Korea-Wiedervereinigung als geistliche Aufgabe
Kürzlich fand das 7. Nordkoreanische Gemeindegründungsforum in Seoul statt, unter dem Leitsatz «80 Jahre Befreiung: Diagnose und Vision für den Wiederaufbau der Kirche in Nordkorea». Zu den Trägern gehörten über zehn koreanische Institutionen und Werke.
«Die Wiedervereinigung ist der gemeinsame Wunsch aller, und der Wiederaufbau der Kirche in Nordkorea ist unsere gemeinsame Vision», erklärte Pastor Kim Chan-gon, Vorsitzender des «Rats für Einheitsmission der koreanischen Kirche». «Damit die Wiedervereinigung zu dem Segen wird, den Gott vorgesehen hat, müssen wir im Einklang mit seinem Willen handeln. Und wir müssen lernen, auf Gott zu vertrauen – nicht auf finanzielle Mittel.»
Statue soll fallen, Heiliger Geist zurückkehren
Pastor Jung Young-gi sagte: «Alle, die sich nach Wiedervereinigung und dem Wiederaufbau der nordkoreanischen Kirche sehnen, sollten dafür beten, dass die Statue Kim Il-sungs auf dem Gelände der ehemaligen Jangdaehyeon-Kirche fällt – und das Feuer des Heiligen Geistes dorthin zurückkehrt.»
Professor Hong Moon-gi von der Chungshin-Universität betonte die Notwendigkeit, die bisherige Richtung aus theologischer, historischer und missiologischer Sicht neu zu reflektieren. Er warf unter anderem folgende Fragen auf:
- Ist die Arbeit mit nordkoreanischen Flüchtlingen nationale Missionsarbeit oder interkulturelle Begegnung?
- Kann der Einsatz für Menschenrechte in Nordkorea mit christlicher Mission koexistieren?
Weiter hielt er fest, dass nordkoreanische Kirchen von Nordkoreanern selbst geführt werden müssen; aus einer persönlichen Begegnung mit Gott heraus. Kommt es nach der Wiedervereinigung zu Spannungen zwischen der Koreanischen Christlichen Föderation und Untergrundkirchen, sollten allein die nordkoreanischen Christen unter Gottes Leitung über Strukturen und Lehre entscheiden. «Wir müssen aufhören, mechanisch zu handeln – und beginnen, kritisch zu hinterfragen.»
Vielfältige Kritikpunkte…
Pastor Lee Soo-bong, Forschungsleiter des «Instituts für Einheit und Missionsentwicklung», stellte in seinem Vortrag eine ehrliche Analyse vor. Er kritisierte unter anderem:
- das reflexhafte Berufen auf Antikommunismus und nationale Sehnsucht
- einseitige Übertragung südkoreanischer Gemeindeaufbaumuster auf Nordkorea
- mangelnde Ursachenforschung zum Zusammenbruch der Kirchen im Norden (Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang galt einst als «Jerusalem des Ostens»)
- Konkurrenzdenken unter Denominationen
- fehlende theologische Reflexion
- Fokussierung auf Gebäude statt auf geistliches Leben
- projektorientiertes Vorgehen ohne Beteiligung nordkoreanischer Christen
Sein Fazit: Der Wiederaufbau müsse kritisch überdacht und missiologisch neu verankert werden, mit klarer theologischer Basis, echter Beteiligung Nordkoreas und konkretem Wissen über Opfer, Täter und historische Zusammenhänge.
… verschiedene Lösungsansätze
Lee Soo-bong lieferte gleichzeitig etliche Punkte, die in Richtung Lösung gehen:
- neue Definitionen von «Wiederaufbau»
- einen umfassenden Blick auf Glaube, Gesellschaft, Geschichte
- enge Vernetzung von Kirchen, Flüchtlingsgemeinden, Fachleuten aus Medien, Sozialarbeit und IT
- den Mut, veraltete Muster loszulassen
«Control Tower», aber nicht überzentralisiert
Weiter sprach Pastor Lee über die Idee einer landesweiten Koordinationsstelle (einem «Control Tower») für den Wiederaufbau, gleichzeitig warnte er vor einer Überzentralisierung. «Die Koordinationsstelle soll nicht entscheiden, sondern vernetzen.»
Impulse sollten weiterhin von Denominationen und Ortsgemeinden ausgehen. Wichtig sei ein organisches Miteinander aller Beteiligten – von Gemeinden bis hin zu nordkoreanischen Flüchtlingen.
Aus deutscher Wiedervereinigung lernen
Professor Ha Kwang-min von der «Graduiertenschule für Einheitsentwicklung» stellte ein dreistufiges Modell für die Gemeindegründung in Nordkorea (wo Ruth Graham drei Jahre zur Schule ging) vor – basierend auf historischen Vergleichen, insbesondere mit der deutschen Wiedervereinigung:
1. Vorbereitungsphase: Schulung von Missionskräften in Flüchtlingsgemeinden, Medienmission nach Nordkorea und Auswahl potenzieller Einsatzorte.
2. Öffnungsphase: Gemeindedienste über humanitäre Hilfe einführen, beschränkter Zugang bei wachsender Religionsfreiheit.
3. Nach-Wiedervereinigungsphase: «Soft Landing» vorbereiten, systematischer Aufbau durch vorbereitete Teams.
Dazu kommen verschiedene regionale Strategien.
Von Nordkoreanern getragen
Er plädierte für eine autonome, kulturell eingebettete Kirche, die von Nordkoreanern selbst getragen wird – mit langfristiger Unterstützung der südkoreanischen Kirche.
Die Gemeindegründung ist ein Beitrag zur Wiedervereinigung und Versöhnung. Pastor Heo Eun-sung hob die Bedeutung von Flüchtlingsgemeinden hervor, die als Brücke zwischen Nord und Süd wirken können. Gegenseitige Partnerschaften seien entscheidend für die Einheit innerhalb der Kirche selbst.
Pastor Cho Ki-yeon hielt fest: «Was wir nach fast 40 Jahren Nordkorea-Mission gelernt haben, ist dies: Es ist nicht unsere Mission, sondern Gottes Mission. Der Heilige Geist wirkt – in Nordkorea wie in Südkorea.»
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Datum: 31.07.2025
Autor:
Christian Daily Korea / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Daily International / gekürzte Übersetzung: Livenet