Nach erzwungenem Geständnis?

China lässt «Anwalt der Kreuze» frei

Einer der führenden Anwälte christlicher Kirchen in China, Zhang Kai, ist in der letzten Woche aus dem Gefängnis freigelassen worden. Er hatte ein «Geständnis» abgelegt, die soziale Ordnung gestört zu haben, was viele als erzwungen betrachten.
Zhang Kai
Zhang Kai
Hunderte von Kreuzen wurden bereits von Kirchen in China entfernt. (Bild: Christianity Today / China Aid)

Zhang schrieb in sozialen Medien, dass er in seine Heimat in der Inneren Mongolei, einer autonomen Region Chinas, zurückgekehrt sei. Der Anwalt für Menschenrechte hatte über 100 Kirchen verteidigt, die in der Provinz Zheijang durch gewaltsame Entfernung der Kreuze beschädigt worden waren. Er war kurz vor einem Treffen mit dem US-Botschafter für internationale Religionsfreiheit, David Saperstein, verhaftet worden.

Die Autoritäten warfen ihm «Gefährdung von Staatsgeheimnissen» sowie «Versammlung mit Störung der öffentlichen Ordnung» vor und verurteilten ihn zu sechs Monaten verschärfter Haft in einem «Black Jail» an einem unbekannten Ort. Am 25. Februar verlas er am Fernsehen ein «Geständnis».

Staatswillkür

Der Leiter der Menschenrechtsorganisation «China Aid», Bob Fu, ist ein enger Freund des Anwalts und erklärt: «Zhang Kai ist ein mutiger Menschenrechtsanwalt und ein Verteidiger des Gesetzes und der Religionsfreiheit, und er ist total unschuldig. Ich appelliere an die chinesischen Behörden, andere Anwälte und Verteidiger der Menschenrechte freizulassen, die seit dem Juli 2015 im Gefängnis sind, nämlich die Anwälte Li Heping und Wang Yu, den Kirchenleiter Hu Shigen und die Pastoren Li Guozi (Yang Hua), Bao Guohua und Gu Yuese.»

Den verhafteten Pastoren werden üblicherweise «Korruption» und «Störung der öffentlichen Ordnung» vorgeworfen, wenn sie gegen die Demolition der Kreuze von ihren Kirchen protestieren. Pastor Bao ist einer von acht Pfarrern der offiziellen «Drei-Selbst-Bewegung», die inzwischen im Gefängnis sitzen. Am 27. Januar war Gu Yuese, einer der Leiter des Chinesischen Christlichen Rats (CCC) und Pastor der grössten Drei-Selbst-Gemeinde in der Hauptstadt von Zhejiang, Hangzhou. Er hatte die Politik der kommunistischen Partei kritisiert, die von über 1'800 Kirchen in der Provinz die Kreuze hatte entfernen lassen.

Gu Yuese und andere Pastoren werden, ebenfalls wie Anwalt Zhang, im «Black Jail» (Schwarzen Gefängnis) festgehalten, wo sie keinen Zugang zu legaler Verteidigung haben. Die Regierung hat inzwischen Anklage gegen rund 20 weitere Anwälte erhoben, die gegen die Kirchenbeschädigungen protestiert hatten; von einigen sind in den Medien bereits erzwungene «Bekenntnisse» verbreitet worden.

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Datum: 01.04.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today

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