Trotz schlimmer Zustände

Ost-Ukraine: Hunderte neue Gemeinden

Fast 8'000 Menschen sind nach UN-Berichten seit April 2014 in der Ost-Ukraine umgekommen, fast 1,4 Millionen wurden vertrieben. Trotz unmöglicher Umstände sind christliche Missionen und Hilfswerke aktiv – zum Teil mit erstaunlichen Ergebnissen.
Zerstörtes Gebäude in der Ukraine

Seit Separatisten die Kontrolle über die Provinzen Donetsk und Luhansk in der Ostukraine übernommen haben, haben die Menschen dort effektiv keine Regierung, die ihnen beim Überleben hilft, geschweige denn, ihr Land wieder aufzubauen. Nahrungsmittel bleiben knapp, die Preise für Alltagsgegenstände steigen stark an – und das in einer Zeit, wo der Krieg viele Arbeitsplätze zerstört hat. In Schulen fehlt das Geld, die Lehrer zu bezahlen, die noch nicht geflohen sind; viele ältere Menschen erhalten ihre Pension nicht mehr.

«Der Krieg hat nicht aufgehört; die Situation ist sehr schlimm», sagte ein christlicher Leiter, der in der Ukraine geboren ist und die Arbeit christlicher Organisationen in den Konfliktzonen koordiniert. «Die Menschen haben Angst, was da geschieht, aber gleichzeitig sind wir an der Arbeit.»

Christliche Organisationen sind schon lange dabei, sehr praktisch zu helfen. Eine von ihnen organisiert zum Beispiel jeden Tag Nahrung für 1'000 Menschen in mobilen Küchen im Gebiet von Donetsk und Lugansk, darunter in Makiivka, Krasnodon, Rubizhne, Yenakiieve und anderen Orten. «Die Situation ist nicht gut: die Menschen leiden, die Menschen haben Hunger» sagte der Leiter. «Die Leute haben vielleicht $40 als Pension oder $80 pro Monat als Lohn. Und von zehn Personen bekommt nur einer einen Job in der Ukraine.»

Geistlicher Hunger

«Gleichzeitig konnten wir 214 neue Gemeinden eröffnen», berichtete der gleiche Leiter, «dazu 234 Hauskirchen. Von den 450 Gemeinden, die so in einem Jahr neu gegründet wurden, wurden mindestens 430 durch diese Projekte begonnen.»
Der Leiter eines Gemeindegründungswerks aus der Ukraine zeigte sich überrascht, dass es Gebiete im Land gab, wo keine christliche Gemeinschaft existiert. «Es gibt so viele Städte und Dörfer ohne evangelische Gemeinden, wo die Menschen noch nie von Jesus gehört haben», sagte er.  «Aber wir danken Gott, dass es Leute in unserem Land gibt, die bereit sind, in die Kriegsregionen zu gehen und das Evangelium zu predigen.» Diese Organisation hat im Sommer über 20 Kinderlager in der Ostukraine durchgeführt und 2'500 Bibeln verteilt. Im November wurden 22 inländische Missionare in zehn Dörfer ausgesandt, sich um die zu kümmern, die sich neu für Christus entschieden haben.

«Unsere Missionare arbeiten Tag und Nacht für die Menschen in den gefährlichen Kriegszonen und erzählen ihnen von der Errettung», berichtet er. «Früher wurden Missionare, die aus der Westukraine in den Osten gesandt wurden, oft verprügelt und fortgejagt. Heute kommen die Leute im Osten an die Versammlungen, und 95 % der Besucher treffen eine Entscheidung für Christus, einschliesslich des Bürgermeisters einer Stadt.»

«Die Bibel hielt die Kugeln auf»

Der Leiter erzählte von einem Mann und seiner Freundin, die als Flüchtlinge aus Donezk kamen. Sie begannen, als Freiwillige in einem christlichen Flüchtlingszentrum zu helfen. Kurz darauf nahm der Mann Christus an, dann seine Freundin, und zwei Monate später heirateten sie. «Wiederum zwei Monate später gingen sie für drei Monate an eine Bibelschule, und kurz darauf kamen sie zu uns und sagten: 'wir sind jetzt bereit – könnt ihr uns an den gleichen Ort aussenden, von wo wir geflohen sind? Wir wollen Missionare sein und in unserer Heimatstadt neue Gemeinden eröffnen'. Der ganze Prozess geschah innert eines Jahres.»

Unter anderem verteilen die einheimischen Missionare auch neue Testamente, die auf dem gleichen haltbaren Papier gedruckt sind, aus dem Papiergeld gemacht wird. «Das Team fragte einen Soldaten, ob er eine Bibel wollte», erzählte ein Mitarbeiter, «und er antwortete: 'Nein, ich will keine'. Als sie fragten, warum nicht, öffnete er seine Jacke und sagte: 'weil ich schon eine habe! Ich wurde fast erschossen, aber die Kugeln gingen nicht durch. Die Heckenschützen wollten mich direkt ins Herz treffen, aber die Bibel hat die Kugeln aufgehalten!'»

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Datum: 07.12.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Aid Mission

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