Nach dem jüngsten Anschlag

Wie gut sind Christen in Syrien noch geschützt?

Wie gut sind Christen in Syrien noch geschützt?
Nach einem Selbstmordanschlag auf die St.-Elias-Griechisch-Orthodoxe Kirche in Damaskus blicken viele Christen in Syrien mit wachsender Sorge in die Zukunft. Der Druck der Islamisierung sei an jeder Ecke spürbar, sagt ein einheimischer Christ.

Berichten zufolge eröffnete der Attentäter zunächst das Feuer auf die Gläubigen, bevor er seinen Sprengstoffgürtel zündete. Mindestens 22 Menschen starben, Dutzende weitere wurden verletzt.

Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Antiochien sprach in einer Stellungnahme von einer «hinterhältigen Tat des Bösen», die die Kirche getroffen habe. Zudem forderte das Patriarchat von der syrischen Regierung die volle Übernahme der Verantwortung und entschlossenes Handeln zum Schutz christlicher Gemeinden und zur Wahrung der Unversehrtheit von Kirchen.

«Regierung muss ermutigt werden»

Quellen berichteten der Organisation «Christian Solidarity Worldwide» (CSW), dass die Regierung nach dem Anschlag die Sicherheitsmassnahmen verstärkt und Polizeikräfte zu Kirchen und in christliche Viertel von Damaskus entsendet habe.

CSW-Geschäftsführer Scot Bower begrüsste die Reaktion der Regierung und forderte Präsident Al-Sharaa auf, «entschieden gegen sektiererische Hetze vorzugehen und sicherzustellen, dass alle syrischen Bürger Schutz vor konfessioneller Gewalt sowie Gleichbehandlung vor dem Gesetz erfahren».

Er rief zudem die internationale Gemeinschaft auf, das syrische Volk in dieser entscheidenden Phase des Übergangs zu unterstützen: «Die Regierung muss ermutigt werden, den Prozess der Übergangsjustiz zu beschleunigen und ohne weitere Verzögerung einen nationalen Dialog zur Überwindung von Sektierertum und gesellschaftlicher Spaltung einzuleiten.»

Syrische Christen skeptisch

Ein syrischer Christ, Partner der Organisation «Open Doors», äusserte sich dagegen skeptisch gegenüber den offiziellen Stellungnahmen. Die Behörden täten lediglich so, als ob sie die Rechte aller in Syrien schützen wollten, sagte er. «Der Druck der Islamisierung ist an jeder Ecke in Syrien spürbar», fügte er hinzu.

Der Anschlag hat die Angst unter der christlichen Minderheit weiter geschürt. «Dieses Ereignis wird dazu führen, dass Christen und Kirchenleiter ständig in Angst vor dem nächsten Angriff leben müssen», so der Partner weiter. «Wir beten, dass die internationale Gemeinschaft und das Blut dieser Märtyrer Fürsprecher für die verbleibenden Christen in Syrien sein werden.»

«Jede Hoffnung verloren»

Eine junge Christin aus Damaskus sagte gegenüber Open Doors: «Ich habe jede Hoffnung verloren, dass es hier für uns noch ein Leben gibt.» Die Partnerorganisation von Open Doors in Syrien unterstützt derzeit die griechisch-orthodoxe Kirche im ganzen Land und bietet Trauma-Betreuung für die vom Anschlag Betroffenen an.

Die aktuelle syrische Regierung steht unter der Kontrolle einer islamistischen Gruppierung, die ursprünglich als Ableger von Al-Qaida entstand. Diese war massgeblich an der Absetzung des säkularen Herrschers Bashar al-Assad im vergangenen Dezember beteiligt.

Trotz ihrer islamistischen Ursprünge beteuert das neue Regime, die Rechte religiöser Minderheiten achten zu wollen. Es bestehen jedoch erhebliche Zweifel daran, ob es extremistische Kräfte in den eigenen Reihen effektiv kontrollieren und die zahlreichen bewaffneten Gruppen im Land unter seine Kontrolle bringen kann. Syrien belegt aktuell Platz 18 auf dem Weltverfolgungsindex von «Open Doors», welche die Länder mit der stärksten Christenverfolgung auflistet.

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Datum: 03.07.2025
Autor: Robert Parr / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / Übersetzung: Livenet

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