Sein Vater hatte sich um diese Stelle gekümmert. Doch seine Feinde im Parlament forderten zuerst ein öffentliches Verhör seines Sohnes. Über den schrecklichen Angriff 1763 schrieb Cowper: Ich hatte auf einmal schreckliche Angst und war zutiefst verzweifelt. Für mich wäre ein Blitzschlag ge¬nauso willkommen gewesen wie dieses Verhör. … Diejenigen, deren Geist wie meiner funktioniert, für die eine öffentliche Zurschaustellung ihrer selbst, egal zu welcher Gelegenheit, wie tödliches Gift ist, können sich vielleicht den Schrecken meiner Situation vorstellen, die anderen können es nicht.12 Mehr als ein halbes Jahr lang fühlte er sich wie ein »Mann, der am Ort seiner Hinrichtung ankommt«.13 Zu diesem Zeitpunkt kehrte die Erinnerung an etwas Furchtbares zurück, sodass man sich fragt, was für ein Mensch William Cowpers Vater gewesen sein muss. Der 32-jährige Angestellte erinnerte sich plötzlich an eine »Abhandlung über einen Selbstmörder«, die er als Elfjähriger gelesen hatte. Ich erinnere mich, dass ich auf Wunsch meines Vaters als Elfjähriger etwas über die Rechtfertigung eines Selbstmörders lesen sollte und ihm meine Ge¬danken mitteilen sollte: Ich tat es und sprach mich dagegen aus. Mein Vater hörte meinen Gründen schweigend zu, zeigte weder Anerkennung noch Ablehnung, woraus ich schloss, dass er auf der Seite des Autors und gegen mich war.14 In der Woche vor seiner Prüfung (Oktober 1763) kaufte er das Gift Laudanum. Dann dachte er darüber nach, nach Frankreich zu fliehen , um dort in ein Kloster einzutreten. In seiner Phantasie sah er sich von den Zeitungen anonym verleumdet. Er verlor fast gänzlich den Bezug zur Wirklichkeit. Am Tag vor dem parlamentarischen Verhör liess er sich von einem Taxi zum Anlegeplatz am Tower fahren, um sich dort zu ertränken. Dort war das Wasser jedoch zu niedrig, und »ein Gepäckträger sass auf einigen Sachen«, wie zum »Zeichen, [ihn] daran zu hindern«.15 Am selben Abend versuchte er das Gift Laudanum zu nehmen, doch seine Finger waren »völlig verkrampft« und »vollständig nutzlos«. Am nächsten Morgen versuchte er drei Mal, sich mit einem Strumpfband zu er-hängen. Beim dritten Mal wurde er zwar bewusstlos, doch das Strumpfband riss. Die Waschfrau fand ihn im Bett und rief seinen Onkel, der das Verhör sofort ab-sagte. Und das war das Ende von Cowpers Auseinan¬dersetzung mit dem öffentlichen Leben – jedoch nicht das Ende seiner Auseinandersetzung mit dem Tod. Cowper dachte darüber nach, dass er sich des Selbstmordes schuldig gemacht hatte, auch wenn er es nur versucht und einfach versagt hatte. Jetzt war er der schrecklichen Tat der Sünde überführt: Ich war der Sünde überführt und verurteilt worden, besonders wegen der gerade begangenen Sünde; mir wurde klar, wie niederträchtig und grausam meine Tat gewesen war. Mir wurde das so deutlich bewusst, dass ich mich selbst auf unvorstellbare und unbeschreibliche Weise verachtete. … Diese Erkenntnis hielt mich davon ab, eine Straftat zu wiederholen, die ich jetzt mit Abscheu betrachtete. Bevor ich aus dem Bett aufstand, wurde mir bewusst, dass meine Gräueltaten nichts anderes als Mord waren und dass ich, auch wenn sich mein Plan nicht erfüllte, trotz-dem die ganze Schuld für dieses Verbrechen auf mich nehmen musste. Sofort fühlte ich Gottes Zorn und eie tiefe Verweig , diesem zu etkomme. Die Furcht vor dem Tod war wesentlich stärker, als der Wunsch danach es jemals gewesen war.16 Alles, was er las, schien ihn zu verdammen. Er fand keinen Schlaf, und wenn er schlief, quälten ihn schreckliche Träume. Wenn er aufwachte, »schwankte und stolperte er wie ein Betrunkener«.17 Fortsetzung: Standhaft im Leid
Datum: 04.03.2008
Autor: John Piper
Quelle: Standhaft im Leiden