Gut gehütete Geheimnisse der Frommen: Sexuelle Phantasien

Das Spiel mit der Lust: Weiss mein Partner wirklich, was ich wünsche?

Sexuelle Phantasien gehören zu den am besten gehüteten Geheimnissen vieler Christen. Diese Ansicht vertritt der Eheberater und Familientherapeut Reinhold Ruthe. Besonders in strengen Glaubensgemeinschaften führe eine Dämonisierung von „selbst nur ein wenig exotischeren sexuellen Vorlieben“ dazu, dass insbesondere Männer in pornographische Phantasien flüchteten.

Gegenüber dem christlichen Ratgebermagazin „Neues Leben“ (Altenkirchen/Berlin) sagte Ruthe: „Wir können zum Glück mittlerweile über alles reden - von der Verhütung bis zu diversen Stellungen. Aber unsere erotischen Fantasien bleiben tabu.“ Das sei nicht gut, so der Familientherapeut, denn mancher „Kampf um reine Gedanken“ könnte schon allein dadurch gewonnen werden, dass Ehepaare offener miteinander reden. Häufig rate er Männern: „Na, dann sagen Sie doch einmal Ihrer Frau, was Sie gerne hätten! Doch die schütteln nur den Kopf und sagen: Das geht nicht. Das tut die nie.“ Dann sei die Flucht in Traumwelten vorprogrammiert.

Auch Frauen zögen sich in romantische und erotische Vorstellungen zurück, wenn sie ihre Ehe als unbefriedigend erlebten. Zunehmend würden dabei die sexuellen Wünsche konkreter. Natürlich gebe es auch beim Ausleben sexueller Phantasien in der Ehe Grenzen, und Ehepartner müssten nicht jeden Wunsch erfüllen. Ruthe: „Aber viele müssen erst einmal dahin kommen, dass sie wissen: In der Ehe ist erfüllende Sexualität erlaubt! Man darf alles, wenn es beiden Partnern Freude macht.“ Das Gebot der Liebe sei auch hier Massstab für alles Handeln, Fühlen und Phantasieren.

Für problematisch im Umgang mit pornographischen Phantasien hält der Therapeut auch einen falsch verstandenen Umgang mit „Befreiungsgebeten“. Fortwährend um die Lösung des Problems zu kreisen, sei ungesund. „Natürlich ist Gebet wichtig“, so Ruthe, „aber wenn wir es falsch angehen, heben wir uns unsere Phantasien bloss weiterhin ständig vor Augen.“ Christen sollten nicht „an der falschen Front kämpfen“ und sich mit einer überzogenen „geistlichen Kampfführung“ selbst hereinlegen.

Datum: 06.04.2002
Quelle: idea Deutschland

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