtsgeschichte lesen?‘» Inzwischen ist Müller selbst Union-Mitglied. Seine Frau hat ihm einen Schal gestrickt – natürlich in den Vereinsfarben rot-weiss – und ihn zusätzlich mit zwei Kreuzen versehen.

Schon zum achten Mal wird er bei Union die Weihnachtsgeschichte lesen, zum gemeinsamen Vaterunser einladen und einen Segen sprechen. In Berlin-Köpenick sind 70 Prozent der Einwohner kein Mitglied einer Kirche – bei den Union-Anhängern dürfte der Anteil eher noch grösser sein.

Er freue sich – und wundere sich auch – darüber, «dass ein solches Weihnachtsfest bei einem absolut nicht-kirchlich sozialisierten Ost-Verein überhaupt möglich ist!» Und er fügt hinzu: «Die Hauptsache muss zu Weihnachten die Hauptsache bleiben, und das ist das Weihnachtsgeschehen: dass wir Gott nicht in unerreichbaren Fernen suchen müssen, sondern dass er uns auf Augenhöhe begegnet. Weihnachten ist das Fest von Gottes Liebe zu den Menschen – und dadurch auch der Menschen untereinander.» Das will Pfarrer Müller den Union-Fans dieses Jahr sagen.

Youtube-Video:
«Stille Nacht» beim letztjährigen Weihnachtssingen

Datum: 23.12.2011
Quelle: idea.de

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