Forscher der George Washington Universität

Erinnerungsvermögen nimmt kurz vor dem Tod zu

Forscher an der George Washington Universität untersuchten Hirnströme von Menschen, die an schweren Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkten starben. Kurz bevor der Tod eintrat, erhöhte sich die Hirnaktivität von allen Patienten enorm. Ihre Gehirnwellen namen ungefähr zur gleichen Zeit mit der gleichen Stärke zu.
Das Verschwinden der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn könnte Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen haben.

Wissenschaftler vermuten, dass eine erhöhte Aktivität des Gehirns erklären könnte, warum Menschen, die von Nah-Tod-Erfahrungen berichten, oft spezifische Symptome erfahren. Gewöhnlich berichten Patienten, ein weisses Licht gesehen zu haben, oder sie erinnern sich aus ihrem Körper ausgetreten zu sein.

Von Sauerstoffzufuhr getrennt

Die Ergebnisse der Forschung wurden in der Zeitschrift für Palliativmedizin veröffentlicht. Nach Ansicht der Forscher wird die erhöhte Aktivität des Gehirns von sterbenden Menschen möglicherweise von Nervenzellen verursacht, die in der gleichen Zeit durch den Verlust des Blutdrucks von der Sauerstoffzufuhr getrennt werden.

"Alle Neuronen im Gehirn sind miteinander verbunden und wenn sie keinen Sauerstoff mehr erhalten, verlieren sie ihre Fähigkeit, Ströme zu erzeugen", erklärt der leitende Forscher Lakhmir Chawla auf Discovery News. "Wenn die Durchblutung stoppt, geben alle Neuronen fast zur gleichen Zeit nochmals verstärkt Signale ab - es entsteht ein Domino-Effekt. Das könnte die vermehrte Hirnaktivität erklären ", sagt Chawla.

Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen

Das Verschwinden der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn könnte nach Ansicht der Wissenschaftler erhebliche Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen der Menschen haben, die von Nah-Tod-berichten. "Es ist nicht so, dass jeder von den gleichen Erfahrungen berichtet", sagt Chawla. "Die meisten Leute haben in der Regel nur ein sehr lebendiges Erinnerungsvermögen." Der Forscher betont auch, dass noch weitere Untersuchungen von Hirnströmen von unheilbar Kranken gemacht werden müssen, um weitere Schlussfolgerungen aus der Studie zu ziehen.

Manche Menschen berichten, dass sie einen Tunnel oder ein helles Licht gesehen hätten, andere erinnern sich, dass sie von oben auf das medizinische Personal herunter schauten. Der Wissenschaftler Sam Parnia betont, dass wenn man beweisen könne, dass das Bewusstsein auch nach der Deaktivierung des Gehirns erhalten bleibe, liege die Vermutung nahe, dass das Bewusstsein eine separate Einheit bilden könnte. "Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir viele derartige Fälle finden werden, dennoch müssen wir dafür offen sein. Der Intensivmediziner hatte bei seiner täglichen Arbeit immer wieder den Eindruck, dass die Wissenschaft sich nicht ausreichend mit Nahtoderfahrungen beschäftigt hat.

Sterben ist anders

Entgegen der allgemeinen Auffassung tritt der Tod nicht in einem bestimmten Moment ein. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der beginnt, wenn das Herz zu schlagen aufhört und die Lungen sowie das Gehirn ihre Funktion einstellen. Medizinisch handelt es sich dann um einen Herzstillstand. Während dieses Herzstillstands sind alle drei Kriterien des Todes vorhanden. Dann folgt ein Zeitraum, der von wenigen Sekungen bis zu mehr als einer Stunde dauern kann, in dem die Medizin noch die Möglichkeit zum Eingreifen hat. "Was Menschen in diesem Zeiraum erleben, ermöglicht einen einzigartigen Einblick in das, was wir vermutlich alle bei unserem Tod erfahren werden."

Quellen: BBC/pte/Dnews/Sage journals online/Livenet

Datum: 26.10.2009

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